Ich war im Impfzentrum Tegel für den zweiten Booster (Viertimpfung). Termin war leicht zu bekommen, dort herrscht gähnende Leere, und Impfstoff ist genug da. Das Personal war freundlich, aber geimpft wurde ich NICHT. Weil ich unter 70 sei. Man wiederholt also die alten Fehler. Man schickt Impfwillige fort, wie es schon beim ersten Booster der Fall war, wo es aber später plötzlich hieß: Rette sich wer kann, jeder muss sofort geboostert werden! So wird es mit dem Zweitbooster auch kommen.

Ich habe mal die Zeitungsanzeige der Impfschutz-Boosterkampagne des Gesundheitsministeriums kostenlos überarbeitet. Bitte entsprechend anpassen und neu schalten. Das ist bei der Corona-Impfung das Problem: Im Unterschied zu allen vorherigen Impfungen wurde den Leuten eingeredet, sie müssten sich als Laien über verschiedene Impfstoffe informieren und dazwischen entscheiden. Und sie müssten sich nur unter bestimmten Voraussetzungen impfen.

Früher standen Paketwagen auf einem Firmengelände, wenn sie nicht im Einsatz waren. Heute stehen sie am Straßenrand vor der Wohnung des „selbständigen“ Fahrers. Auch ein halbes Dutzend Krankentransporter sah man früher nicht an der Straße parken. Vor manchen Wohnungen stehen mehrere Paketwagen, die osteuropäischen Fahrer teilen sich eine Wohnung, solange sie in Berlin arbeiten. Problem: Der hiesige Wohnort wird dann nur als Arbeitsplatz betrachtet, der Lebensmittelpunkt bleibt in der Heimat.

Ihr verbreitet gerade einen Frame von Merz, indem ihr ihn wiederholt. Dass ihr dies kritisierend tut, hebt die Wirkung der Verbreitung nicht auf, sondern am Ende bleibt nur die Verbindung zweier Begriffe hängen. (Verunglimpft jemand euer Restaurant mit den Worten „Da kann man ruhig essen, solange der Koch nicht in die Soße kotzt“, dann solltet ihr nicht auf eure Werbung drucken, dass ihr nicht in die Soße kotzt, sondern dass euer Essen gut ist, ohne den Frame des Kritikers zu stärken.)

Wenn das mit dem Alarm nicht klappt, machen wir das jetzt anders. Ich gehe jeden Morgen auf den Balkon und sage euch, ob ich feindliche Flieger sehe. Dann sind wenigstens meine Follower informiert. Heute keine Flieger in Sicht.

Das hier wird eine ganze Serie vom Göttinger Tageblatt. Die nächste Folge:

„Ich bin Kellnerin und man darf mir gerne den Po tätscheln.“

https://twitter.com/goetageblatt/status/1300350342190825473

Es gibt immer Betroffene, die ihre Erfahrungen mit Rassismus, Sexismus oder Behindertenfeindlichkeit weglächlen und sagen: „Mir macht das nichts aus, ich lache mit euch!“ Problem: Den anderen Betroffenen wird dann später gesagt: „Sieh her, gar nicht so schlimm, Spielverderber!“

So was hasste ich als Kind immer: Dasselbe Rolltor hat in fünf Panels fünf verschiedene Farben. Kennt eigentlich noch jemand Mucki und Matzi? Das war eine Fix-und-Foxi-Nachempfindung. Deren Lupo-Kopie hieß Krekel.

Eine der Wirkungen von Verschwörungsfantasien: Es wird dadurch egal, wie sich Politiker tatsächlich verhalten, denn man kann ihnen immer irgendwelche Untaten andichten. Wenn aber integres Verhalten nicht mehr belohnt wird, gibt es weniger Anreiz dafür. Was ich meinte: Wenn man z.B. Merkel wegen unsozialer oder umweltfeindlicher Politik kritisiert, kann sie das ändern oder ist halt zufrieden damit. Wenn man ihr vorwirft, von Gates bezahlt zu werden, um uns Microchips einzupflanzen, kann sie aber nix ändern, weil es irreal ist.

Ich lese hier oft, dass man nicht mehr Bahn fahren könne, weil die Maskenpflicht nicht durchgesetzt werde. Das scheint mir übertrieben. Ich fahre zwar auch nicht während des Berufsverkehrs und nicht in Regionalzügen, weil mir da zu viel los ist. Aber im IC/ICE geht es eigentlich. Es wäre natürlich gut, wenn die DB die Maskenpflicht streng durchsetzte und außerdem dafür sorgte, dass niemals fremde Fahrgäste nebeneinander sitzen müssen, denn dann könnte man entspannt reisen. Aber mit ein bisschen Aufwand kann man auch jetzt schon recht sicher reisen.

Im Supermarkt gibt es sechs Sorten Erbseneintopf. Nur eine davon ohne Fleisch. Das ist die teuerste, weil es sicher aufwändig ist, das natürlicherweise in Erbseneintopf vorkommende Fleisch zu entfernen. Es gibt ja den Apfelsaft-Paragraphen, nach dem in Gaststätten mindestens ein alkoholfreies Getränk höchstens so teuer wie das billigste alkoholische Getränk sein muss. Das wäre auch was für Fertiggerichte in Bezug auf Fleisch, damit sich jeder Fleischverzicht leisten kann.

Als ich zum Studium nach Göttingen zog, musste ich feststellen, dass mein Vormieter die Herdplatten nicht etwa geputzt, sondern mit Schuhcreme bestrichen hatte. Es waren lehrreiche Jahre. Die erste Wohnung, die ich mir damals ansah, war in dem Wohnblock am Groner Tor, der jetzt unter Corona-Quarantäne steht. Dort blickte man aus dem Fenster knapp unter die Grasnarbe und eine Schnecke kroch die Scheibe hoch. Ich suchte dann weiter.

Zu Anfang der Pandemie habe ich mich gewundert, dass die rechten Tagesspiegel-Leserkommentatoren drastische Lockdown-Maßnahmen wie in China fordern und Panik schüren, während sie andererseits Klimaschutzmaßnahmen immer ablehnten. Ich habe das Virus damals noch eher verharmlost. Dann kapierte ich irgendwann die Corona-Gefahr und fand mich für kurze Zeit auf derselben Seite wieder wie diese Kommentatoren, die sonst immer verlässlich eine andere Meinung als ich haben.

Ich habe mir gestern neue Sportschuhe gekauft. Die passen wunderbar. Heute bin ich einmal durch den Park gelaufen und hatte anschließend fünfzehn Steinchen im Sohlenprofil. Trägt man Sportschuhe heute nur noch auf dem Sofa, wie Trainingshosen? Ich trage ja beides draußen. Meine Steichensammelsohlensportschuhe haben sich zumindest auf Bürgersteigen und Asphalt bewährt, also werde ich jetzt auch im Alltag Turnschuhe tragen wie ihr jungen Hüpfer. Spätestens im Juli habe ich dann eine zwanzigjährige Freundin.

Ich hab mir wirklich die ganzen 90er-Jahre über gewünscht, dass die Leute endlich merken, was für ein Schuft Bill Gates sei. Man muss wirklich aufpassen, was man sich wünscht. Damals haben die Dummen, die heute meinen Wunsch erfüllen, so Dinge gesagt wie: Monopolmissbrauch? Schlechte Software? Hä? Bill Gates hat doch in seiner Garage den Computer erfunden!

In ihrem näheren Umfeld vertrauen alle auf Experten: Wenn das Auto komische Geräusche macht, fragt man den Onkel, der Automechaniker ist, nicht den Cousin, der Friseur ist. Man merkt halt auch gleich, dass es nix bringt, ohne Kenntnisse an einem Auto rumzuschrauben. Und jeder weiß im Alltag auch, wie viel Zeit und Mühe es gekostet hat, sich seine beruflichen Kenntnisse anzueignen, und dass man die Lehrzeit nicht durch drei YouTube-Videos ersetzen kann.

Ich fürchte, mein Aftershave ist zu sexy, erschreckend viele Leute wollten heute beim Einkauf mit mir kuscheln. Erstmals musste ich in der Kassenschlange um mehr Abstand bitten. In den Gängen lassen einen die meisten zwar noch alleine, aber einzelne schieben auch dort ihren Wagen an einem vorbei, wenn sie überhaupt einen haben. Das klappte schon mal besser.

Als es in Reisebussen Gurte, aber keine Gurtpflicht gab, kam man sich immer ein bisschen überängstlich vor, wenn man sich anschnallte. Seit es Gurtpflicht gibt und der Busfahrer darauf hinweist, erntet man keine spöttischen Blicke mehr. Ähnlich ist es mit den Corona-Hygiene-Maßnahmen. Anfangs gab man einander noch die Hand, begleitet von einem jovialen „Wir sind ja gesund, hehe.“ Mittlerweile kann man darauf zählen, dass einem keiner mehr die Hand reicht und auch nicht beleidigt ist, wenn man Abstand hält.

Heute ist Welthaekelschweintag, der höchste weltliche Feiertag, und die Häkeloma wäre heute 105 geworden, wenn sie nicht mit 99 ihre Häkelnadel für immer niedergelegt hätte, nachdem sie sechzehntausend Schweinchen gehäkelt hat. Man hört derzeit oft, die Corona-Pandemie sei vor allem für über Achtzigjährige gefährlich, die ihr Leben bereits hinter sich hätten. Es kommt im Leben aber nicht darauf an, was man hinter sich hat, sondern was man noch vorhat.

Das Spazierengehen ist zurzeit auch ein Intelligenztest. Pärchen, die in der Mitte des Bürgersteigs gehen, sind leider durchgefallen. Ich habe mal mitgezählt, wie viele Paare bei einer Begegnung mit mir hintereinander gehen oder an den Rand weichen: Es sind null. Zum Vergleich: Das ist ungefähr die Anzahl der Millionenstädte im Saarland.

Schaut einfach mal, wie sich diverse Firmen gerade benehmen. Adidas und Puma machen Kurzarbeit und prellen ihre Vermieter, Trigema arbeitet weiter und stellt die Produktion auf Mundschutze um. Wessen T-Shirts ihr tragt, ist eure Entscheidung. Das sind nur drei bekannte deutsche Firmen als Beispiele für unterschiedliches Verhalten. Man findet auf der einen wie auf der anderen Seite noch viele weitere. Auch @manomama zahlt weiter Löhne und Miete und stellt jetzt Mundschutze zum Selbstkostenpreis her.

Ich war erstmals seit vierzehn Tagen wieder einkaufen. Im kleinsten Supermarkt, außer mir nur ein Kunde. Brot gab es nicht, da habe ich in einer Übersprungshandlung Haselnusskuchen gekauft, warum auch immer. (Das, was ihr alle sucht, gab es auch nicht, aber davon hab ich noch ein paar Rollen.)