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May 10, 2022, 16 tweets

#9Mai im Treptower Park - Vergewatigungs-, KZ- und Morddrohungen von den "Enkeln der Sieger"

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mir die Feierlichkeiten zum #TagDesSieges im Treptower Park vor Ort angesehen und bin beschimpft und bedroht worden.

Aber alles von Anfang an 🧶

Mit einem Team von @kulturzeit habe ich mir gestern die Gedenkfeier zum #9Mai angesehen.

Wir sind umhergelaufen, haben beobachtet. Ich habe dem Team bestimmte Symbole und Lieder erklärt. Geschehnisse eingeordnet.

Was ist mir aufgefallen?

#Berlin #berlin0905

1. Anfangs hat die @polizeiberlin de facto keine der Auflagen des Innensenats forciert. An mir sind - lange nachdem der 🇷🇺 Botschafter unter "Schande" Rufen weggefahren ist - Menschen mit Militärmützen, Abzeichen, St. Georg Band, Russland- und Sowjetfahne vorbeigelaufen.
#9Mai

Einige haben sogar Slogans skandiert (Z.B. "NATO raus!" oder "Russland, #Russland").

(Diese Aufnahme ist ca. 45 Minuten, nachdem der Botschafter weggefahren ist, entstanden.)

#TreptowerPark #9Mai

2. Die Stimmung war eher eine Party als eine Gedenkveranstaltung - u.a. mit ausgelassenen Tänzen aufm Gelände.
Dazu muss man wissen: Hier sind die Soldat:innn begraben, die man eigentlich gestern ehren wollte. 'Irritierend' ist noch milde ausgedrückt, was ich empfunden habe.

3. Es war komplett von 🇷🇺/Russlanddeutschen dominiert. Obwohl der Sieg durch Soldat:innen aller Sowjetländer erst möglich wurde, waren diese hier (bis auf die offiziellen Delegationskränze) kaum bis gar nicht vertreten. Vereinzelt bin ich Kasach:innen und Armenier:innen begegnet

4. Gegenprotest war sichtbar still. Die Formen des Gegenprotestes, die ich beobachten konnte, waren: blau-gelbe🇺🇦 Kleidung (die in der zweiten Hälfte des Tages zusammen mit Russland-Tshirts zum Teil von der Polizei konfisziert wurde), Nelken mit dem Sticker "nein zum Krieg", ...

eine Kundgebung am Eingang zum Ehrenmal und eine Protestaktion am Rand des Bogens (Frauen, die mit verbundenen Händen auf dem Boden lagen und damit an die Opfer von #Butscha erinnerten.)
Und so kommen wir zu meinem Erlebnis mit der Community da vor Ort. Es fing simpel an: ...

Bei der ukrainischen Protestaktion kommentierte ein deutschsprachiger älterer weißer Mann lauthals "Oh, die sonnen sich aber schön!".

Ich wies ihn höflich (!) darauf hin, dass ich diesen Kommentar geschmacks- und respektlos finde.

Und dann BOOM!

Plötzlich gingen in einer Gruppe die umstehenden russischsprachigen Teilnehmenden auf mich los.

Hier eine Auswahl der Beleidigungen und Bedrohungen, die diesem einfachen Kommentar folgten:

#9Mai

1. "Die #Ukraine ist erst der Anfang. (🇷🇺 Armee) wird bis nach #Berlin kommen und auch denazifiziert. Und Leute wie du werden zu Staub zermalmt."
(Siehe auch Tshirt der Teilnehmer)

2. "Sie (=mich) sollte man ins Gebüsch zerren und vergewaltigen. Dann wird sie endlich schweigen."

3. "H*re! Schande für deine Herkunft."
4. Auf meinen Hinweis, dass ich ja dank des 🇷🇺 Staatsfernsehens bereits wüßte, dass mich als Gegnerin des Z im #russkijmir das KZ erwartet, wurde mir entgegnet, das sei richtig und bestenfalls sollte man mich bereits jetzt verhaften.

Dass diese Gruppe sich darin einig war, dass ich dumm, ungebildet und hässlich bin, war im Vergleich zu den oben genannten Äußerungen ja quasi ein Kompliment.

Außerdem wurden lautstark Zweifel daran geäußert, dass ich überhaupt #Russlanddeutsche bin. 🤦‍♀️

Ich bin ehrlich entgeistert über den Vorfall. Diese Menschen schäumten buchstäblich vor Wut + Hass. Ich habe so etwas - außerhalb des Internets - noch nie erlebt.
Es betrübt mich sehr, dass vor allem 🇺🇦 Aktivist:innen (aber auch Allies) in 🇩🇪 täglich dieser Hetze ausgesetzt sind

Ich bin bestürzt, dass wir die meisten damit allein lassen.
Meine Solidarität allen, die sich nicht einschüchtern lassen. Meine Liebe allen, die diesem Hass Widerstand leisten.

Mehr zu der Frage, wo eine Lösung liegen könnte, versuche ich die Tage zusammenzufassen.

Passt auf euch auf. Passt auf einander auf. Und: #StandWithUkraine!

Das unten gezeigte Video ist zwar von gestern aber nicht vom beschriebenen Zwischenfall. Es transportiert aber gut die Stimmung (und die Wortwahl), die auch bei dem von mir geschilderten Fall herrschte. #9Mai

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