Ich sehe was, was da nicht ist. Rollenbilder und Akzeptanz: Die „Fürstin“ von Vix.🧵

Einer meiner persönlichen Lieblingsfundorte, der noch auf meiner Bucket List steht. Nicht nur wegen der Grabausstattung toll, sondern auch wegen der Interpretationen: Holt Euch Popcorn.🍿 1/13 Das Grabhügel, um den es geht, wurde in der 1950ern nahe dem französischen Ort Vix, Dép. Côte d’Or, entdeckt und ausgegraben. Es handelt sich um eines der reichsten Gräber der frühen Eisenzeit (Hallstattzeit) im westlichen Mitteleuropa aus der Zeit um 500 v.Chr. 2/

Kulturelle Identität ist kein Phänotyp der Füße (oder Schädel) – auch nicht als Witz
BITTE TEILT NICHT SOLCHE AHISTORISCHE SCHEISSE! Nein, auch nicht als „Witz“ – ist mir in die TL geflattert und ich kann das nicht stehen lassen. TL;DR: DAS SAGT NICHTS ÜBER EURE ABSTAMMUNG! 1/12 Ich will demjenigen nichts Böses unterstellen, der es gepostet hat. Die ersten Treffer auf Google verraten aber, dass das nicht nur ernst genommen wird und mit Abstammung und z.T. Charaktereigenschaften und weiterer Esoterik verknüpft wird… 2/

Kinder und ihr Spielzeug: Ein Beispiel für eine falsche Grundannahme!🧵
Da es offenbar sogar bei Psycholog:innen falsche Annahmen darüber gibt, wie „richtig“ spielen geht, hier ein Thread aus archäologisch-kulturvergleichender Sicht: Wir Westler nehmen uns gerne zu wichtig… 1/12 Kindheit ist und war nicht überall gleich und wir verallgemeinern gerne unsere Erfahrungen. Es gibt eine ziemlich unübersichtliche Anzahl von Studien zum Thema, ich beziehe mich hier auf: D. Lancy, The Anthropology of Childhood. Cherubs, Chattel Changelings (Cambridge 2014²). 2/

Nein, die Vorgeschichte ist nicht vegetarisch oder vegan. Kommt bitte klar.🧵

Liebe Leute, es gibt sehr viele gute Gründe für eine Ernährung ganz ohne oder mit weniger tierischen Produkten. Aber es ist BS (sorry), dass wir schon immer Vegetarier oder Veganer gewesen wären. 1/8 Zum einen: Wir haben ein Allesfressergebiss. Reine Pflanzenfresser haben oft keine Eckzähne und ausgeprägte Molaren, reine Fleischfresser haben Reißzähne, wir sind quasi in der Mitte (die Bio-Bubble kann das viel besser erklären als ich, die ich nur mal Archäozoologie hatte.). 2/

Anpassungsfähigkeit der Menschheit – oder: der Rest stirbt aus🧵☠️

Da diese Woche auch noch im ÖRR sehr viel unwissenschaftlicher Blödsinn verbreitet wurde: Nein, es ist weder irgendwie zwangsläufig so, dass wir uns anpassen, noch, dass wir überleben. Aber der Reihe nach. 1/13 Wir (homo sapiens) sind die einzigen Überlebenden der Gattung homo. Das war die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte NICHT so, es gab mehrere Menschenarten.
Der ganze Rest unserer nahen Verwandschaft ist schon ausgestorben! ☠️2/

(Vor-)Geschichte ist tödlich und Euer Immunsystem ändert nix daran! Ein Rant

Eigentlich bin ich hier für Wisskomm, News und schlechte Witze und halte mich mit Rants zurück. Ich hätte den sehr lesenswerten Artikel von @ewyler einfach teilen können.

https://twitter.com/ewyler/status/1574415550889041920?s=20&t=lYJbPZollQ1JXRrvPTelhg

1/13 Ich habe mich dagegen entschieden, weil glaube ich, dass den meisten eins nicht klar ist: Wie unglaublich kurz und tödlich das Leben vor solchen Erfindungen wie Impfungen, Antibiotika oder so etwas wie sauberem Trinkwasser und einer grundlegenden medizinischen Versorgung ist! 2/

Ich teile ja eher selten was über Literatur oder Buchzitate, hier mache ich eine Ausnahme, weil es so furchtbar treffend und aktuell ist. Ist aus dem Buch „Golden House“ von Salman Rushdie.

Ein Dialog zwischen der Hauptperson und dessen Partnerin über die Wahrheit: 1/6 "Die einzige Person, von der Du heute meinst, sie belüge dich, ist der Experte, der tatsächlich etwas weiß. Er ist aber derjenige, dem man nicht glaubt, weil er zur Elite gehört, und Eliten sind gegen das Volk, sie machen es nieder. Die Wahrheit zu kennen heißt, elitär zu sein.2/

Professionelles Shitposting – Hinweise auf frühe Tierhaltung…🐏🐑💩

Ein weiteres Puzzlestück wie wir von einer mobilen Jäger/Sammler-Gesellschaft zu einer sesshaften Gesellschaft mit Ackerbau und Viehzucht wurden. (Oder: Ein Schritt in die falsche Richtung...) Ein 🧵. 1/13 Ackerbau, Viehzucht und z.T. auch Sesshaftigkeit begannen* irgendwo in einem Gebiet, das Teile Syriens, Irans, Iraks, der Türkei und der arabischen Halbinsel umfasst: Dem sog. Fruchtbaren Halbmond – heißt so, weil das Gebiet auf der Karte wirklich sehr sichelförmig aussieht. 2/

„Eine hervorragend nationale Wissenschaft“ – Die Vor- und Frühgeschichte und ihre ideologische Vereinnahmung. Teil 4: Hans Reinerth

Ich wollte mich eigentlich nicht auf Personen fokussieren, aber aus Gründen geht es um H. Reinerth – post 45 Museumsleiter in Unteruhldingen.🧵1/18 Hans Reinerth (1900-1990) war tatsächlich einer der ersten Urgeschichtler, die das Fach auch studiert hatten, nämlich am Urgeschichtlichen Forschungsinstitut zu Tübingen. Reinerth stand Kossinna nahe und wurde von ihm u.a. Alfred Rosenberg ("Chefideologe" NSDAP) vorgestellt. 2/

Archäologische Fundplätze und wie sie zu finden sind! (Außer Atlantis, das gab es wohl nie und wird auch nur er- nicht gefunden🤭)

Da die Frage wiederholt und auch via DM reinkam: Wie finden Archäolog*innen eigentlich was zum ausgraben? Ein Einordnungs-🧵 1/16 Zuerst einmal: Meistens ist es quasi umgekehrt, die Bodendenkmäler finden uns! Die meisten Ausgrabungen (wohl >99%) sind nämlich keine Forschungs- oder Lehrgrabungen, sondern Rettungsgrabungen, die ein Bodendenkmal vor seiner Zerstörung dokumentieren sollen. 2/

Let’s talk about Sex (& Gender). Nix Neues in der Archäologie!🧵

Oookay, da es ja schon Rants und auch Zeitungsartikel von Laien gibt, dass wir uns weigern würden zuzugeben, dass es Männer und Frauen auch in der Vorgeschichte gab - hier eine Einordnung, warum das Unfug ist. 1/21 Stein des Anstoßes war ein Statement des Black Trowel Collectivs blacktrowelcollective.wordpress.com/2021/07/06/arc…
Sagt, dass man Leute nicht diskriminieren und berücksichtigen soll, dass es soziales Geschlecht und verschiedene Geschlechtsidentitäten auch in der Vorgeschichte gab.2/

Wir müssen mal über Quellen(-kritik) bei populären Vorträgen reden. 🙄🧵

Derzeitig kursiert der Vortrag eines halbwegs bekannten Biologen zum Thema Klimakrise. Und die Quellenauswahl insbesondere des auf Twitter kuriserenden Snipets ist im negativen Sinne bemerkenswert.
1/ Ich verlinke das nicht, um nicht noch mehr Reichweite zu generieren, ebenso wenig die zitierte „Quelle“: Mark Cranfield. Man findet den auf Twitter, auch den verlinke ich nicht. Cranfield hat einen Twitterkanal mit der Wahrheit ™ zum Klimawandel und lustigen Tiervideos. 2/

„Eine hervorragend nationale Wissenschaft“ – Die Vor- und Frühgeschichte und ihre ideologische Vereinnahmung. Teil 3: Kossinna in unseren Köpfen

War ja bisher irgendwie bequem, so über Leute zu reden, die >90 Jahre tot sind, oder? Aber…das passiert uns doch nicht mehr!?! 1/16 Das hätte ich in meiner Naivität auch lange gedacht. Normalerweise schreibe ich wenig Anekdoten, hier mache ich eine Ausnahme. Ich hoffe, dass dann klarer wird, warum ich diese Threads überhaupt schreibe, obwohl ich bei dem ganzen Zeug am liebsten kotzen möchte.😑 2/16

„Eine hervorragend nationale Wissenschaft“ – Die Vor- und Frühgeschichte und ihre ideologische Vereinnahmung. Teil 2: Die Siedlungsarchäologische Methode🧵

CN Rassismus, Nationalismus

Da wir das ähm „Vergnügen“ mit Gustaf Kossinna schon in Teil 1 hatten… 1/20 … geht es um die Ideen, die er uns leider sehr nachhaltig hinterlassen hat. Seine sog. „siedlungsarchäologische Methode“.
Zuerst: Nein, es geht nicht um Siedlungsarchäologie, also die Erforschung von archäolgischen Siedlungen und evtl. auch ihrem naturräumlichen Umfeld. 2/20

„Eine hervorragend nationale Wissenschaft“ – Die Vor- und Frühgeschichte und ihre ideologische Vereinnahmung. Teil 1: Gustaf Kossinna (1858-1931)

Ich habe ja versprochen, dass ich was zur „braunen“ Vorgeschichtsforschung schreibe und gemerkt, dass das nie in einen 🧵passt. 1/13 Deswegen geht es heute um die Person Gustaf Kossinna.
Er war formal betrachtet kein Prähistoriker (wäre zu seiner Zeit faktisch unmöglich gewesen), sondern Philologe und promovierter Germanist.
Dennoch prägte er die Vorgeschichtsforschung – leider – extrem.😬 2/13

„Lass‘ liegen, tritt sich fest!“ (Science-Edition). Die Fundverteilungsanalyse🧵

Es gibt Leute, die mit 'nem Zelt durch die Gegend ziehen. Ist auch das, was wir menschheitsgeschichtlich die längste Zeit gemacht haben. Hier die retrospektive Campingsplatzanalyse der Eiszeit. 1/14 Ich habe ja gesagt, dass bis vor wenigen tausend Jahren die Menschheit aus nicht sesshaften Jägern und Sammlern bestand. Leute, die im Zelt und ähnlichem durch die Lande zogen, der Beute hinterher. Ich habe auch schon den eisezeitlichen Siedlungsplatz Gönnersdorf erwähnt. 2/14

Um den Tag - aus Gründen - mit etwas schönem ausklingen zu lassen: Bronzezeitliche Felsbilder!
Solche Bilder gibt es in Skandinavien in der sog. "nordischen" Bronzezeit. Häufig sind Menschen, oft auch Krieger, Schiffe, Pflüge, Wagen, Symbole aber auch Alltägliches dargestellt.

https://twitter.com/archaeologyart/status/1541073922422079492

Dieser Mann mit Phallus (nicht ganz selten in den bronzezeitlichen Bilderwelten) ist mit Kopfputz un Speer in seiner Rechten dargestellt.
Die Darstellung ist jünger als die anderen Motive (er schneidet diese) und beherrscht mit 2,25m den Fels.

Ein Steinzeitjäger kommt selten allein…🧵

Warum ich mit der Vorstellung, dass altsteinzeitliche Jäger kaum Kontakte gehabt haben sollen, so meine Schwierigkeiten habe…

Ein Thread mit einigen Eckpunkten (!) zum Thema Jäger/Sammlergesellschaften. 1/19 Disclaimer: NEIN, das ist nicht mein Schwerpunkt, ich beschriebe nur einige Punkte. Und NEIN, das ist ausdrücklich nicht als Kritik an Leuten gemeint, die das geglaubt haben. Wird ja medial so falsch vermittelt mit einsamen heroischen Jägern, die Mammuts niederringen o.ä.… 2/19

Warum mich die Pandemie als Kulturwissenschaftlerin nachdenklich gemacht hat. Ein 🧵

Der medizinische Aspekt ist absolut nicht meine Kernkompetenz, nur vorneweg, darum geht es aber auch nicht. Und es ist keine Studie, sondern tatsächlich zumindest teilweise meine Meinung. 1/18 Eigentlich geht man davon aus, dass man als menschliche Kultur auf Herausforderungen mit neuer Innovation & Anpassung des Verhaltens reagiert. Das wird manchmal auch als „kulturelle Evolution“ beschrieben, wobei es im Gegensatz zur biologischen Evolution nicht zufällig ist. 2/18

Stereotype sind antik – wie antike Autoren zu Germanenvorstellungen betrugen

Hab‘ mal in der Alten Geschichte gewildert. Denn unsere Vorstellung von der Vergangenheit wird z.T. viel stärker von der klassischen Antike beeinflusst als von prähistorischen Erkenntnissen. Ein 🧵1/14 Nachdem ich jetzt wahrscheinlich sowohl Alt- als auch Prähistoriker:innen verloren habe: Es geht um antike Topoi (Einzahl: Der Topos). Das ist ein Begriff, der eigentlich aus der Rhetorik kommt. Und nein, es ist nicht exakt das Gleiche wie ein Stereotyp, aber recht ähnlich. 2/14

Das war schon in der Steinzeit so! (Spoiler: NÖ!)

Weil ich das öfter mal als vermeintliches Argument höre: Es geht im 🧵 um einen groben Eindruck von dem, was „Steinzeit“ heißt und was nicht. Ich bin keine Spezialistin für Steinzeiten, aber dafür langt’s noch grade… 1/19 Genauer gesagt gibt es nicht nur EINE Steinzeit. Allgemein üblich ist die Unterteilung in Alt-, Mittel und Jungsteinzeit bzw. Paläo-, Meso- und Neolithikum auf Facharchäologisch. Heißt das exakt Gleiche, ist aber aus dem Altgriechischen abgeleitet. Klingt gebildeter😉👩‍🎓🧑‍🎓👨‍🎓 2/19