Murat Kayman Profile picture
Publizist | Jurist | Gründungsmitglied @Alhambra_eV | Podcast https://t.co/hNIBYzeeRg | Co-Autor https://t.co/kUBqwQLwwp | Projektleiter #DasunbequemeGespräch
Hakan Profile picture 1 subscribed
May 2 5 tweets 1 min read
Die Ironie liegt eher darin, dass in den muslimischen Verbänden tatsächlich diese Selbstwahrnehmung von der gegen Radikalisierung immunisierenden Wirkung der eigenen religiösen Dienste weit verbreitet ist.
Die muslimischen Verbandsvertreter wollen nicht wahrnehmen, dass ihre Tradition der Verehrung islamistischer Politiker, ihre autoritäre Religionspädagogik, ihre antidemokratische Selbstverwaltung, ihre Kultur der Verbandsführung durch unantastbare Alleinherrscher und ihre die deutsche Gesellschaft abwertende Überzeugung von der eigenen
Apr 29 4 tweets 1 min read
Wenn ich mir den Verlauf der aktuellen Diskussion zum Thema Kalifatstaat anschaue, steigt der Ärger in mir hoch:
1. Wer versucht, sich mit immer drastischeren Abschiebungsforderungen zu überbieten, hat nichts verstanden oder ist ignorant. Das Problem ist nicht eingewandert. Es ist hier geboren und aufgewachsen. Es lässt sich nicht abschieben. Politiker müssen klüger reden, damit wir nicht die Hoffnung verlieren, dass sie auch kluge Politik machen können.
2. Der aktuelle politische Alarmismus ist frustrierend. Die Verfechter eines Kalifatstaates
Apr 28 9 tweets 2 min read
Hören sie nicht gerne, muss man aber benennen: Die muslimischen Verbände immunisieren mit ihrer Arbeit nicht die muslimischen Jugendlichen gegen Radikalisierung. Sie bereiten sie vielmehr vor. In den türkisch geprägten Verbänden trägt der identitäre, antidemokratische Charakter ihres Glaubensverständnisses die gleichen Züge eines religiös verbrämten, freiheitsfeindlichen Nationalismus. Bei Ditib äußert sich das in einer Hörigkeit gegenüber der AKP-Ideologie. Bei Igmg manifestiert er sich in der Verehrung Erbakans und seiner vermeintlich „gerechten
Apr 27 12 tweets 2 min read
Ist doch klar: Wer von der Diktatur des eigenen Willens träumt und eine Gesellschaftsordnung herbeisehnt, in der alle so leben müssen, wie man selbst es für richtig hält, für den ist eine demokratische Gesellschaft natürlich eine Diktatur von Werten. Die Propagandisten eines Kalifatstaates leiden nicht an dem vermeintlichen Unrecht und einer angeblichen Unterdrückung ihrer Freiheit in Deutschland. Sie leiden an der Freiheit all jener, die nicht so leben wollen wie sie es für richtig halten. Deshalb wünschen sie sich einen Kalifatstaat. Weil sie
Apr 15 4 tweets 1 min read
Man wundert sich, was alles als wissenschaftliche Analyse durchgeht. Das iranische Regime finanziert weltweiten Terror, fördert den Krieg in Syrien, bringt Verderben über Jemen, unterdrückt die eigene Bevölkerung, foltert und ermordet iranische Frauen, weil sie frei leben wollen, lässt junge Frauen vor ihrer Hinrichtung vergewaltigen, damit sie nicht ins Paradies kommen. Teheran braucht keine „israelische Provokation“, um Zivilisten massenweise umbringen und Israel auslöschen zu wollen. Nicht irgendeine Handlung sondern die bloße Existenz eines
Mar 28 12 tweets 2 min read
Der Ramadan ist eine Zeit der intensiven Besinnung und Einkehr. Der Selbstbetrachtung. Und der Klarheit. Und man soll ganz besonders in dieser Fastenzeit nach einer intensiven inneren Auseinandersetzung und der Reinheit der Gedanken streben und sich nicht den vielen Zugeständnissen, Kompromissen und Selbstbestätigungen hingeben, mit denen wir viel zu häufig durch den Alltag navigieren. Deshalb dies: Es gibt ein Grundübel innerhalb unserer muslimischen Community, das wie ein schwarzes Loch alles verschlingt und mit Dunkelheit überzieht.
Mar 8 14 tweets 2 min read
Es gibt ein Phänomen in der muslimischen Community, von der auch die nicht muslimische Pro-Palästina Szene immer stärker beeinflusst wird: Für die Kriegsführung Israels wird jede noch so drastische Beschreibung als zutreffend oder nicht deutlich genug wahrgenommen, aber die Wirksamkeit der eigenen Strategie und Handlung wird nahezu vollständig negiert. Die Bereitschaft, die Strategie der Hamas und ihre Handlungen negativ zu beschreiben, ist kaum vorhanden. Sie kann nicht als menschenverachtend, extremistisch oder auch nur ansatzweise falsch
Mar 6 4 tweets 1 min read
In der aktuellen Butler-Debatte sollte nicht vergessen werden, dass der 9/11 Anschlag, der Terror in London, Madrid, Barcelona, Nizza, Breitscheidplatz, Frankfurt, Bali, u.v.a., die Morde, sexuelle Versklavung und die Gewaltpornos des IS oder das Regime der Taliban in Teilen der weltweiten muslimischen Community mit den Argumenten des „Aufstandes“ und des „bewaffneten Widerstandes“ gerechtfertigt werden. Und man sollte auch nicht ausblenden, welches Ziel ein solcher „Widerstand“ verfolgt. Es ist eben nicht nur die Überwindung eines tatsächlichen oder
Feb 28 12 tweets 2 min read
Das ist eine interessante Debatte, die uns dabei helfen kann, präziser zu argumentieren - auf allen Seiten der Debatte. Für viele arabische und muslimische Stimmen ist der Zustand der Palästinenser im Westjordanland und in Gaza eine direkte und monokausale Folge kollektiver Eigenschaften „des Juden“. Jedes Unrecht, das ihnen widerfährt, jede Maßnahme der israelischen Regierung, die sie in ihren Rechten beschneidet, wird als Ausdruck einer kollektiven Niedertracht der jüdischen Religion und aller Juden verstanden. Das Verhalten der Palästinenser
Feb 27 5 tweets 1 min read
Was mich richtig betrübt: Aus der - soweit man das hier wahrnehmen kann - muslimischen Landschaft kommt keine einzige inhaltliche Auseinandersetzung mit den Positionen, die ich hier zu innermuslimischen Themen oder zum Nahostkonflikt formuliere. Nicht eine einzige. Nur persönliche Schmähungen, vulgäre Ausfälle, identitäre Abgründe. Für eine religiöse Gemeinschaft, die sich als „beste Gemeinschaft“ wahrnimmt, ist das moralisch, spirituell und intellektuell eine katastrophale Außenwirkung. Und auch für die inneren Verhältnisse ist das eine
Feb 26 13 tweets 2 min read
Je intensiver man sich mit dem Nahostkonflikt beschäftigt, umso deutlicher drängt sich eine Schlussfolgerung auf: Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass die israelische Regierung oder zumindest ihre rechtsradikalen Fraktionen davon überzeugt sind, die Sicherheit des Staates Israel nur noch mit der Vertreibung aller Palästinenser aus Gaza gewährleisten zu können. Da die Hamas nicht freiwillig kapituliert und ihre Führung nicht bereit ist, Gaza zu verlassen, scheint das die einzige Option für Israel zu sein, eine Wiederholung des 7. Oktober zu
Jan 29 6 tweets 1 min read
Es geht Erdogan nicht darum, in Fraktionsstärke ins Europaparlament einzuziehen, lieber Herr @jensspahn . Es geht darum, Augen und Ohren in europäischen Gremien zu platzieren. Dieser neuen „europäischen AKP“ reichen dafür wahrscheinlich weniger als 300.000 Stimmen. Dafür braucht man keine doppelten Staatsbürger. Da reicht schon das gegenwärtige Stimmenpotenzial. Das eigentliche Problem ist doch etwas anderes: Egal welche Regierung, alle waren und sind der Meinung, dass die aktuellen Einflussinstrumente Erdogans in Gestalt der Moscheeverbände die
Dec 24, 2023 5 tweets 1 min read
Als Muslim habe ich sehr schöne Erinnerungen an Weihnachtsgottesdienste in meiner Geburtsstadt und alten Heimat Lübeck. Es sind frühe Erinnerungen daran, dass Religion und gelebte religiöse Traditionen Schönheit, Gemeinschaft und Hoffnung bedeuten. Ich bin tief betroffen, wenn wie jetzt wieder Muslime Anschläge auf Weihnachtsmärkte oder Gottesdienste planen oder durchführen. Die religiöse Motivation der Täter für Anschläge auf Weihnachtsgottesdienste empfinde ich als beschämend für den Zustand unserer muslimischen Gemeinschaft. Der muslimische Protest
Nov 5, 2023 9 tweets 2 min read
Das Interessante an diesen Kalifat-Fanboys ist diese fixe Vorstellung, es gäbe eine ganz konkrete objektive religiöse Wahrheit und ausgerechnet sie hätten sie vollständig verstanden. Sie und nur sie wissen, was die Wahrheit ist. Und das ohne jeden Irrtum. In ihrer Rhetorik versuchen sie das als Glaubensstärke und Standhaftigkeit zu verkaufen. Aber letztlich ist das eine extrem narzisstische, egozentrische, totalitäre Gesinnung. Diese Leute würden am Ende auch noch wütend mit Gott darüber streiten, dass sie den Islam besser verstanden haben als
Nov 4, 2023 15 tweets 3 min read
Ich beobachte, wie einige öffentliche muslimische Stimmen die Rede Habecks kritisieren und als rassistisch bezeichnen. Sie stören sich an diesem Satz: „Sie müssen sich klipp und klar von Antisemitismus distanzieren, um nicht ihren eigenen Anspruch auf Toleranz zu unterlaufen.“ Wer das undemokratisch oder gar rassistisch findet, hat die Demokratie nicht kapiert. Er sagt nämlich davor auch dies: „Die hier lebenden Muslime haben Anspruch auf Schutz vor rechtsextremer Gewalt – zurecht. Wenn sie angegriffen werden, muss dieser Anspruch eingelöst werden…“
Nov 2, 2023 11 tweets 2 min read
Um mal Klarheit zu schaffen, weil viele es durcheinander bringen: Die Diyanet ist die türkische Religionsbehörde mit Sitz in Ankara. Sie kontrolliert die Ditib, ein Verein nach deutschem Recht mit Sitz in Köln. Beide veröffentlichen Freitagspredigten. Die sind in der Regel inhaltlich verschieden. Die Texte in Ankara werden von der dortigen Generaldirektion für religiöse Dienste verfasst und werden in den Moscheen in der Türkei verlesen. Die Texte der Ditib in Köln werden von ihrer Predigtkommission verfasst. Beide Institutionen stellen ihre
Nov 2, 2023 6 tweets 1 min read
Nahost hat seine ganz eigene Logik. Was ich aber überhaupt nicht verstehe: Wie kann man die Hamas als Befreiungskämpfer und ihre Verbrechen als legitimen Widerstand feiern und gleichzeitig zu einem Waffenstillstand aufrufen? Die Hamas will kämpfen. Sie will zivile Opfer. Sie will israelische Zivilisten töten. Und sie will die eigenen Zivilisten als „Märtyrer opfern“. Die palästinensische Hymne besingt das „Feuer des Schmerzes“. Nicht irgendein politisches Ziel, sondern der brennende Wunsch, sich an Israel zu rächen, ist die Triebfeder für diesen
Oct 31, 2023 6 tweets 1 min read
Warum sind eigentlich ausgerechnet so viele türkische Kommentatoren so wütend auf mich? Warum erwarten sie, dass ich ihren Israelhass teile? Sie sprechen Israel das Recht zu existieren ab, wären aber dem Nervenzusammenbruch nahe, würde man der Türkei in gleicher Weise unterstellen, das Land von Besatzern und Unterdrückern zu sein. Wir sind die Nachfahren von zentralasiatischen Turkvölkern, die sich im 11. Jahrhundert in Zentral- und Westanatolien niedergelassen haben. Mit Waffengewalt und auf Kosten der damals ansässigen Bevölkerung. Istanbul
Oct 31, 2023 6 tweets 1 min read
Es ist erstaunlich. Es gibt immer noch viele wütende Kommentatoren, die sich darüber aufregen, dass ich „nichts gegen Israel“ sage oder mir vorwerfen, ich würde nichts zum Leid der Palästinenser sagen. Ich würde gerne. Weil mich dieses Leid sehr berührt. Aber ich kenne euch. Ich habe viele Jahre miterlebt, wie wir untereinander „ungefiltert“ reden, wenn wir glauben, unter Gleichgesinnten zu sein. Ich finde radikale Menschenverachtung furchtbar. Auch in der israelischen Regierung. Aber ich weiß, dass ihr nicht auf einen kritischen Beitrag
Oct 30, 2023 8 tweets 2 min read
I stand with Israel. Ich sage das nicht, weil mir die Menschen in Gaza egal sind oder ich kein Mitgefühl habe. Ich sage das nicht, weil ich Geld dafür bekomme oder einen schlechten Charakter habe. Ich sage das, weil ich das Gefühl habe, dass wir nicht im entferntesten begreifen, was hier gerade passiert. Ich weiß, wie sich Hilflosigkeit und Angst anfühlen. Als Muslim türkischer Herkunft weiß ich, wie sich Rassismus anfühlt. Mölln und Solingen haben sich mir in meiner Jugend tief in die Seele eingebrannt. Aber ich kann mir kaum vorstellen, wie sich
Oct 29, 2023 6 tweets 1 min read
Was ich dieser Tage immer wieder lese und höre sind zwei Dinge:
1. übelste Beschimpfungen. Ich sei „Hausmuslim“ oder gar kein wirklicher Muslim, ein „gekaufter Hund“, ein „Judenfreund“.
2. Die Frage, warum ich mich denn nicht für die Palästinenser einsetze.
Dazu:
1. Wäre mir eure Meinung über mich wichtig, würde ich sagen, was ihr hören wollt. Wer glaubt, meine Meinung sei nicht das Ergebnis meiner eigenen Gedanken und könne käuflich erworben werden, kann ja mal versuchen, mich zu kaufen. Und: ich wünschte, ich hätte viel mehr jüdische Freunde. Denn