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Apr 25, 2022, 52 tweets

#b2304 #ausgebranntepresse
Wie der Aktivist Antisemitismus wegredet

Nachdem Journalist:innen seit Jahren bei Demos unter immer stärkeren Druck kommen und Aggression erdulden müssen, setzte die antiisraelische Demo vom Samstag in Berlin unter Ausnutzung des neu gefassten

Berliner Versammlungsgesetzes einen neuen bundesweiten Tiefpunkt. Das Gesetz erlaubt unter Voraussetzungen den Ausschluss von "Teilnehmern" der VA durch den Versammlungsleiter, zu denen auch unabhängige Journalisten gezählt werden.
Wenn es gelingt, aus der Veranstaltung heraus

Journalist:innen anzugehen und eine entstehende Auseinandersetzung damit zu begründen, die Journalisten hätten provoziert (letztlich durch ihre Anwesenheit), können diese dann ausgeschlossen werden, lehrt das Wochenende.
Damit steht eine Baupause für Extremisten jeder Art zur

Verfügung, für die kritische Berichterstattung von jeher ein rotes Tuch ist. Eine Überprüfung des Gesetzes scheint dringend notwendig, weil das grundgesetzliche Recht auf freie Berichterstattung erheblich eingeschränkt ist; aber bis das mal in KA ankommt, fließt viel Wasser die

Spree hinab.
Aber nebenbei geben die Ereignisse die Möglichkeit, Berichterstattung umzudeuten. Ein bekannter Aktivist aus Berlin, seit vielen Jahren in, sagen wir, propalästinensischer Mission, versucht nun genau das über IG und YT.

In der Öffentlichkeit erschien er zunächst bei den Montagsmahnwachen, wo er Reden mit antisemitischen Narrativen hielt. Später wurde er Einzelkämpfer, versuchte dies und das, und gab sich seit ca. 2020 geläutert, um dann gegen "Querdenker" mitzumischen.

Schauen wir uns an, was er gestern Abend in die Welt monologisierte, reduziert auf VA und die von ihm angegriffene Presse.
Hinweis: Der Timestamp wurde von der Software falsch berechnet. Einfach den angezeigten Wert mit 2 multiplizieren.

Halten wir fest: Er wird Bericht erstatten.

Er spricht @FriedensWatch, @Tagesspiegel / @glr_berlin, @bzberlin, @BILD an beleidigt einen der Journalisten vor Ort.

Indem der Aktivist seine Identität ins Spiel bringt, versucht er seinen Auslassungen besondere Bedeutung zu verleihen. Das ist bei Vorwürfen einer Falschberichterstattung allerdings kein Punkt, der zur Auseinandersetzung beiträgt.

Er beginnt die Schilderung und erhöht den Einsatz um @djuverdi. @ver_jorg hatte von den Aggressionen gegen Journalisten berichtet.

Der Aktivist schildert den Beginn der VA mit "Statement" und Musik. Er behauptet, die Parole "Intifada bis zum Sieg" wurde nicht ausgerufen und unterstellt Ausrufe auf Arabisch.

Das ist offenkundig eine Lüge.

Er behauptet hier, Veranstalter oder auch Organisator der Versammlung sei "Palästina spricht", das ist der offiziell Stand.

Der Aktivist erklärt, die PFLP-Vorfeldorganisation Samidoun habe teilgenommen, sei aber zahlenmäßig gering. Er unterschlägt, dass sich "Palästina spricht" immer wieder zugunsten der PFLP ausgesprochen hat.
Die PFLP hat immer wieder zu Terror als politischem Mittel gegriffen.

Es habe Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen palästinensischen Fraktionen, auch am Samstag auf der Demo, sie gäben "den Medien das, was sie wollen. Sie geben Provokationen". Medien werden als "Gegner" beschrieben.

Oben fehlt das Wort "gegeben".

Nun ist nicht mehr "Palästina spricht" der Veranstalter, sondern die PGD, d.h. die Palästinensische Gemeinschaft in Deutschland. Diese besteht nach VS-Einschätzung überwiegend aus Hamas-Anhängern.

Er bietet einen arabischen Slogan an: "Sturz des Präsidenten Abbas". Kaum glaubhaft, das bei einer antizionistischen Demo solche Kleinigkeiten ausgetragen werden.

Er erhöht den Einsatz um @democ_de und wiederholt die Falschbehauptung zum Intifada-Slogan, siehe oben.

Er führt die Thematik der angeblich nicht neutralen Presse ein.

Einsatz weiter um @JFDA_eV erhöht. Er behauptet, er hab einen JFDA-Mitarbeiter mehrfach vor "Faschos" beschützt. Der Mitarbeiter hat viele Jahre Erfahrung bei der Beobachtung von Extremisten, aber die Schilderung wird aus anderem Grund gebraucht.

Jetzt versucht er die Tatsache wegzudrücken, dass während des Verlassens der Demo eines Reporters unter Polizeischutz (!) "Drecksjude" und "dreckige Juden" gerufen wurde, indem er es Kindern in die Schuhe schiebt, als wäre das dann weniger skandalös.

Auf diesem Video sieht man ab ca. Sec 5 links eines der Kinder "Jude. Dreckiger Jude" rufen. Der Aktivist lügt.

Korrektur zu zuvor, JFDA-Vertreter und Hildmann: Der Mitarbeiter ist noch nicht so lang in Berlin und hat Hildmann nicht miterlebt, wurde mir soeben von Dritten zugetragen.

Er wiederholt die Falschbehauptung und behauptet weiter, der betroffene Journalist wäre von der @polizeiberlin festgenommen worden, weil er permanent provoziert hätte. Die Polizeipräsidentin Slovik hat aber heute Abend erklärt, der Bild-Journalist habe darum gebeten, von der

Polizei eskortiert zu werden. Es gab keine Verhaftung, die soll hier lediglich das Narrativ des "Störers" bekräftigen.

Er behauptet, er habe die "Provokationen" der "Medienvertreter" über den gesamten Aufzug verfolgt (war also überall zugleich). Das ist der Sermon der Demokratiefeinde von Rechtspopulisten bis "Querdenker", kein Unterschied zu erkennen.

Er spricht das @JFDA_eV und @ver_jorg an: Er will über "Sensibilitäten" reden und alle an einen Tisch bringen mit dem Veranstalter. Das ist ein zutiefst fragwürdiges Verständnis von Pressefreiheit.

VA-Teilnehmer (wahrscheinlich die behaupteten Kinder) und Journalist:innen seien "radikale Kräfte".
Was die Behauptungen zu @glr_berlin betrifft - ich hab den Artikel nicht gelesen - geht es offenbar nicht um den 19., sondern den 18.

Da waren weitere Berichterstatter:innen vor Ort.

Man erkennt die Querfrontler u.s.w. auf dem zuvor eingefügten Tweet sehr gut. Im Übrigen muss sich ein Veranstalter das Verhalten der Demo-TN schon zurechnen lassen, und Samidoun gehört regelmäßig dazu - wenn man in dieser Argumentation bleiben möchte.

Jetzt hat @glr_berlin eine Falschartikel "provoziert".
Jetzt werden noch einmal gesondert dem @JFDA_eV "Provokationen" unterstellt: "seine Bilder zu machen". Fotografieren verboten sozusagen, unabhängig vom Versammlungs- und Kunstrecht.
"Das einzige, was ihr macht: Situationen

herbeizurufen..." Erst wird das Fotografieren verboten, dann Provokation behauptet. Es wird erneut falschbehauptet: Die Polizisten hätten das Fotografieren untersagt. Das ist falsch. Die @polizeiberlin hat nach aktuellem Versammlungsgesetz Journalist:innen auf Forderung des

Versammlungsleiters zu größerem Abstand verpflichtet. Und aus dem einen Journalisten werden dann drei, zu Beginn waren es noch so ziemlich alle.

Erneut der Vorwurf der Falschberichterstattung.
Ich habe bereits dargestellt, wo das Wort fiel. Die letzten Aussagen zu @democ_de lasen sich nicht zuordnen (das geschilderte Video zeigt was anderes. der behauptete Text gehört zu einem anderen).

Offenbar haben alle Juden und Jüdinnen auf Demos in DE einen israelischen Pass. Kennen wir schon.

Der Aktivist unterstellt, die Journalist:innen wären handgreiflich geworden.

Die "Handgreiflichkeiten" der Presseleute sind hier gut nachzuvollziehen.

Natürlich sind nicht nur die Demo-TN Opfer, sondern ach er selbst. Kommt mehrfach , denn alle, die nicht genehm berichte, sind getrieben von antipalästinensischem Rassismus, der auf Islamophobie beruht. Siehe auch Video zuvor.

Er hat die Angriffe nicht kritisiert, sondern wie auch hier gerechtfertigt. Einschließlich der erneuten Falschdarstellung der Entscheidungen und Handlungen der Polizei.

Jetzt vergleicht er sich mit ernsthafter Presse. Bei den angesprochenen Demos hat er beleidigt, gebrüllt, lustige Debatten mit Nikolai Nerling und Matthäus Westphal geführt. Ein vollkommen unangemessener und unzutreffender Vergleich.

Da haben wir es: Es sind die Antideutschen. Hat lange gedauert, aber jetzt ist er zu Hause (alle Journalisten, die am späten Abend mal von ihm als "antideutsch" angebrüllt wurden, wissen, was ich meine).

Als der Aktivist zu Beginn über seine Heldentaten gegenüber dem JFDA sprach, versuchte er daraus eine palästinensisch-jüdische Beziehung zu konstruieren, die auf seinem Entgegenkommen beruht (hier ohne Clip).
Das jüdische Forum habe ihn angegriffen (kann sich auf die noch

unrühmlichere Vergangenheit beziehen); er fordert ein, zu moderieren und damit die Pressefreiheit einzuschränken.
Seine Dialogbereitschaft bestand darin, Presseleute mehrfach anzubrüllen, weil sie "undankbar seien". Er selbst behauptet im Video umgekehrt, zu Beginn der VA wären

Presseleute ihn angegangen, aber gegen Ende habe er noch ein besseres Gespräch mit dem JFDA gehabt.
(zum Anbrüllen: Mitteilung durch Dritte)

Der Aktivist erklärt gerne, er sei gegen Antisemitismus. Was das bedeutet: Er versucht, realen Antisemitismus wegzureden, sobald dieser aus seiner Gemeinde kommt und medial schadet. Das ist ein Muster über viele Jahre: Die behauptete Wandlung ist oberflächlich.

Eine schon ältere Darstellung der "Antideutschen" beim Aktivisten.

Eine Ergänzung zu seiner Schilderung des Beginns der VA...

...hier:

Ich habe hier nur die oberste Ebene der Auslassungen des Aktivisten angesprochen. Es gibt weitere darunter, die keine Freude machen und die ich aus Zeitgründen nicht verfolge.
- vorab Ende -

Zeit für P.S.: Der Versammlungsleiter soll damit gedroht haben, zukünftig Fotos von Journalist:innen auszugeben. Warum nicht, denken sich andere und fange schon mal damit an, freundlich unterstützt vom Journalisten.

Ups. Muss "Aktivisten" statt "Journalisten" heißen. Habe fertig.

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