Murat Kayman Profile picture
Publizist | Jurist | Gründungsmitglied @Alhambra_eV | Podcast https://t.co/hNIBYzeeRg | Co-Autor https://t.co/kUBqwQLwwp | Projektleiter #DasunbequemeGespräch
Nov 9 5 tweets 1 min read
Die relativierenden Reaktionen auf Amsterdam und die Verharmlosung der Gewalt als Prügelei zwischen Fußballfans macht die Zustände sichtbar, die unsere gesellschaftlichen Debatten tatsächlich prägen: Viele - auf allen gesellschaftlichen Ebenen - wollen nicht zwischen Hooligans und unbeteiligten Juden unterscheiden. Das Fehlverhalten eines israelischen Hooligans soll als Rechtfertigung für Gewalt gegen alle Juden gelten. Dabei ist aber nicht das konkrete Fehlverhalten die Motivation der Gewalt, sondern die Eigenschaft jüdisch zu sein. Jedes
Nov 8 4 tweets 1 min read
Jetzt war die Gewalt in Amsterdam also auch nur Widerstand gegen israelische Hooligans. Judenhass findet immer eine Begründung dafür begründet zu sein. Der Mob in Amsterdam hat nicht nach Hooligans gesucht, um sie für rassistische Schmähgesänge oder abgerissene Fahnen zu bestrafen. Er hat Pässe kontrolliert, um Juden aus Israel zu finden und sie dafür zu bestrafen, dass sie Juden sind. Die Opfer haben das sehr genau verstanden. Deshalb haben sie auch nicht geschrien „Ich bin kein Hooligan!“. Sie haben geschrien „Ich bin kein Jude!“. Und
Nov 5 8 tweets 2 min read
Eine muslimische Perspektive auf die Diskussionen um die Antisemitismus-Resolution: Mir kommt die Leidenschaft in muslimischen und diskriminierungssensiblen Kreisen nicht überzeugend vor, wenn darauf gepocht wird, Israel kritisieren zu dürfen, ohne sich dem Vorwurf des Antisemitismus aussetzen zu müssen. Wer unsere innermuslimischen Dynamiken kennt, weiß wie selten Kritik an Israel ist, die nicht spätestens im zweiten Satz antisemitische Muster reproduziert. Ich habe es bislang auch nicht häufig erlebt, dass wir Muslime uns dafür
Oct 23 14 tweets 3 min read
Interessante Jugendstudie. Wegen der Ergebnisse, aber auch wegen der Punkte, die sie nicht anspricht - weil sie sie methodisch kaum ansprechen kann. Weil es blinde Flecken sind, die man nur wahrnimmt, wenn man intensiv in diesen Communities lebt:
www1.wdr.de/nachrichten/sh… Was meine ich damit?
Der Wunsch nach mehr Anerkennung des Leids der Palästinenser ist das zentrale Ergebnis der Jugendstudie. Die Studie sagt aber nichts darüber aus, ob die Verantwortung der arabischen Seite dieses Konflikts als wesentliche Ursache für dieses Leid erkannt
Oct 20 9 tweets 2 min read
Ich beobachte jetzt seit einem Jahr die „propalästinensische Solidarität“ und die behauptete Moralität ihres Standpunktes mit all ihren Versatzstücken wie „Genozid“, „Kriegsverbrechen“, „Apartheid“, „Widerstand“ etc. Besonders auffällig ist die Anlehnung an die deutsche Erinnerungskultur, an das „Nie wieder!“, an „German guilt“ oder an postkolonialistische Ideen. Diese Haltung reklamiert für sich den ethischen higher ground, begreift sich als antifaschistisch, als progressiv, als machtkritische, linke, humanistisch aufgeklärte Position.
Oct 18 4 tweets 1 min read
Ich kann die Widerstandsromantik, mit der Sinwar verehrt und sein Tod als Heldentat verklärt wird, nicht nachvollziehen. Sie widerspricht auch der propalästinensischen Empathie, die eingefordert und deren Ausbleiben ständig beklagt wird. Sinwar war die Personifizierung einer Ideologie, die das grenzenlose Töten von Juden als Bedingung der eigenen Staatlichkeit und das unaufhörliche Sterben der eigenen Bevölkerung als stärkste Waffe auf diesem Weg definiert. Eine Ideologie, die sich seit Jahrzehnten weigert, über den eigenen Machterhalt hinaus
Oct 17 6 tweets 1 min read
Die palästinensische Führung hat einen Krieg geführt, dessen Front sie ganz gezielt in die eigene Bevölkerung verlegt hat, dessen Schützengräben sie absichtlich in den Wohnhäuser der eigenen Bevölkerung ausgehoben hat. Sie hat das eigene Volk in die Katastrophe dieses Krieges geführt, weil sie nicht nur die Zivilisten ihres Feindes als militärische Ziele definiert, sondern auch das Sterben der eigenen Leute als strategische Waffe einsetzt. Mit dem Tod des Hauptverantwortlichen für diese Kriegsführung hat sie nun die Chance, die Waffen niederzulegen,
Oct 13 8 tweets 1 min read
Sitze seit zwei Tagen in einer öffentlichen muslimischen Veranstaltung. Meine Beobachtung in dieser Zeit: Es gibt eine große Sehnsucht nach „Einheit“, „Zusammenhalt“ und „Gemeinschaft“. Diese Sehnsucht bleibt aber unreflektiert, ja fast schon vegetativ. Es dominiert eine Annahme, dass diese Sehnsucht nur durch die Einebnung von Unterschieden gestillt werden kann. Gemeinschaft wird tendenziell als etwas empfunden, das nur durch Konformität, ja gar Uniformität erreicht werden kann. Diese Gestalt der Sehnsucht öffnet die Flanke der muslimischen
Oct 7 7 tweets 2 min read
Dieser Text zum 7.10. und auch die ähnliche Erklärung des zweiten großen muslimischen Verbandes, der Ditib, machen die moralischen Abgründe innerhalb der muslimischen Community sichtbar. Da ist diese kaum noch zu verbergende Trauer darüber, dass die Anschläge vom 7.10. nicht zur Beendigung der „76 Jahre Besatzung“ geführt haben, die sich hier das schlecht sitzende Gewand einer vermeintlich humanistischen Mahnung zum Frieden überwirft. Ein vorgegaukelter Pazifismus, der seine moralische Begründung allein aus der Zahl der Opfer ableiten und dabei
Oct 3 11 tweets 2 min read
Je länger ich das Lamento über die Einseitigkeit der Berichterstattung zu Nahost hier lese, umso mehr bin ich überzeugt: Die moralische Grundlage dieser Klagen ist lediglich eine Behauptung. Die eingeforderte Empathie mit den zivilen Opfern, die angeprangerte Gleichgültigkeit ihrem Leid gegenüber sind kein Ausdruck humanistischer Grundsätze.Denn die Parteinahme in diesem Konflikt schließt das aus. Man darf nicht ignorieren,was der herbeigesehnte „Erfolg“ der unterstützten Seite konkret bedeutet. Ein „freies Palästina“ bedeutet eben kein demokratisches
Sep 29 9 tweets 2 min read
Die Skandalisierung von @cem_oezdemir und seinen Ausführungen in der @faznet durch migrantisch geprägte Kommentatoren und ihren diskriminierungssensiblen Sekundanten folgt einem bekannten Muster, das auch im innermuslimischen Kontext wirksam ist: Es gibt keine eigene Wirksamkeit und Verantwortung für Missstände in den eigenen migrantischen / muslimischen Communities. Erst recht dann nicht, wenn kulturelle oder religiöse Ursachen dieser Missstände angesprochen werden. Nach dieser Vorstellung ist die hiesige Gesellschaft mit all ihren
Sep 28 5 tweets 1 min read
Die Menschen, die unter dem Einfluss der Hisbollah leben müssen, feiern das Ende Nasrallahs. Die hiesigen progressiven Streiter gegen Unterdrückung betrauern es. Der implizite Wunsch, diese Menschen hätten weiter unter der Hisbollah leben sollen, dürfte eine der muslimfeindlichsten Haltungen sein, die man bei einer bequemen Tasse Cappuccino in einem europäischen Café an den Tag legen kann. Und aus muslimischer Sicht zeigt sich erneut die moralisch fragwürdige Ignoranz, die schon nach dem Verbot des IZH in Hamburg in dem Vorwurf
Sep 17 8 tweets 2 min read
Krieg ist grausam. Deshalb sollte Israel nicht kämpfen. Das scheint die Logik zu sein, wenn man hier die Kommentare liest, die in jedem Militärschlag Israels den Ausdruck von Unmoral sehen. Mal mehr, mal weniger offen als vermeintliche Bestätigung von Judenhass formuliert. Hamas und Hisbollah führen ihren Krieg gegen Israel ohne Uniform, aus den Reihen der eigenen Zivilbevölkerung heraus. Sie wollen diesen Krieg, obwohl sie wissen und sicher davon ausgehen, dass er die eigene Bevölkerung treffen wird. Wie soll Israel einen Krieg beenden, den seine
Sep 11 5 tweets 1 min read
Sorry @dlfkultur , das ist kein Einwurf. Das ist das Durchwinken eines üblen Fouls. Dass in der öffentlichen Wahrnehmung nicht präzise zwischen „Islamisten“ und „Muslimen“ unterschieden wird, hat Gründe. Und die haben auch mit dem Zustand der muslimischen Community zu tun. Dieser „Einwurf“ ist exakt die Argumentation von antidemokratischen Muslimen, denen ich in der Verbandslandschaft bis auf höchsten Führungsebenen begegnet bin und die den Islam als politisches Instrument betrachten. Es sind eben genau diese Leute, die nicht wollen, dass es einen
Sep 3 4 tweets 1 min read
Ich kann das nicht mehr hören: Es gäbe keinen islamischen Antisemitismus. Das seien alles nur vom Westen gelernte und dann islamisierte Ideen und Erzählungen. Wenn Muslime das sagen, ist das eine sehr unaufrichtige Verdrängungsstrategie. Wenn Nichtmuslime das sagen, ärgere ich mich noch mehr. Denn darin kommt letztlich eine unglaublich degradierende Perspektive auf Muslime zum Ausdruck: muslimische Kinderseelen, die vom Westen verdorben wurden und bis heute nicht mündig und intellektuell in der Lage sind, diese Indoktrination zu erkennen und zu
Sep 2 6 tweets 1 min read
Es gab gestern Abend Politiker, die - wenn man ihnen mit geschlossenen Augen zuhört - so klingen wie eine Wochenschau nach 1940. Und ein Drittel der Wähler in Sachsen und Thüringen wollen solchen Leuten Regierungsmacht übertragen. Im Bund wird es nächstes Jahr wohl ähnlich aussehen. Wir sollten unser Selbstbild kritisch hinterfragen. Waren die dunkelsten 12 Jahre unserer Geschichte nur eine „vogelschissige“ Ausnahme? Oder ist unsere Gesellschaft auch heute noch anfällig und empfänglich für antidemokratische, totalitäre Ideologien? Sind wir ein
Sep 1 7 tweets 1 min read
In der muslimischen Zivilgesellschaft und ihren Organisationen gibt es die wiederkehrende Klage, dass die propalästinensischen Stimmen nicht gehört werden, dass es keine Empathie mit den Menschen in Gaza gibt und dass niemand betroffen ist, wenn Palästinenser sterben. Leidenschaftliche Pressemitteilungen haben die muslimischen Verbände diesbezüglich veröffentlicht. Es vergeht kein Tag, an dem diese Klage auf Social Media nicht wiederholt wird. Jetzt sind Ori, Almog, Hersh, Alexander, Carmel und Eden gefunden worden. Von der Hamas ermordet
Aug 31 11 tweets 2 min read
Es gehört zu den Eigenarten unserer gesellschaftlichen Debatten, dass es blinde Flecken gibt, die eine positive Entwicklung hemmen. Dazu gehört die Einseitigkeit dieses „Uff“. Die Empörung unserer migrantischen Community und des diskriminierungssensiblen gesellschaftlichen Spektrums gilt stets nur den hierarchisierenden, abwertenden Praktiken, die sich gegen Menschen mit Migrationsgeschichte richten. Die Überlegenheitsvorstellungen der migrantischen Communities, die alles Deutsche nicht als Teil der eigenen Persönlichkeit, sondern nur als äußere
Aug 30 5 tweets 1 min read
Nach dem Anschlag in Solingen hatte die IGMG angekündigt: „Die fürchterliche Tat wird in der Freitagspredigt deutschlandweit behandelt.“
Unten sieht man wie: kein Wort zum Täter oder seinem Motiv. Nur eine Wiederholung der „thoughts and prayers“ aus der vorherigen PM. In der Image Freitagspredigt der Ditib sogar noch weniger, nämlich gar nichts mehr zum Thema. Eine wiederkehrende Aussage der muslimischen Organisationen ist die Beschwerde über Distanzierungserwartungen: „Wir haben keine Nähe zu den Tätern, also gibt es nichts, wovon wir uns distanzieren
Aug 29 4 tweets 1 min read
Unsere Präventionskonzepte haben einen grundsätzlichen Denkfehler. Online-Radikalisierung kann man nicht mit Offline-Prävention verhindern oder bekämpfen. Wer sich online von islamistischen Erzählungen angesprochen fühlt, sucht sich offline kein Korrektiv. Man kann in jedem Biologiebuch nachlesen, dass man eine Weile gelebt haben muss, bevor man zum Publikum der radikalisierenden Onlineangebote wird. Entscheidend ist, was bis zum ersten Augenblick des Onlinekonsums passiert. Auf welchen Nährboden fallen radikalisierende Inhalte? Auf welches
Aug 28 13 tweets 2 min read
Eine kleine Ergänzung: selbst wenn wir „bessere Integration“ als das entscheidende Paradigma benennen, bleibt eine allseits zu beobachtende Vorwurfshaltung, die die Probleme der Integration immer als von anderen verursacht beschreibt. Für die Bürger ist es die Politik, weil sie falsche Entscheidungen trifft. Für die Politik sind es die Bürger, weil sie nicht weltoffen genug sind. Für „die Deutschen“ sind es „die Muslime“, weil sie rückständig sind. Für „die Muslime“ sind es „die Deutschen“, weil sie rassistisch und muslimfeindlich sind. Für die