Reto Knutti Profile picture
Passionate about climate, how the world and society work. Professor for climate physics and chair @C2SM_ETH at @ETH_en Zurich

Jun 25, 2021, 18 tweets

1/ Heftige Niederschläge in Teilen der Schweiz in den letztenTagen. Bahnhöfe unter Wasser, die Aare bedrohlich hoch.

Klimawandel oder Zufall?

Thread...
nau.ch/news/schweiz/u…

2/ Wetter ist variabel, Niederschläge sind sogar extrem variabel. Mit der menschgemachten Erwärmung verändert sich über die Energiebilanz jedoch auch der Wasserkreislauf deutlich.

3/ Niederschlag nimmt in hohen Breiten zu, in den Subtropen ab, Verdunstung nimmt zu, Bodenfeuchte ab, etc. Regionale Unterscheide sind jedoch je nach Region und Saison unterschiedlich.

4/ Eines der klarsten Signale ist die Zunahme der stärksten Niederschläge. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, falls genügend vorhanden ist (~7% pro °C). Das Prinzip des Tumblers. Theoretisch verstanden von Clausius 1850 und Clapeyron 1834!

5/ Hier einer der vielen Übersichtsartikel.
link.springer.com/article/10.100…

6/ Selbst wenn die Sommer trockener werden nehmen die extremsten Niederschläge zu. Die ersten Klimamodelle haben das vor 30 Jahren vorausgesagt, bevor es genügend Beobachtungen gab.
nature.com/articles/nclim…

7/ Heute ist das praktisch überall in den Daten sichtbar. In der Schweiz nehmen die Starkniederschläge in Häufigkeit und Intensität an fast allen Stationen zu.
nccs.admin.ch/nccs/en/home/c…

8/ Die Variabilität (täglich, monatlich, Jahr zu Jahr) nimmt auch zu.
Selbst an Orten wo Niederschlag über alles abnimmt, nehmen die Extreme und die Schwankungen also zu.
nature.com/articles/s4159…

9/ Global zeigen die Modelle, dass die Häufigkeit des heute "nässesten Tages in ~3 Jahren" mit einer Erwärmung von 3°C sich etwa verdoppelt.

10/ Man kann also nicht ein spezifisches Regenereignis dem Klimawandel in einem deterministisch kausalen Sinn zuordnen, aber eine klare Aussage über den Einfluss des Klimawandels auf die Häufigkeit machen.
nature.com/articles/nclim…

11/ Niederschlag ist zeitlich höchst ungleich verteilt. Global fallen ~20% des N. in den nässesten 2 Tagen, ~70% in den nässesten 2 Wochen.
Die Änderung noch extremer: die Hälfte der Zunahme erfolgt in den nässesten 6 Tagen pro Jahr.
agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/20…

12/ Achtung: eine Zunahme der Häufigkeit führt nicht zwingend zu mehr Schäden/Opfern. Risiko=Häufigkeit*Exposition*Verwundbarkeit. Häufigkeit nimmt zu, Exposition meist auch (mehr Infrastruktur).

13/ Aber Verwundbarkeit kann abnehmen (Hochwasserschutz, Pegelsteuerungen, bessere Wetterprognose, Warnsysteme).
So kann z.B. heute der Thunersee über einen Entlastungsstollen vor dem Starkregen abgesenkt werden, um die Matte in Bern zu schützen.
bve.be.ch/bve/de/index/w…

14/ Soweit die gute bekannte Thermodynamik. Klimawandel kann auch die atmosphärische Zirkulation beeinflussen.

15/ Weil sich die Arktis stärker erwärmt als die Tropen, gibt es plausible Mechanismen, dass Veränderungen im Jet Stream (Position, Stärke und Variabilität) Extremereignisse beeinflussen.

16/ Studien haben argumentiert, dass diese Mechanismen (Persistenz) bei einzelnen Hitzewellen und Flutereignissen in der Vergangenheit eine Rolle spielten. Allerdings ist die Zirkulationsänderung unsicher, die Mechanismen sind komplex, und die Variabilität gross.

17/ Für die CH finden wir kleine klaren Hinweise auf länger anhaltende Wetterlagen oder Verschiebungen in den Häufigkeiten der Wetterlagen.
agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.10…

18/ Arbeiten von/mit @erichfischer @HugueninMaurice @apuffycloud @schwiewie @ScherrerSimon und vielen mehr.

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