Ich bin nicht Jan Kutter, ich spiele ihn nur auf Twitter. // Verdrängung ist, was uns über Wasser hält. // he/his // Meine Fotos: https://t.co/WVY4bEKpvB
Jun 13, 2021 • 18 tweets • 3 min read
Schmutzkampagnen und üble Nachrede im Wahlkampf sind nichts Neues, aber das ist natürlich keine Entschuldigung: Sie vergiften das gesellschaftliche Klima und die politische Kultur und sie verhindern Debatten, die viel wichtiger wären. Dennoch können sie auch einen Nutzen haben.
Im Umgang mit solchen Kampagnen kann man beispielsweise Indizien dafür finden, ob die attackierten Kandidat:innen den Herausforderungen eines Amtes, die meist härter sind als der Wahlkampf zur Erlangung dieses Amtes selbst, gewachsen wären.
Jun 13, 2021 • 8 tweets • 2 min read
Warum sollten ausgerechnet deutsche Journalist:innen besser darin sein, Talking Points und Hashtag-Kampagnen aus den rechten Propagandalabors zu erkennen und einen angemessenen Umgang (d.h.: sich vor keinen Karren spannen zu lassen) zu finden als ihre amerikanischen Kolleg:innen?
Die US-Medien sind nicht unbedingt hineingetappt in die Fallen, die die rechten Talking-Points-Labore für sie aufgestellt haben, sie sind eher freudig hineingelaufen, und die Kwalitäts- und Trashmedien in DE halten es mit den holperigen Übersetzungen ins Deutsche nicht anders.
Jan 12, 2021 • 11 tweets • 2 min read
Mit Friedrich Merz ist's wie mit Peer Steinbrück auch: Wenn man nur lange genug klugscheißerisch und patzig aus dem Fernseh pampt, halten einen die Leut in Deutschland irgendwann für (wirtschafts)kompetent.
Deutsche lieben einfach schlecht gelaunte, schneidige alte Männer mit mangelhaften Manieren (vgl. Helmut Schmidt) und einem erfrischenden Unwillen, sich auf die Zumutungen einer sich verändernden Welt einzulassen. (Veränderungen sind ihnen immer Bedrohungen von außen: China!)
Nov 3, 2020 • 35 tweets • 6 min read
Die erste Regel im Electoral Vote Club lautet: KEINE PANIK! Die zweite Regel im Electoral Vote Club lautet: DON’T PANIC! Deshalb ein schneller (nicht kurzer, sorry) Thread zur Panikvermeidung mit einigen Handreichungen für die heutige Wahlnacht in den USA.
Die dritte Regel im Electoral Vote Club lautet: Es kann im Laufe einer Wahlnacht durchaus gute Gründe für Besorgnis und auch Panik geben. Remember 2016? Wichtig ist nur, dass man in den richtigen Momenten in Panik gerät und in den anderen nicht. Und vor allem nicht zu früh. Okay?
Nov 1, 2020 • 44 tweets • 7 min read
Einige nächtliche persönliche Gedanken über die US-Wahlen am Dienstag, bei denen sich nicht nur die nähere Zukunft der USA entscheidet, sondern auch die Frage, ob sich das Gift des Trumpismus immer weiter in die demokratischen Gesellschaften frisst. Ein Thread mit Überlänge. ⬇️
(Na, das hat Ihnen gerade noch gefehlt! Noch so eine oberschenkellange Predigt über die Wahlen ausgerechnet von dem Typen, der schon 2016 erklären konnte, warum Hillary Clinton gar nicht verlieren kann? Tja, aber warum soll es für Sie weniger quälend sein als für mich?)
Jul 20, 2020 • 22 tweets • 3 min read
Gute, professionelle Literaturkritik gebe es im Print-Feuilleton, alles andere sei Amateur Hour am Internet-Stammtisch. Sagt (jedenfalls so ähnlich und von mir unzulässig verkürzt) Sigrid Löffler. Zeit für eine neuerliche Großvater-erzählt-Threadpredigt mit Überlänge. Prost!
Mitte der neunziger Jahre belegte ich als Student der Literaturwissenschaften ein Seminar über Literaturkritik, angeboten von einem richtigen, leibhaftigen FEUILLETONREDAKTEUR einer angesehenen ÜBERREGIONALEN TAGESZEITUNG! (Ich war voller Vorfreude.)
Apr 20, 2020 • 23 tweets • 4 min read
Ich bin sehr gespannt, wie sich die Corona-Krise nachträglich in der Kriminalitätsstatistik darstellen wird. Wenn ich derzeit unterwegs bin und eine erhöhte Polizei-Präsenz in Parks &c. feststelle, denke ich oft an das sogenannte Lüchow-Dannenberg-Syndrom.
[Langthread, sorry]
Das Lüchow-Dannenberg-Syndrom beschreibt einen Scheinzusammenhang zwischen Polizeipräsenz und Kriminalität. Der beobachtete Befund: Dort, wo Polizeipräsenz zunimmt, steigt auch die Kriminalität.
Mar 25, 2020 • 13 tweets • 3 min read
Geld oder Leben? Bürgermeister Larry Vaughn, der in Steven Spielbergs «Jaws» darauf beharrt, auf keinen Fall den Strand von Amity zu schließen, ist eine präzise Karikatur jener Politiker, für die das Retten von Menschenleben heute Gegenstand von Kosten-Nutzen-Rechnungen ist.
Als Polizeichef Brody wegen offenkundiger Hai-Attacken den Strand schließen will, erwidert Vaughn: «Well, I'm not going to commit economic suicide on that flimsy evidence. We depend on the summer people for our lives, and if our beaches are closed, then we're all finished.»
Oct 28, 2019 • 26 tweets • 4 min read
Häufig heißt es, die AfD sei mittlerweile die zweitstärkste politische Kraft in Ostdeutschland. Das ist falsch. Die AfD ist heute faktisch die stärkste Partei in Ostdeutschland. (Thread)
In den vergangenen acht Wochen hatten 7,1 Mio. Menschen in drei ostdeutschen Bundesländern die Möglichkeit, ihre Stimme bei einer Wahl abzugeben. 4,5 Mio. Menschen machten von dieser Möglichkeit Gebrauch und gaben eine gültige Stimme ab (63,7%).
Oct 10, 2019 • 19 tweets • 3 min read
Ich weiß, es ist Common Sense, dass verantwortungsbewusster Journalismus nicht die Attentäter, ihre Manifeste oder Videos in den Mittelpunkt der Berichterstattung rücken solle, weil diese Attentäter schließlich genau nach dieser Aufmerksamkeit heischten.
Das mag auch sinnvoll sein, wenn irgendein durchgeknallter Einzeltäter aus irgendwelchen Wahnideen heraus irgendwo einen wahllosen Amoklauf im Einkaufszentrum veranstaltet. Natürlich: Diesen Leuten und ihren Traktaten sollte man nicht mehr Prominenz schenken als unvermeidlich.
Oct 7, 2019 • 11 tweets • 2 min read
Das zuverlässige Anzetteln einer „Darf man?“-Debatte, sobald irgendwo etwas Gegenrede oder Widerspruch aufkommt, ist ein Zeichen für eine zutiefst obrigkeitsgläubige, ja obrigkeitssüchtige Gesellschaft.
Diese Besessenheit vom Dürfen und Nachdürfen, von Verboten, tatsächlichen und vermeintlichen, ist pathologisch. Verkitscht wird sie als Kampf um die Freiheit, der eigentlich nur eine vage Sehnsucht nach Entgrenzung und moralischer Deregulierung ist.