Murat Kayman Profile picture
Publizist | Jurist | Gründungsmitglied @Alhambra_eV | Podcast https://t.co/hNIBYzeeRg | Co-Autor https://t.co/kUBqwQLwwp | Projektleiter #DasunbequemeGespräch
Jun 24 12 tweets 2 min read
Den Nahostkonflikt werden wir hier in Deutschland nicht lösen. Worauf wir Einfluss haben, sind die Bedingungen unseres Zusammenlebens hier vor Ort. Die jüngsten Zahlen antimuslimischer Vorfälle allein in Berlin sind alarmierend - 644 solcher Fälle wurden in 2024 erfasst. Das ist ein wichtiges Thema, über das intensiver diskutiert werden muss. Es ist abgesehen vom Nahostkonflikt nahezu das einzige Thema, über das muslimische Organisationen in Deutschland öffentlich reden. Jetzt stellen wir uns vor, die Zahlen allein für Berlin wären um etwa das
Jun 18 4 tweets 1 min read
„Wir dürfen nicht akzeptieren, dass keine Regeln mehr gelten, dass nur noch das Recht des Stärkeren gilt!“ Okay, was glaubt ihr denn, was das iranische Regime tun würde, sobald es über Atomwaffen verfügt? Sich an Regeln halten? Ich sehe hier seit Tagen, wie antisemitische Accounts bereit sind, jedes AI-generierte Bild und Video mit infernalischen Zerstörungen israelischer Städte zu glauben und zu feiern. Die Massenvernichtung von Juden weckt eine tiefe Freude, eine Genugtuung, die sich über kulturelle, sprachliche, konfessionelle Grenzen hinweg
Jun 14 8 tweets 2 min read
Auf der Ebene der politischen Analysen kann es Meinungsverschiedenheiten geben. Ich kann Argumente und Einordnungen nachvollziehen, auch wenn ich sie nicht teile. Und im Kontext des Nahostkonflikts sind kontroverse Positionen ohnehin die Regel. Aber es gibt im Hinblick auf Israel eine ganz spezielle Freude an Gewalt und Zerstörung, die nicht anders zu erklären ist als mit tief verwurzeltem Judenhass. All die moralische Entrüstung, die humanistische Sensibilität und alle ethischen Grundsätze, die als allein handlungsleitend in der Kommentierung des
May 3 5 tweets 1 min read
Die aktuelle Entrüstung darüber, dass Rechtsextremisten als gesichert rechtsextremistisch eingestuft werden und die zunehmende Etablierung eines völkischen Verständnisses von Zugehörigkeit, wie es in dem Begriff des „Volksdeutschen“ zum Ausdruck kommt, machen sichtbar,dass unsere Erinnerungskultur in weiten Teilen eine Wiedergutwerdungskultur war und ist. Die Wiedergutwerdung der Täter hatte unmittelbar nach Ende des Krieges begonnen. Die Sehnsucht nach Wiedergutwerdung der Bevölkerung hat u.a. im Historikerstreit Ausdruck gefunden. Nun sind wir an dem
Feb 21 4 tweets 1 min read
Man muss es angesichts der Bilder und Verlautbarungen aus Gaza so deutlich formulieren: Die palästinensische Sache hat jeden Anspruch auf Solidarität verwirkt. Das Ziel eines eigenen Staates muss selbst den Palästinensern als ein dermaßen utopisches, jeder Wirklichkeit entzogenes Ziel erscheinen, dass selbst der kleinste rationale und konstruktive Gedanke oder Ansatz nicht erstrebenswert ist. Stattdessen werden die Leichen von Kleinkindern als Trophäen des Sieges gefeiert. Der „Widerstand“ hat kein rationales Ziel, keine vernünftige
Feb 17 7 tweets 1 min read
Also wenn man die Fernsehduelle so sieht, drängt sich einem unweigerlich der Grund für die Anziehungskraft der AfD auf. Es geht nicht um politische Inhalte. Jedenfalls nicht im Sinne inhaltlicher Konzepte, mit denen politische Herausforderungen gemeistert werden sollen. Es geht um Verachtung und die Tarnung dieser Verachtung als politische Alternative. Weidel ist die perfekte Verkörperung, die Personifizierung dieser Verachtung. Der Gestus, die Mimik. Bei jeder Wortmeldung strömt der Weltekel und die kategorische Geringschätzung des Gegenüber aus jeder
Feb 16 7 tweets 1 min read
Nach islamistischen Anschlägen darauf zu warten, dass Demos gegen Islamismus organisiert werden - zumal durch muslimische Verbände -, ist illusorisch. Die großen muslimischen Organisationen verdrängen das Problem des Islamismus. Sie wehren sich schon gegen den Begriff des Islamismus. Seine Manifestation in Gestalt terroristischer Anschläge begreifen sie nicht als Problem der muslimischen Gemeinschaften. Sie sind eher davon überzeugt, dass solche Anschläge durch äußere nichtmuslimische Mächte initiiert werden als dass es sich um Taten handeln
Feb 15 4 tweets 1 min read
In europäischer Erde liegen unzählige junge Amerikaner, die vor 80 Jahren dafür gestorben sind, dass eben nicht jede Meinung zur politischen Handlung werden darf. Heute halten das amerikanische Spitzenpolitiker offensichtlich für einen Irrtum. Weil sie sich wünschen, jene, die dieses amerikanische Opfer auf dem „Altar der Freiheit“ für einen Vogelschiss halten, mögen wieder politische Macht ausüben. Diese Gleichgültigkeit der eignen Geschichte gegenüber ist ein Luxus, den wir Deutsche uns nicht leisten können. Wir dürfen nicht
Feb 14 8 tweets 2 min read
Das muslimische Spektrum - vom Ultraorthodoxen, der diese Gesellschaft ablehnt, bis zum Säkularen, der in dieser Gesellschaft Karriere gemacht hat - ist geeint in einem kollektivistischen Fiebertraum einer muslimischen Gemeinschaft, die durch uniformes, gleichgeschaltetes Handeln Stärke zeigt. Die einen nennen es Ummah und sind vom Gedanken verzückt, durch die Macht der Mehrheit alle anderen in ein Leben nach ihren Vorstellungen zu zwingen. Die anderen nennen es zivilen Ungehorsam und glauben, gesellschaftlicher Zusammenhalt ließe sich durch
Jan 31 6 tweets 1 min read
Wir sind ein merkwürdiges Land. Die einen haben Deportationsfantasien und geben sich Mühe, wie man das rhetorisch geschmeidiger formulieren kann. Die anderen freuen sich auf Vielfalt und glauben, dass sie aus sich heraus funktionieren wird, ohne eine Verständigung darüber, was uns in dieser Vielfalt eigentlich verbinden soll. Und dann sind da noch jene, die davon träumen, dass „demographische Fakten“ ihnen dereinst die Macht der Mehrheit verschaffen werden. Ohne jemals definiert zu haben, wie diese Fakten dem Wohl des ganzen Landes dienen können. Für
Jan 15 5 tweets 1 min read
Die Hamas feiert also ihren „Sieg“: Tausende tote Palästinenser, Gaza zerstört. Eines der Grundprobleme dieses Konflikts lag schon immer darin, dass die palästinensische Führung nie wahrhaben wollte, ihren Krieg gegen Israel schon vor langer Zeit verloren zu haben. Dass sie die aktuelle Situation als Sieg feiert, zeigt vor allem eines: für den Fanatismus, Israel zerstören zu wollen, braucht sie weder eine urbane Lebensgrundlage für die eigene Bevölkerung, noch liegt ihr deren Überleben am Herzen. Beides sind nicht die relevanten Kategorien eines Sieges
Jan 9 5 tweets 1 min read
Was man zu den Bildern der verheerenden Brände in Los Angeles in den realen und virtuellen Resonanzräumen der muslimischen Community hört, ist besorgniserregend. Freude, Verwünschungen, die Erwartung, es möge noch viel schlimmer werden, Begeisterung darüber, dass dies Zeichen einer göttlichen Rache für die Zerstörung in Gaza sei und so weiter, und so weiter. Das sind spirituelle Verwüstungen der muslimischen Seele, zu denen sich muslimische Religionsgemeinschaften eigentlich kritisch äußern müssten. Wenn wir denn welche hätten. Durch das Schweigen zu
Jan 8 7 tweets 1 min read
Was mir in den letzten Tagen aufgefallen ist: Als muslimische Community sind wir sehr schnell dabei, verweigerte Handschläge auf dem diplomatischen Parkett zu kommentieren und zu erläutern, dass das respektvolle Gesten sind, die im Kontext religiöser und kultureller Vorstellungen von Achtsamkeit, Zurückhaltung, Moral und Pietät zu verstehen seien, auch wenn sie von den Bräuchen nichtmuslimischer europäischer Gesellschaften abweichen. Was wir in diesem Kontext überhaupt nicht diskutieren ist die Frage, wie diese Erläuterungen zu der Ungleichbehandlung von
Dec 20, 2024 12 tweets 2 min read
Das sollte aufmerksam gelesen werden. Insbesondere von unserer Religionspolitik in Land und Bund, die auf Anerkennung und Kooperation mit muslimischen Verbänden setzen, ohne Bedingungen dafür zu formulieren. Hier wird sichtbar, was ich wiederholt angesprochen habe. Ein Image Religionsverständnis, das sich als Erzählung der Gegnerschaft gegenüber der hiesigen Gesellschaft konstruiert. Eine Gegnerschaft, die jetzt kurz vor Weihnachten ausdrücklich als antichristliche und antijüdische Haltung eingefordert wird. Eine Vermischung antisemitischer
Nov 9, 2024 5 tweets 1 min read
Die relativierenden Reaktionen auf Amsterdam und die Verharmlosung der Gewalt als Prügelei zwischen Fußballfans macht die Zustände sichtbar, die unsere gesellschaftlichen Debatten tatsächlich prägen: Viele - auf allen gesellschaftlichen Ebenen - wollen nicht zwischen Hooligans und unbeteiligten Juden unterscheiden. Das Fehlverhalten eines israelischen Hooligans soll als Rechtfertigung für Gewalt gegen alle Juden gelten. Dabei ist aber nicht das konkrete Fehlverhalten die Motivation der Gewalt, sondern die Eigenschaft jüdisch zu sein. Jedes
Nov 8, 2024 4 tweets 1 min read
Jetzt war die Gewalt in Amsterdam also auch nur Widerstand gegen israelische Hooligans. Judenhass findet immer eine Begründung dafür begründet zu sein. Der Mob in Amsterdam hat nicht nach Hooligans gesucht, um sie für rassistische Schmähgesänge oder abgerissene Fahnen zu bestrafen. Er hat Pässe kontrolliert, um Juden aus Israel zu finden und sie dafür zu bestrafen, dass sie Juden sind. Die Opfer haben das sehr genau verstanden. Deshalb haben sie auch nicht geschrien „Ich bin kein Hooligan!“. Sie haben geschrien „Ich bin kein Jude!“. Und
Nov 5, 2024 8 tweets 2 min read
Eine muslimische Perspektive auf die Diskussionen um die Antisemitismus-Resolution: Mir kommt die Leidenschaft in muslimischen und diskriminierungssensiblen Kreisen nicht überzeugend vor, wenn darauf gepocht wird, Israel kritisieren zu dürfen, ohne sich dem Vorwurf des Antisemitismus aussetzen zu müssen. Wer unsere innermuslimischen Dynamiken kennt, weiß wie selten Kritik an Israel ist, die nicht spätestens im zweiten Satz antisemitische Muster reproduziert. Ich habe es bislang auch nicht häufig erlebt, dass wir Muslime uns dafür
Oct 23, 2024 14 tweets 3 min read
Interessante Jugendstudie. Wegen der Ergebnisse, aber auch wegen der Punkte, die sie nicht anspricht - weil sie sie methodisch kaum ansprechen kann. Weil es blinde Flecken sind, die man nur wahrnimmt, wenn man intensiv in diesen Communities lebt:
www1.wdr.de/nachrichten/sh… Was meine ich damit?
Der Wunsch nach mehr Anerkennung des Leids der Palästinenser ist das zentrale Ergebnis der Jugendstudie. Die Studie sagt aber nichts darüber aus, ob die Verantwortung der arabischen Seite dieses Konflikts als wesentliche Ursache für dieses Leid erkannt
Oct 20, 2024 9 tweets 2 min read
Ich beobachte jetzt seit einem Jahr die „propalästinensische Solidarität“ und die behauptete Moralität ihres Standpunktes mit all ihren Versatzstücken wie „Genozid“, „Kriegsverbrechen“, „Apartheid“, „Widerstand“ etc. Besonders auffällig ist die Anlehnung an die deutsche Erinnerungskultur, an das „Nie wieder!“, an „German guilt“ oder an postkolonialistische Ideen. Diese Haltung reklamiert für sich den ethischen higher ground, begreift sich als antifaschistisch, als progressiv, als machtkritische, linke, humanistisch aufgeklärte Position.
Oct 18, 2024 4 tweets 1 min read
Ich kann die Widerstandsromantik, mit der Sinwar verehrt und sein Tod als Heldentat verklärt wird, nicht nachvollziehen. Sie widerspricht auch der propalästinensischen Empathie, die eingefordert und deren Ausbleiben ständig beklagt wird. Sinwar war die Personifizierung einer Ideologie, die das grenzenlose Töten von Juden als Bedingung der eigenen Staatlichkeit und das unaufhörliche Sterben der eigenen Bevölkerung als stärkste Waffe auf diesem Weg definiert. Eine Ideologie, die sich seit Jahrzehnten weigert, über den eigenen Machterhalt hinaus
Oct 17, 2024 6 tweets 1 min read
Die palästinensische Führung hat einen Krieg geführt, dessen Front sie ganz gezielt in die eigene Bevölkerung verlegt hat, dessen Schützengräben sie absichtlich in den Wohnhäuser der eigenen Bevölkerung ausgehoben hat. Sie hat das eigene Volk in die Katastrophe dieses Krieges geführt, weil sie nicht nur die Zivilisten ihres Feindes als militärische Ziele definiert, sondern auch das Sterben der eigenen Leute als strategische Waffe einsetzt. Mit dem Tod des Hauptverantwortlichen für diese Kriegsführung hat sie nun die Chance, die Waffen niederzulegen,