Nachdem Journalist:innen seit Jahren bei Demos unter immer stärkeren Druck kommen und Aggression erdulden müssen, setzte die antiisraelische Demo vom Samstag in Berlin unter Ausnutzung des neu gefassten
Berliner Versammlungsgesetzes einen neuen bundesweiten Tiefpunkt. Das Gesetz erlaubt unter Voraussetzungen den Ausschluss von "Teilnehmern" der VA durch den Versammlungsleiter, zu denen auch unabhängige Journalisten gezählt werden.
Wenn es gelingt, aus der Veranstaltung heraus
Journalist:innen anzugehen und eine entstehende Auseinandersetzung damit zu begründen, die Journalisten hätten provoziert (letztlich durch ihre Anwesenheit), können diese dann ausgeschlossen werden, lehrt das Wochenende.
Damit steht eine Baupause für Extremisten jeder Art zur
Verfügung, für die kritische Berichterstattung von jeher ein rotes Tuch ist. Eine Überprüfung des Gesetzes scheint dringend notwendig, weil das grundgesetzliche Recht auf freie Berichterstattung erheblich eingeschränkt ist; aber bis das mal in KA ankommt, fließt viel Wasser die
Spree hinab.
Aber nebenbei geben die Ereignisse die Möglichkeit, Berichterstattung umzudeuten. Ein bekannter Aktivist aus Berlin, seit vielen Jahren in, sagen wir, propalästinensischer Mission, versucht nun genau das über IG und YT.
In der Öffentlichkeit erschien er zunächst bei den Montagsmahnwachen, wo er Reden mit antisemitischen Narrativen hielt. Später wurde er Einzelkämpfer, versuchte dies und das, und gab sich seit ca. 2020 geläutert, um dann gegen "Querdenker" mitzumischen.
Schauen wir uns an, was er gestern Abend in die Welt monologisierte, reduziert auf VA und die von ihm angegriffene Presse.
Hinweis: Der Timestamp wurde von der Software falsch berechnet. Einfach den angezeigten Wert mit 2 multiplizieren.
Indem der Aktivist seine Identität ins Spiel bringt, versucht er seinen Auslassungen besondere Bedeutung zu verleihen. Das ist bei Vorwürfen einer Falschberichterstattung allerdings kein Punkt, der zur Auseinandersetzung beiträgt.
Er beginnt die Schilderung und erhöht den Einsatz um @djuverdi. @ver_jorg hatte von den Aggressionen gegen Journalisten berichtet.
Der Aktivist schildert den Beginn der VA mit "Statement" und Musik. Er behauptet, die Parole "Intifada bis zum Sieg" wurde nicht ausgerufen und unterstellt Ausrufe auf Arabisch.
Er behauptet hier, Veranstalter oder auch Organisator der Versammlung sei "Palästina spricht", das ist der offiziell Stand.
Der Aktivist erklärt, die PFLP-Vorfeldorganisation Samidoun habe teilgenommen, sei aber zahlenmäßig gering. Er unterschlägt, dass sich "Palästina spricht" immer wieder zugunsten der PFLP ausgesprochen hat.
Die PFLP hat immer wieder zu Terror als politischem Mittel gegriffen.
Es habe Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen palästinensischen Fraktionen, auch am Samstag auf der Demo, sie gäben "den Medien das, was sie wollen. Sie geben Provokationen". Medien werden als "Gegner" beschrieben.
Oben fehlt das Wort "gegeben".
Nun ist nicht mehr "Palästina spricht" der Veranstalter, sondern die PGD, d.h. die Palästinensische Gemeinschaft in Deutschland. Diese besteht nach VS-Einschätzung überwiegend aus Hamas-Anhängern.
Er bietet einen arabischen Slogan an: "Sturz des Präsidenten Abbas". Kaum glaubhaft, das bei einer antizionistischen Demo solche Kleinigkeiten ausgetragen werden.
Er erhöht den Einsatz um @democ_de und wiederholt die Falschbehauptung zum Intifada-Slogan, siehe oben.
Er führt die Thematik der angeblich nicht neutralen Presse ein.
Einsatz weiter um @JFDA_eV erhöht. Er behauptet, er hab einen JFDA-Mitarbeiter mehrfach vor "Faschos" beschützt. Der Mitarbeiter hat viele Jahre Erfahrung bei der Beobachtung von Extremisten, aber die Schilderung wird aus anderem Grund gebraucht.
Jetzt versucht er die Tatsache wegzudrücken, dass während des Verlassens der Demo eines Reporters unter Polizeischutz (!) "Drecksjude" und "dreckige Juden" gerufen wurde, indem er es Kindern in die Schuhe schiebt, als wäre das dann weniger skandalös.
Auf diesem Video sieht man ab ca. Sec 5 links eines der Kinder "Jude. Dreckiger Jude" rufen. Der Aktivist lügt.
Korrektur zu zuvor, JFDA-Vertreter und Hildmann: Der Mitarbeiter ist noch nicht so lang in Berlin und hat Hildmann nicht miterlebt, wurde mir soeben von Dritten zugetragen.
Er wiederholt die Falschbehauptung und behauptet weiter, der betroffene Journalist wäre von der @polizeiberlin festgenommen worden, weil er permanent provoziert hätte. Die Polizeipräsidentin Slovik hat aber heute Abend erklärt, der Bild-Journalist habe darum gebeten, von der
Polizei eskortiert zu werden. Es gab keine Verhaftung, die soll hier lediglich das Narrativ des "Störers" bekräftigen.
Er behauptet, er habe die "Provokationen" der "Medienvertreter" über den gesamten Aufzug verfolgt (war also überall zugleich). Das ist der Sermon der Demokratiefeinde von Rechtspopulisten bis "Querdenker", kein Unterschied zu erkennen.
Er spricht das @JFDA_eV und @ver_jorg an: Er will über "Sensibilitäten" reden und alle an einen Tisch bringen mit dem Veranstalter. Das ist ein zutiefst fragwürdiges Verständnis von Pressefreiheit.
VA-Teilnehmer (wahrscheinlich die behaupteten Kinder) und Journalist:innen seien "radikale Kräfte".
Was die Behauptungen zu @glr_berlin betrifft - ich hab den Artikel nicht gelesen - geht es offenbar nicht um den 19., sondern den 18.
Man erkennt die Querfrontler u.s.w. auf dem zuvor eingefügten Tweet sehr gut. Im Übrigen muss sich ein Veranstalter das Verhalten der Demo-TN schon zurechnen lassen, und Samidoun gehört regelmäßig dazu - wenn man in dieser Argumentation bleiben möchte.
Jetzt hat @glr_berlin eine Falschartikel "provoziert".
Jetzt werden noch einmal gesondert dem @JFDA_eV "Provokationen" unterstellt: "seine Bilder zu machen". Fotografieren verboten sozusagen, unabhängig vom Versammlungs- und Kunstrecht.
"Das einzige, was ihr macht: Situationen
herbeizurufen..." Erst wird das Fotografieren verboten, dann Provokation behauptet. Es wird erneut falschbehauptet: Die Polizisten hätten das Fotografieren untersagt. Das ist falsch. Die @polizeiberlin hat nach aktuellem Versammlungsgesetz Journalist:innen auf Forderung des
Versammlungsleiters zu größerem Abstand verpflichtet. Und aus dem einen Journalisten werden dann drei, zu Beginn waren es noch so ziemlich alle.
Erneut der Vorwurf der Falschberichterstattung.
Ich habe bereits dargestellt, wo das Wort fiel. Die letzten Aussagen zu @democ_de lasen sich nicht zuordnen (das geschilderte Video zeigt was anderes. der behauptete Text gehört zu einem anderen).
Offenbar haben alle Juden und Jüdinnen auf Demos in DE einen israelischen Pass. Kennen wir schon.
Der Aktivist unterstellt, die Journalist:innen wären handgreiflich geworden.
Die "Handgreiflichkeiten" der Presseleute sind hier gut nachzuvollziehen.
Natürlich sind nicht nur die Demo-TN Opfer, sondern ach er selbst. Kommt mehrfach , denn alle, die nicht genehm berichte, sind getrieben von antipalästinensischem Rassismus, der auf Islamophobie beruht. Siehe auch Video zuvor.
Er hat die Angriffe nicht kritisiert, sondern wie auch hier gerechtfertigt. Einschließlich der erneuten Falschdarstellung der Entscheidungen und Handlungen der Polizei.
Jetzt vergleicht er sich mit ernsthafter Presse. Bei den angesprochenen Demos hat er beleidigt, gebrüllt, lustige Debatten mit Nikolai Nerling und Matthäus Westphal geführt. Ein vollkommen unangemessener und unzutreffender Vergleich.
Da haben wir es: Es sind die Antideutschen. Hat lange gedauert, aber jetzt ist er zu Hause (alle Journalisten, die am späten Abend mal von ihm als "antideutsch" angebrüllt wurden, wissen, was ich meine).
Als der Aktivist zu Beginn über seine Heldentaten gegenüber dem JFDA sprach, versuchte er daraus eine palästinensisch-jüdische Beziehung zu konstruieren, die auf seinem Entgegenkommen beruht (hier ohne Clip).
Das jüdische Forum habe ihn angegriffen (kann sich auf die noch
unrühmlichere Vergangenheit beziehen); er fordert ein, zu moderieren und damit die Pressefreiheit einzuschränken.
Seine Dialogbereitschaft bestand darin, Presseleute mehrfach anzubrüllen, weil sie "undankbar seien". Er selbst behauptet im Video umgekehrt, zu Beginn der VA wären
Presseleute ihn angegangen, aber gegen Ende habe er noch ein besseres Gespräch mit dem JFDA gehabt.
(zum Anbrüllen: Mitteilung durch Dritte)
Der Aktivist erklärt gerne, er sei gegen Antisemitismus. Was das bedeutet: Er versucht, realen Antisemitismus wegzureden, sobald dieser aus seiner Gemeinde kommt und medial schadet. Das ist ein Muster über viele Jahre: Die behauptete Wandlung ist oberflächlich.
Eine schon ältere Darstellung der "Antideutschen" beim Aktivisten.
Eine Ergänzung zu seiner Schilderung des Beginns der VA...
Ich habe hier nur die oberste Ebene der Auslassungen des Aktivisten angesprochen. Es gibt weitere darunter, die keine Freude machen und die ich aus Zeitgründen nicht verfolge.
- vorab Ende -
Zeit für P.S.: Der Versammlungsleiter soll damit gedroht haben, zukünftig Fotos von Journalist:innen auszugeben. Warum nicht, denken sich andere und fange schon mal damit an, freundlich unterstützt vom Journalisten.
Ups. Muss "Aktivisten" statt "Journalisten" heißen. Habe fertig.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
#md2112 2024 Magdeburg
Rechtsextremer "Trauermarsch" - Rassismus und Antisemitismus
Während der Versammlung sprach der militante Neonazi Thorsten Heise. Hier erklärt er: "Und ich frage euch, was machen wir mit diesen ganzen Menschen, dieser Zuwanderung, diesen sinnlosen
Einwanderern, nicht lesen, nicht schreiben, kulturfremd..."
"Zuwanderung" und "Einwanderer" sind in ihrer Aussage nicht begrenzt auf bestimmte Gruppen, es gibt hier keinen Hinweis auf eine bestimmte Herkunft. ein Eingrenzung erfolgt erst mit "kulturfremd", aber die ist
exegetisch nicht sinnvoll, nachdem alle, die nicht mit Heises Vorstellung einer deutschen Kultur vertraut sind, "kulturfremd" sind. Damit sind pauschal alle Nichtdeutschen gemeint, die ebenso pauschal "nicht lesen, nicht schreiben" könnten. Das ist eine Abwertung von
#asl0212 2024 Aschersleben
Das Lob der Holocaustleugnerin
Heute gab es in Aschersleben einen Demonstrierenden in einem plüschigen, weißen Schweineanzug (hier ohne den dazugehörigen Kopf). Das Schwein stehe symbolisch für die BRD, hieß es am Rande. Bezüge zu früheren
rechtsextremen Aktionen liegen auf der Hand.
Es geht um eine hier umstrittene Handlung der Polizei im August, durch die der jetzige Anmelder der Aufzüge zu Boden gebracht wurde und sich dadurch den Bruch eines Fingers zugezogen habe. Es wurde Anzeige gegen die Polizei gestellt
mit Unterschriftensammlung.
Nun hat sich einer der Demonstrierenden seinerseits eine Anzeige eingehandelt, weil er Polizist:innen in einem Schreiben "Terroristen in Uniform" genannt habe. Nun würde der Staatsschutz ermitteln, was für mich nicht überraschend kommt.
Traditionen in Deutschland: Es gab keine vorhergehenden ritualisierten Kämpfe der jungen Darsteller, auf einige Klassohm-Frauen hat man verzichtet und stattdessen die Zahl der #Klassohm|s erhöht. Aus Kinderbespassung wurde die Unterdrückung von und Gewalt gegen Mädchen und
Frauen.
Da würde man schon gern wissen, wann und warum diese angebliche Tradition entstand, und ob sie etwas mit dem verstörenden schwarz-weiß-roten Wappen zu tun hat.
Screenhots aus diesem hier (1897):
Traditionen in Deutschland:
„An Borkums Strand nur Deutschtum gilt, nur deutsch ist das Panier. Wir halten rein den Ehrenschild Germania für und für! Doch wer dir naht mit platten Füßen, lto.de/recht/feuillet…
An diesem Tag gab es den ersten angemeldeten Aufzug seit der Auseinandersetzung mit der Versammlungsbehörde. Freilich war die Auseinandersetzung um "Widerstand lässt sich nicht verbieten" für die "Patrioten" schwer zu ertragen, die autoritären mögen
keinen Widerspruch und eine Regeln. So wird eine Verschwörungsgeschichte gesponnen, am Ende soll der Ministerpräsident ins Gefängnis, "wenn der dafür hauptverantwortlich ist".
Und dann geht es richtig los. Man singt das "Lied der Deutschen" mit allen Strophen, als sei da nicht einmal was vorgefallen. immerhin besser als jener Montag, an dem nur die erste Strophe gesungen wurde.
#de0911 2024 Dessau-Roßlau
Die DDR war schlecht, aber die BRD ist schlechter - und im Kern Antisemitismus
Die Verschwörungsideolog:innen in Dessau wollten heute "35 Jahre Mauerfall" feiern (immerhin: sie hatten was zu feiern) und wollten für Frieden demonstrieren, musste aber
ein Glühweinverbot hinnehmen, dabei gab es doch um die Ecke Toiletten im Kaufhaus. Das konnte nichts Gutes werden.
Moderator André R. führt ein: die Spaltung Deutschlands nach 1945 sei nicht von der Sowjetunion ausgegangen, die BRD wurde als "Besatzungskonstrukt" gebildet - Reichsbürgerbegriff. Dan gibt es die DDR-Hymne, deren Text seit den 1970ern nicht mehr gesungen werden durfte. Den