Warum behauptet Trump, Migranten würden Haustiere essen? Das wirkt erratisch, aber bei näherer Betrachtung ist es Kalkül. Ein kurzer 🧵 1/ Populisten (ja, das Wort ist akkurat und nicht verharmlosend) leben davon, dass sie existenzielle Krisen beschreiben und sich selbst als einzige Heilsbringer. Das funktioniert, weil ihre Anhänger die Welt genauso sehen und sich selbst als Teil einer bedrohten Gruppe empfinden. 2/

Dass die Parteien angesichts des Erstarkens der AfD nun auf das Thema Migration & Asyl gehen, ist nachvollziehbar, aber strategisch der falsche Weg. Warum? 🧵 1/ Man kann das anhand verschiedener Studien zeigen, die ich und andere schon mehrfach gepostet haben. In a nutshell: Krause et al. zeigen, dass Rechtspopulisten (RP) in Zweifel gewinnen, wenn Kons nach rechts rücken. 2/ cambridge.org/core/journals/…

Einige Überlegungen zum Umfang mit der AfD. 1/🧵 Der Siegeszug der Rechtspopulisten ist kein deutsches Phänomen. Schauen wir nach Frankreich, Österreich, die Niederlande. Heißt auch: Es ist nicht einfach "die Ampel", die die Leute zur AfD treibt. Sicher auch, aber das Problem liegt tiefer. 2/

In Sachsen haben die Fraktionen von CDU und FDP für einen Antrag der AfD zu Bezahlkarten für Asylbewerber gestimmt. Abgesehen vom Inhalt—warum ist es ein Problem, wenn andere Fraktionen mit der AfD stimmen? Eine Perspektive. 1/🧵 Zunächst einmal ist daran nichts formal „undemokratisches“. Der Antrag wurde eingebracht und das Parlament hat ihn mit Mehrheit beschlossen. Alles sauber. 2/

Auf Instagram habe ich neulich ein Foto eines Artikels geteilt, in dem Überlegungen zum Umgang mit der AfD skizzierte. Darauf gab es einige öffentliche Antworten. Ich will einige hier ausstellen, weil ich sie für aussagekräftig halte. 🧵 1/ instagram.com/marcel.lewando… 2/

Ich habe inzwischen viele Vorträge und öffentliche Diskussionen zur AfD absolviert. Am eindrücklichsten ist für mich die folgende Episode geblieben. 1/🧵 Es war Anfang 2015. Die AfD war kaum zwei Jahre zuvor gegründet worden. Der Vorsitzende war noch immer Bernd Lucke. Die Debatte fand im modernen Saal einer großen Universität statt. Auf der Bühne saßen neben mir noch andere Wissenschaftler und ein Moderator. 2/

Es gibt in einigen Protestmilieus eine immer wieder geteilte Erzählung vom „gerechten Widerstand“. Gewalt kommt dabei der Charakter zu, dass „die da oben“, gegen die „wir“ machtlos sind, nur so zur Rechenschaft gezogen werden können. Am Ende steht der versuchte Bauernüberfall. 1/ Oder der Sturm auf das Kapitol. Oder den Reichstag. Das sind nicht einfach Ausbrüche; dahinter stehen zwei Motive: unrettbar von „denen da oben“ von der Macht ferngehalten zu werden und das „uns“ eigentlich die ganze Macht zusteht.

2024 kann zum Wendejahr für die Demokratie werden. Klingt dramatisch? Ist es auch. 🧵 🇺🇸 In den USA finden im November Präsidentschaftswahlen statt. Trotz aller juristischen Probleme hat Donald Trump gute Chancen, nominiert zu werden und gegen Amtsinhaber Joe Biden zu gewinnen. Trump kokettiert offen mit der Autokratie. Das sind keine hohlen Phrasen.

Dieses Interview von Björn Höcke in einem kleinen Thüringer Online-Portal sollte man kennen. Auf die Frage nach seinem Wahlziehl 2024 sagt er: "33 Prozent".
Warum diese Zahl? 1/ insuedthueringen.de/inhalt.intervi… Die Frage beantwortet er selbst: Die AfD hätte dann eine Sperrminorität. „Dann könnte gegen uns nicht mehr die Verfassung geändert werden oder die Wahl von Verfassungsrichtern wäre uns nicht mehr möglich.“ 2/

Soll die Union sich von den Grünen abgrenzen? Aber natürlich. Aber: Bislang tat die Union dies in Gestalt eines Kulturkampf-Narrativs, in dem sie "Linke", "Woke", "Grüne" etc. als Gefahr für die Demokratie portraitiert. Wo ist das Problem? 1/ Das Problem ist, dass sie damit über die - auch harsche! - Kritik einer Oppositionspartei hinausgeht. Sie framed die "politische Klasse" (oder große Teile davon) als existenzielle Gefahr für Kernelemente der Demokratie. Wir "dürfen" nichts mehr sagen, werden "erzogen" etc. 2/

Weil's mal wieder so heftig debattiert wird: Hier sind zwei Studien aus jüngerer Zeit, die zeigen, dass eine rechtere Orientierung konservativer Parteien die Wähler der Rechtspopulisten nicht zurückholt. 1/4 Krause, Cohen & Abou-Chadi finden keinen Nachweis dafür, dass eine rechtere Ausrichtung der Konservativen die Rechtspopulisten schwächt. Wenn überhaupt, dann werden sie gestärkt. 2/4 cambridge.org/core/journals/…

Freunde, die Leute wählen nicht einfach die radikale Rechte, weil die Grünen beim Klimaschutz zu radikal sind. So ist Wahlverhalten nicht. Wer die AfD wählt, ist nicht orientierungslos & protestiert nur. Der wählt die, weil sie seine Einstellungen bedient. Wissen wir seit Jahren. Dass das nicht nur „Protest“ ist, haben Kollegen Schwarzbözl & Fatke schon für 2013 gezeigt. nomos-elibrary.de/10.5771/0032-3…

Mit der AfD hat sich erstmals seit Gründung der Bundesrepublik eine neue Partei rechts der Union im Parteiensystem etabliert. Wo stand, wo steht die Partei? Eine empirische Bilanz anlässlich #10JahreAfD. 1/🧵 1. Demokratie und Protest
Die AfD war immer eine Partei derjenigen, die mit der Demokratie unzufriedenen waren. Im Lauf der Zeit wurde dieses Bild immer schärfer. Hier der Vergleich 2014/2018 (Daten: ALLBUS). 2/

Populismus, Demokratie und Krise: Was der Sturm auf Capitol, das Brasilianische Parlament und die Corona-Proteste gemeinsam haben. Ein Thread. 1/ Populismus ist die größte zeitgenössische Herausforderung für die Demokratie (N. Urbinati). Nicht, weil er der Wiedergänger des Faschismus wäre (tbd). Populismus will die Demokratie nicht abschaffen, sondern ihr Versprechen erfüllen - in seinem Sinn. Er ist eine Heilsideologie.2/

Die permanente erfolglose Bewerbung auf Professuren—de facto die einzige Form der Entfristung in der Wissenschaft—bedeutet vor allem diese zermürbende Erfahrung zu machen: es fehlt immer noch etwas am eigenen Profil. Und man wird nie wissen, was es ist. Berufungsverfahren sind black boxes. Ja: Publikationen (nur in Journals, alles andere zunehmend irrelevant) und Drittmittel haben einen Effekt, zeigen Studien. Aber nicht für jeden und nicht immer. Woran es liegt? Niemand kann es sagen. Man sei berufbar. Aber es geschieht nicht.

⬅️ This person is on the job market.
Alles hat ein Ende, auch Jobs in der Wissenschaft, denn die sind selten entfristet.
Also suche ich nach einer neuen Aufgabe, in der ich meine Fähigkeiten einbringen darf. Hier ein Thread über meine Expertise und Erfahrungen. 1/ 👨🏻‍🎓Wer bin ich?
Politikwissenschaftler, spezialisiert auf Stabilität und Resilienz von Demokratien, vor allem Ursachen und Auswirkung illiberaler und populistischer Parteien. Dazu Forschung zu Wahlverhalten, Einstellungen sowie zur Reform staatlicher Institutionen. 2/

Habe heute gelernt, dass man auch ohne jede nachgewiesene wissenschaftliche Expertise einen Ruf als Professor erhalten kann. Das ist beruhigend; dann kann ich das Publizieren ja einstellen. Diese Branche ist von vorn bis hinten kaputt. Es gibt daran nichts schönzureden. Es ist keine Bestenauslese, sondern ein Spießrutenlauf für Idioten, die auch Lotto spielen würden.

Idioten wie mich.

Why do voters support illiberal candidates? @michaelj505 and I shed light on the matter. Here's a short thread on our paper published in @EPSRjournal. 1/
cambridge.org/core/journals/… What's the puzzle here? Several authors have shown that some voters support parties/politicians with illiberal stances on democracy *although* these voters are not necessarily illiberal themselves. There are various explanations for this behavior. 2/

Es ist unbenommen, dass es anti-pluralistische Progressive gibt. Aber eine "Gefahr für die Demokratie" geht von der radikalen Rechten aus. Schauen wir uns zwei Elemente der liberalen Demokratie an: (1) Gewaltenteilung und (2) Pluralismus 🧵 1/ Seit ca. 10 Jahren haben rechtsradikale Regierungen es in relevanten Ländern an die Regierung geschafft. Polen, Ungarn, zuletzt die USA. In allen diesen Ländern haben sie - mal mehr, mal weniger erfolgreich - sofort mit der Umsetzung ihres Programms begonnen. 2/

Dieser Theas ging viral. Es ist guter Thread, aber er greift zu kurz. Ja, Glück scheint eine große Rolle bei Berufungen auf Professuren zu spielen. Aber für den Zugang zur Lotterie gibt es Kriterien. Hier sind meine 2 Cents, speziell zum deutschen akademischen Betrieb. 1/

https://twitter.com/dwebsterhist/status/1556003605160894467

In Deutschland gibt es den Begriff der "Professorabilität": ist jemand für eine Professur akademisch geeignet? Meine Beobachtung ist, dass die Kriterien dieser Eignung in den letzten Jahren stark ausgeweitet wurden. Wer 2000 berufen wurde, hätte heute oft keine Chance mehr. 2/

We still personify illiberalism too much. It's "Trump", "DeSantis", "Orbán". No: it's parties that are too weak to stop them (or are not willing to in the first place); it's cynical elites who support them. Leaders are tips of icebergs; icebergs don't melt if tips break away. It's sobering to see how we often think the danger is avoided when the leader is gone. In the US, the GOP had the chance to return to liberal democracy in the aftermath of Jan 6, 2020, but instead they chose to establish as the party illiberalism. They made that choice post-Trump