Ein Versuch etwas Licht in das Thema „Russen in Deutschland“ zu bringen (und hoffentlich das eine oder andere Vorurteil zu beseitigen):
In Deutschland lebten vor der Vollinvasion Russland in die Ukraine im Februar 2022 genau 235.469 Menschen mit russischer Staatsbürgerschaft, die statistisch bekannt waren. Das sind 2,2 Prozent aller Ausländer in Deutschland oder 0,28 Prozent aller Menschen in Deutschland.
Nach der Vollinvasion stieg die Zahl der Zuzüge aus Russland leicht, es sind vor allem Schutzsuchende, ihre Zahl betrug Ende 2022 knapp 70.000.
Die, die

Kann sein, dass das manchen nicht gefallen wird, aber wir sollten paar Entwicklungen sachlich betrachten, damit angemessene Reaktionen möglich sind:
1. Russlands Krieg gegen die Ukraine hat weniger mit der Ukraine zu tun und mehr mit einer globalen Machtverschiebung, die teilweise schon zugunsten von Autokraten erreicht ist;
2. Demokratien geraten unter starken Druck, haben Legitimationsprobleme sowohl im Inneren wie nach Außen, Gründe sind teils selbst gemacht;
3. es fehlen adäquate Antworten der Demokratien auf diese Entwicklungen. -->

Ein langes, kluges, deprimierendes und doch wichtiges Interview mit Lew Gudkow, dem langjährigen Leiter des unabhängigen Moskauer Umfrage-Institut LEVADA. Er lebt nach wie vor in Moskau. Ich notiere hier nur einige Punkte:
theins.ru/podkasty/269704 · Zur Frage, ob man Umfragen in Russland trauen könne: Ja, sagt Gudkow, das Problem seien nicht die Umfrageergebnisse, sondern die Weigerung - insbesondere der Opposition - sie richtig zu deuten und die Erkenntnisse als Realität zu akzeptieren. Wichtigster Punkt dabei:

Putins Optimismus, dass RUS den Krieg gewinnen hat, hängt von mehreren Faktoren ab:
* aktuell relativ gute ökon. Bedingungen;
* schwachen Widerstand in der Bevölkerung
* Rolle ausländischer Partner

1/

Putins Jahres-PK: Keine Sekunde Zweifel: table.media/security/analy…
1) Ökonomische Bedingungen, dazu empfehle ich diese Sipri-Studie:
Wichtigste Erkenntnisse: zu optimistische Planungen. Russland kalkuliert mit relativ niedriger Inflation, die es bisher nicht erreicht, einem höher als bisher erzielten Öl-Preis und relativ

sipri.org/media/press-re…

Nach der Reise in die Ukraine (Lwiw und Kyjiw), Gesprächen mit ehem. Soldaten, einem freiwilligen georgischen Kämpfer, Ärzten, Unternehmern, AktivistInnen und „normalen“ Leuten, ein nicht repräsentatives Stimmungsbild: Das Land hat sich entschlossen,





sich gegen die russische Aggression zu wehren und es wird es weiterhin tun.

Die Menschen leben ein Doppelleben: Sie versuchen so gut wie möglich einen „normalen“ Alltag zu leben, wachen aber mindestens jede zweite Nacht von Luftsirenen auf. Doch sie rennen nicht mehr oft

Ich habe vor kurzem mit Ekaterina Schulman, einer extrem guten Kennerin des politischen Innenlebens Russland gesprochen und sie gefragt, ob sie es für sinnvoll hält, mit Putin zu verhandeln. Nein, sagte sie. „Putin ist Krieg“, waren ihre Worte.
Auf die Debatte zur Streumunition angewendet heißt es: Die Streumunition wird ihn nicht beeindrucken, er wird weiter Soldaten in den Tod schicken, um so viel Gelände wie möglich bis Herbst zu halten, weil dann wieder die Schlammzeit beginnt und nichts mehr geht. Umgekehrt heißt es aber auch, dass die 🇺🇦 so viel

In Russland müssen alle militärischen „Freiwilligenorganisationen“ Verträge mit dem Verteidigungsministerium abschließen - bis 1.07.. Das müsste auch Wagner betreffen. Das hieße, das Prigoschin im Machtkampf mit Verteidigungsm. Schoigu verloren hat. (function.mil.ru/news_page/pers…) Das hieße aber auch, dass solche Organisationen legalisiert werden würden. Bisher dürfen sie in Russland eigentlich nicht existieren.

Putin hat ein Gesetz unterzeichnet, das die Emigration stoppen soll. Als Grund für die massive Auswanderung 2022 werden im Gesetz genannt: "sich geänderte sozial-ökonomische Gründe".
Um die Abwanderung zu stoppen, soll

rbc.ru/politics/12/05… die Regierung attraktive finanzielle, soziale und andere "Mechanismen" erarbeiten, um das Humankapital in Russland zu halten.

Zwischen Jan. und Sept. 2022 verließen 419.000 Menschen Russland (mehr als doppelt so viele wie 2021 im gleichen Zeitraum); nach der Ankündigung

Gestern sprach ich mit jmd, der ein Experte für Russlanddeutsche/Spätaussiedler ist. Er ist selbst RD.
Er wurde in den vergangenen Wochen sehr oft von verschiedenen Medien um eine Stellungnahme gebeten, und meistens ging es um die Frage der Loyalität der Russlanddeutschen ... Er hat mehrfach versucht zu erklären, dass die Mehrheit nicht nur gegen Putin und den Krieg ist, sondern sich sehr engagiert in der Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine. Aber das wurde selten übernommen. Dieser Journalismus, der eine Geschichte konstruiert, ist

Dieser Artikel erklärt einiges darüber, wie es der Ukraine gelingt, die Kommunikation der russ. Armee in der Ukraine abzufangen. Aber es gibt noch einen zweites Wichtiges Thema, das nur angerissen wird: in Infrastruktur insgesamt 1/ npr.org/2022/04/26/109… „Russia expected a quick and easy takeover of Ukraine, and there's been speculation that Moscow wanted to keep the phone system, the railways, the electrical power grid and other infrastructure in place so Russian forces could use it.“
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Russland 2/

Gestern gingen leider einige deutsche Medien Lawrow wieder auf den Leim und sprachen von "Warnung" vor dem Einsatz von Atomwaffen. Nein, das ist keine Warnung, das ist eine Drohung, nur in netten Worten verpackt. (Mehr dazu hier: fr.de/politik/ukrain…) Das diese Warnung keine ist, merkt man auch daran, wie Lawrow über Verhandlungen mit der Ukraine sprach. Angeblich würde die Ukraine gar nicht verhandeln wollen, Selenskyj spiele nur und verhalte sich sowieso komisch. Letztere Aussage ist für das russ. Publikum verständlich, dem wurde eingeimpft,

Die Frage, ob D/EU mit einer anderen Russlandpolitik den Krieg verhindert hätten, unterstellt, dass es in der Macht des Westens lag, Russlands Politik massiv zu beeinflussen.
Diese Frage entbindet aber Russland ein Stück von der Verantwortung. Wenn es darum geht, dass das Abschreckungspotenzial für Moskau zu klein war, dann muss man sich fragen, ob a) in der EU und b) in der Ukraine solche Machtverhältnisse herrschten, dass man zB die Ukraine massiv aufrüsten konnte. In beiden Fällen: nein. Es gibt kein RICHTIGES Handeln, das definitiv den Krieg

Immer noch erstaunlich, dass der westliche Imperialismus kritisiert, aber der russische nicht erkannt wird. Wenn man die Konflikte nach dem Zerfall der SU als Emanzipationskampf ehemaliger Kolonien gegen das Imperium Moskau begreift, dann wird klarer, was in der Ukraine passiert. Das Zerstören von Infrastruktur, das In-die-Knie-Zwingen des ehemaligen "Untertans", Morden und Plündern, der "Raub" der Zukunft - das sind typische Verhaltensweisen abziehender Kolonialmächte. Das zaristische Russland war eine Kolonialmacht, die Sowjetunion war es auch.

In weniger als zehn Tagen seit Kriegsbeginn hat Putins Regime die strengsten Gesetze gegen Medien erlassen seit den dunkekelsten Phasen der Sowjetunion. Das ist offensichtlich ein Zeichen dafür, dass der Krieg sich nicht so entwickelt wie geplant. Deswegen wird die Kontrolle über die Informationen zu einem immer wichtigeren Kriegswerkzeug im Inneren. Zugleich wurde angekündigt, dass an Bildungseinrichtungen „Lektionen“ darüber abgehalten werden sollen, warum diese „militärische Spezialoperation“ nötig sei. Sehr unwahrscheinlich, dass das geplant war,

Noch nie habe ich so ungern etwas geschrieben wie das Folgende:
* Putins Regierung herrscht über ein Land, dass noch nie demokratisch war (nein, die 90er waren es nicht, aber das ist ein anderes Thema);
* Fatalismus herrscht in weiten Teilen des Volkes vor, weil das die einzige Möglichheit ist in Systemen, in denen man machtlos ist, nicht durchzudrehen;
* große Teile der Bevölkerung haben Ahnung von Selbstversorgung oder würden sich die eher aneignen als politisch aktiv zu werden;

Etwas Persönliches.
Genau vor drei Jahren erschien mein Roman, aber es fiel mir schwer, sich darüber zu freuen. Ich hatte Jahre daran gearbeitet, habe dabei wunderbare Menschen kennengelernt, trotzdem kam keine Freude auf, als ich das Buch endlich in den Händen hielt, denn … … parallel zum Erscheinen von „Mein Leben in Deutschland begann mit einem Stück Bienenstich“ kamen Nachrichten, die oft mit dem Label Schicksalsschlag versehen werden: das Ende einer langen Beziehung und der absehbare Tod meiner Mutter. Psychisch floh ich in den Zustand, den …