severin tatarczyk Profile picture
Ein wilder Themenmix nahe am Chaos. Staatsdelegitimierung am Rande der Strafbarkeitsgrenze. Verfechter der freien Rede. Politisches Unterhaltungsmagazin.
Dec 30 12 tweets 28 min read
Ich habe ChatGPT gefragt, was 2026 passieren wird. Ein Drama in 12 Akten.

Januar 2026 – „Die Verträge“
1.–3. Januar: Der Jahreswechsel ist kurz, weil die Technik nicht feiert

Berlin, Silvesterwoche. In den Lagezentren von Innenministerium, BSI-Umfeld und Netzbetreibern läuft seit dem 29. Dezember ein Modus, den man nach außen nicht benennt: „erhöhte Grundlast“.
Nicht, weil „etwas passiert ist“. Sondern weil das, was 2025 normal wurde, 2026 nicht weniger wird: Testen, Tasten, Abklopfen – an Grenzen, an Netzen, an Köpfen.
In den ersten Januartagen taucht ein Muster auf, das später die Analysten „die graue Kamm-Linie“ nennen: kurze Spannungseinbrüche in regionalen Netzen, die sauber genug sind, um wie „Wetter/Last“ auszusehen – und unordentlich genug, dass die Forensik Wochen braucht. Parallel: Logistikverzögerungen bei zwei Raffinerie-Zulieferern in Nordwesteuropa, die plötzlich „Compliance-Prüfungen“ auslösen.

Nichts davon ist Kinodrama. Es sind Formulare, Wartungsfenster, Audit-Mails. Und genau deshalb wirkt es.

4.–6. Januar: Merz setzt den Ton – „Readiness“ als Verwaltungsvokabel

Die Bundesregierung setzt Anfang Januar eine Kommunikationslinie: nicht Eskalation, sondern Durchhalte- und Ordnungspolitik. In den Hintergrundpapieren taucht ein Satz auf, den man später wiedererkennt: Deutschland müsse Fähigkeiten „skalieren“, nicht Debatten.
Das passt zu dem, was Ende 2025 bereits sichtbar war: Registrierung als Vorstufe für eine robustere Personalplanung der Bundeswehr. War on the Rocks

Gleichzeitig wird intern eine unangenehme Frage gestellt: Wenn die USA Schutz neu bepreisen – was ist Europas Preis, und wer stellt die Rechnung? (Trump ist seit 2025 im Amt; die transatlantische Tonlage ist spürbar anders.) Wikipedia+1
7.–10. Januar: Die Ukraine wird in Pakete zerlegt
Kiew fordert (wie 2025) weiter Luftverteidigung, Munition, Ersatzteile – aber im Januar 2026 ändert sich die Darreichungsform: weniger „große Ankündigungen“, mehr kleinteilige Liefer- und Lizenzpakete.
In Brüssel und Berlin wird begonnen, Hilfen wie Industrieverträge zu behandeln: Losgrößen, Lieferfristen, Sub-Supplier, Endverbleib, Wartungszyklen. Das entpolitisiert nach außen – und politisiert nach innen.

Russland spielt währenddessen seine zweite Ebene: Recht und Narrative. Ende 2025 hat Putin per Gesetz den Rahmen erweitert, um internationale Strafverfolgung und ausländische Gerichte leichter zu ignorieren. In Januar-Talkshows wirkt das wie „fernes Juristenzeug“, aber in Ministerien ist klar: Das ist die Ansage, dass Moskau lang denkt und nicht zurückrudert. Reuters
11.–14. Januar: Der Nahost-Faden läuft über Washington
Kurz nach Neujahr wird in europäischen Hauptstädten registriert, wie eng der politische Takt im Nahen Osten über Washington läuft. Ende Dezember gab es öffentlichkeitswirksame Treffen Trump–Netanjahu. The White House
Im Januar 2026 folgt daraus kein „Friedensmoment“, sondern etwas viel Bürokratischeres: Hilfskorridor-Parameter, Inspektionsregime, Listen, Übergabepunkte. Deutschland hängt moralisch, politisch und sicherheitlich drin – und merkt, dass jede Äußerung sofort als Signal gelesen wird: an Israel, an arabische Partner, an Iran, an die eigene Straße.

In Berlin entsteht eine neue Redewendung in Sprecher-Kreisen: „zweifach anschlussfähig“ – Aussagen müssen gleichzeitig in Tel Aviv und in Ramallah nicht sofort brennen, und in Washington nicht als Illoyalität gelten.

15.–18. Januar: München wirft seinen Schatten voraus – und damit die AfD
Im Sicherheitsbetrieb wird bereits auf Februar geschaut: Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) wird 2026 zum Symbolraum. Dass die AfD wieder eingeladen ist, wird in Januar in Hintergrundgesprächen als „Normalisierung durch Protokoll“ diskutiert. The Guardian
Das hat eine praktische Folge: Sicherheitsbehörden, Stiftungen, ausländische Delegationen und deutsche Parteien planen Trennlinien neu – wer sitzt wo, wer trifft wen, wer wird fotografiert, wer nicht.

Deutschland wirkt in diesen Tagen wie ein Land, das versucht, die Außenwelt mit „Firewall-Sätzen“ zu beruhigen – und gleichzeitig merkt, dass Außenpolitik inzwischen auch Innenpolitik-Psychologie ist.
19.–23. Januar: China/Taiwan erscheint in deutscher Gestalt – als Exportproblem

In der dritten Januarwoche kommt der China-Faden in einer Form an, die in Deutschland sofort weh tut: Maschinenbau-Aufträge, Auto-Joint-Ventures, Chemie-Abnahmen – und plötzlich strengere US-Signale zu Exportkontrollen/Technologietransfer.
Nichts ist offiziell „Verbot“. Es ist schlimmer: Es wird unkalkulierbar. Vorstandsetagen hassen Unkalkulierbarkeit mehr als schlechte Nachrichten.

Parallel melden zwei große Versicherer intern höhere Prämien für bestimmte Routen in Ostasien. Kein Alarm. Nur ein Preisetikett. Und Preise sind in diesem Jahr Politik.
24.–27. Januar: Venezuela und die neue Rohstoff-Logik

Venezuela taucht nicht als „Lateinamerika-Thema“ auf, sondern als Rohstoff- und Sanktionsscharnier. In Berlin wird in einem Vermerk sinngemäß festgehalten: Je härter der Blockkonflikt, desto wertvoller werden graue Lieferketten.
Das ist der Punkt, an dem 2026 seinen Ton findet: Staaten handeln weniger „für Werte“ (in Sonntagsreden schon), sondern für Redundanz: Zweitlieferanten, Drittbanken, Viertflaggen.

28.–31. Januar: Der Monat endet nicht mit einem Knall – sondern mit einem Beschluss

Am Ende des Januars steht kein spektakuläres Ereignis, sondern ein Paket aus drei unscheinbaren Entscheidungen, die später wie Dominosteine wirken:

„Kritische Infrastruktur“ wird weiter gefasst (technisch/organisatorisch): mehr Meldepflichten, mehr Audit-Druck, mehr Standardisierung.
Beschaffung wird beschleunigt, indem man Rechtswege verkürzt und Rahmenverträge ausweitet – die Opposition nennt es „Blankoscheck“, die Regierung „Handlungsfähigkeit“.

Kommunikationsdisziplin: weniger große Erzählung, mehr „wir liefern“. Das klingt trocken. Aber es ist die Sprache eines Staates, der sich auf eine lange Strecke einstellt.

Und irgendwo in einem Berliner Büro schreibt jemand an eine Folie für Februar:
„2026 ist das Jahr, in dem wir lernen, dass Stabilität nicht mehr kostenlos ist.“Image Februar 2026 – „Die Konferenz“

Der Februar ist der Monat, in dem alles öffentlich wird, was im Januar nur verwaltet wurde. Nicht als Knall. Als Choreografie.

1.–3. Februar: Die Kälte kommt zurück – politisch

In Deutschland fällt die Temperatur wieder unter null, und zum ersten Mal seit Jahren passt das Wetter zur Stimmung.
In den Ministerien spricht man nicht mehr von „Krisen“, sondern von „Dauerlagen“. Das Wort ist neu, und es ist wichtig: Es bedeutet, dass niemand mehr mit einem Ende rechnet.
In den Umfragen für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz passiert etwas Unauffälliges, aber Relevantes:
Nicht die AfD legt stark zu – sondern die Nicht-Antworten. Menschen sagen den Instituten, sie wüssten noch nicht, ob sie überhaupt wählen gehen. Das irritiert die Parteien mehr als klare Ablehnung.

Ein interner Vermerk im Kanzleramt hält fest:
„Das Vertrauen bricht nicht laut, sondern leise.“

4.–6. Februar: Ukraine – der Krieg wird technisch

Die Front in der Ukraine bewegt sich kaum. Aber in Brüssel und Berlin verschiebt sich der Fokus erneut:
Nicht mehr „wie viel“, sondern „wie lange in welchem Takt“.

Deutschland übernimmt federführend ein neues Koordinationsformat:
Ersatzteilketten, Wartungskapazitäten, Rotationspläne für Luftabwehrsysteme.
Kein Pathos. Kein Sondervermögen. Excel.

Russland reagiert nicht militärisch, sondern narrativ:
Russische Medien beginnen, gezielt deutsche Städte zu thematisieren – nicht mit Drohungen, sondern mit historischen Analogien, Energiepreisen, „sozialer Müdigkeit“.
Es wirkt banal. Genau deshalb bleibt es hängen.
7.–9. Februar: München beginnt – die Bühne Europas

Die Münchner Sicherheitskonferenz startet wie immer geschniegelt, und doch ist etwas anders.
Nicht die Reden sind härter – sondern die Gespräche am Rand.
In den Hotellobbys fällt ein Satz immer wieder:
„The Americans are not leaving. They are repricing.“

US-Vertreter machen klar:
Sicherheitsgarantien bleiben, aber Mitfinanzierung wird nicht mehr diskutiert, sondern vorausgesetzt.
Kein Ultimatum. Kein Tweet. Nur ein nüchternes „this is the framework“.
Die deutsche Delegation reagiert professionell – und innerlich alarmiert.
Denn jedem ist klar: Das wird man vor den Landtagswahlen nicht ehrlich sagen können.
10.–11. Februar: AfD im Raum – und niemand weiß, was das bedeutet

Die Präsenz der AfD auf der Konferenz erzeugt keinen Skandal.
Und genau das ist der Skandal.

Intern wird es als „post-empörte Phase“ bezeichnet.
Niemand schreit mehr. Niemand geht demonstrativ.
Man sitzt, hört zu, notiert.
Ein ausländischer Diplomat sagt später:

„Germany is not radicalizing. It is normalizing uncertainty.“

12.–14. Februar: Nahost – Waffenstillstand als Verwaltungsakt

Aus Washington kommen Signale:
Kein großer Durchbruch zwischen Israel und Gaza – aber stabilisierte Parameter.
Hilfslieferungen laufen kontrollierter.
Grenzregime werden angepasst.
Geisel- und Gefangenenaustausch wird fragmentiert – nicht ein Deal, sondern viele kleine.
Deutschland beteiligt sich finanziell und logistisch – vermeidet aber jede moralische Führungsrhetorik.
Das Außenamt hat gelernt: Jede moralische Spitze erzeugt innenpolitische Kosten.

Iran bleibt ruhig. Zu ruhig.
In Sicherheitskreisen gilt das als schlechtes Zeichen.
15.–18. Februar: China rückt näher – ohne Schlagzeile

Während alle nach München schauen, passiert das Entscheidende woanders:
Zwei große deutsche Industriekonzerne verschieben Investitionsentscheidungen in China – „temporär“.

Nicht wegen Sanktionen.
Sondern wegen Versicherungsbedingungen und US-Sekundärsignalen.
Taiwan wird öffentlich kaum erwähnt, aber in jedem Hintergrundgespräch ist es präsent:

„If it goes hot, it won’t start with troops.“
Europa versteht langsam, dass der Konflikt nicht militärisch beginnen muss, um existenziell zu werden.
19.–22. Februar: Venezuela, Öl, Realität

In Brüssel sickert durch:
Es gibt informelle Gespräche über flexiblere Sanktionsauslegung gegenüber Venezuela.

Nicht aus Sympathie.
Sondern aus schlichter Rechnung:
Je mehr Fronten gleichzeitig offen sind, desto wertvoller wird jeder zusätzliche Lieferant.

In Deutschland nennt man das offiziell „pragmatische Energieaußenpolitik“.
Inoffiziell: Risikostreuung im Blockzeitalter.

23.–26. Februar: Der Wahlkampf kippt
Die Landtagswahlkämpfe verändern ihren Ton.

Weniger Identität.
Mehr Versorgung.
Fragen auf Podien lauten plötzlich:
„Sind wir vorbereitet?“

„Wer zahlt das dauerhaft?“
„Was passiert, wenn es schlimmer wird?“

Die Antworten bleiben vage.
Die Wähler merken es.
27.–28. Februar: Ein Satz bleibt hängen

Am Ende des Monats sagt ein hoher europäischer Beamter in einem Hintergrundgespräch, fast beiläufig:

„2026 ist kein Krisenjahr. Es ist das erste Jahr nach der Illusion.“
Der Satz wird nicht zitiert.
Aber er macht die Runde.

Der Februar endet ohne Explosion, ohne Durchbruch.
Doch es ist klar: Der März wird politisch.Image