Wir hatten immer eine gute Einspringmoral. Jeder im Team, der sich krankmelden musste, vor Allem derjenige mit ganz schlimmer Diagnose, sollte das Gefühl haben:“Kümmer Du dich jetzt erstmal nur um Dich und mach dir ja keine Sorgen um uns - guck, wir haben ganz schnell alle Lücken
Im Dienstplan gefüllt.“
Keiner in der Schicht sollte Angst haben müssen, dass man ihn „alleine“ lassen würde, weil keiner einspringt.
Wir hatten bei Umfragen trotzdem sehr gute Werte was die Zufriedenheit im Team anging.
Dann wurde es immer mehr. Immer mehr Arbeitsverdichtung,
Jan 29, 2023 • 10 tweets • 2 min read
Die Eltern einer kleinen Patientin erzählen, dass das Geschwisterkind zuhause sehr in sich gekehrt und teilweise aggressiv ist, seit die Tochter auf Intensiv liegt.
Sie möchten ihn schützen und haben sich deshalb bisher dagegen entschieden, mit ihm auf die Station zu kommen.
Sie haben Angst, dass der Sohn den Anblick nicht ertragen könnte.
Wir reden, erklären unter welchen Umständen ein Besuch gut und sinnvoll sein kann.
Dass die eigenen Gedanken, das Phantom „Krankenhaus“ und die sichtbare Sorge der Eltern für Kinder meist viel schlimmer
Dec 12, 2022 • 4 tweets • 2 min read
Ich bleibe länger, mal wieder.
Weil wir einen Kampf verloren haben.
Weil die Familie jemanden braucht, der sie begleitet.
Weil wir es dem kleinen Kämpfer schuldig sind, liebevoll und in Ruhe von den Schläuchen und Kabeln befreit, gewaschen, eingecremt und ankleidet zu werden.
Weil wir auf Wunsch der Eltern verabredet haben, dass wir noch Fußabdrücke machen und die Sternenkinderfotografen kommen sollen.
Weil die Kollegen der nächsten Schicht keine Zeit haben, da schon wieder ein neuer Notfall versorgt und aufgenommen werden muss.
Nov 18, 2022 • 14 tweets • 3 min read
Das Notfalltelefon klingelt. Säugling unter laufender Reanimation. Eintreffen in der Klinik in ca. 30 Minuten.
Die Station ist mit 1 Bett überbelegt und eine Kollegin ist krankheitsbedingt ausgefallen.
Wir besprechen uns blitzschnell.
Eine weitere erfahrene Pflegekraft und ich
werden die Station betreuen, denn das restliche Team (Ärzte und Pflege) wird komplett gebraucht.
Wir bekommen kurze Infos zu den Patienten. Welche Medikamente zu geben sind, welche pfleg. Maßnahmen nicht warten können, welche Patiententen häufig kritische Monitoralarme haben.
Nov 7, 2022 • 5 tweets • 1 min read
Aus aktuellem & wiederkehrendem Anlass:
Stell dir vor Du bist ein Kind. Deine Eltern erzählen dir, dass man bei dir Blut abnehmen oder dir eine Impfung geben muss. Sie sagen, dass das auch wirklich garnicht wehtut. Und Du seist doch so ein tapferes Kind.
Und dann bekommst Du in der Arztpraxis, im RTW oder in der Kinderklinik diesen Pieks - und es tut eben doch weh. Du erschrickst und versuchst den Arm wegzuziehen. Vielleicht musst Du jetzt sogar festgehalten werden und man versucht es nochmal.
Nov 4, 2022 • 13 tweets • 3 min read
Wenn ich an den Winter 20/21 zurückdenke, gefriert mir noch immer das Blut in den Adern.
Damals kamen die Impfstoffe gerade erst auf den Markt, die Empfehlungen für Schwangere erst deutlich später.
Alle Schwangeren mit Covid19 kamen aus einem großen Einzugsgebiet zu uns.
Die Logistik war enorm. Wenn eine positiv getestete Frau sectioniert werden musste - egal wie reif das Kind war,
fand das in einem dafür
geblockten OP-Saal statt, recht weit entfernt von unserer KinderIntensiv.
Deshalb haben wir eine Extra-Neugeborenen-
Nov 1, 2022 • 5 tweets • 1 min read
So, ich lass das jetzt.
Hab in der Küche angefangen, die ist nämlich winzig - ziemlich winzig und deshalb steht auch das Fensterbrett hinter der Spüle komplett voll.
Alles abgeräumt, gewischt, sortiert. Nachdem jedes Teil wieder sauber an seinem Platz in kleinen Weidetabletts
stand, ich die Spülmaschine ausgeräumt und den Teppich gesaugt hatte, dachte ich mir „Hey, der Wasserkocher (auf dem Fensterbrett positioniert) könnte noch eine Entkalkungsaktion vertragen“ also Wasser rein, einen Schwups Zitronensäure und weil das grad noch herumlag etwas
Oct 22, 2022 • 4 tweets • 1 min read
Und ja, man darf zornig sein, wenn im Krankenhaus beim eigenen Kind ein Fehler unterläuft.
Man kann natürlich auf die Pflegekraft schimpfen. Aber was denkt ihr, was das Alles mit uns macht?
Wir arbeiten seit Jahren am Limit, machen Überstunden, haben regelmäßig
keine Pause, springen an unseren wenigen freien Tagen ein und versuchen mit letzten Kräften das kaputte System zu kompensieren um mit großer Mühe die Kinder wieder gesund zu machen.
Nicht selten haben wir deshalb sogar noch Streit mit unseren Partnern, Familien, Freunden, mit
Oct 22, 2022 • 6 tweets • 2 min read
Pflegenotstand bedeutet nicht nur, dass es sein kann, dass ein Kind kein Bett bekommt und teilweise hunderte Kilometer weit entfernt verlegt werden muss. Es bedeutet auch nicht nur, dass die Pflegekräfte ein bisschen gestresst sind und nicht wie früher die Zeit haben für lange
Gespräche mit den Eltern. Es bedeutet, dass wir regelmäßig überbelegt sind bzw die vorgegebenen Personalgrenzen nicht einhalten können. Dass wir von Patient zu Patient eilen. So gut es geht priorisieren.