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Aug 17, 2022, 32 tweets

+++ Von der #Energiekrise zur #Weltwirtschaftskrise

Die Energiekrise hat das Potential über eine #Inflation die größte Wirtschaftsdepression seit der Weltwirtschaftskrise auszulösen.

Warum das so ist, werde ich folgendem Thread 🧵erläutern.

(1/30)

Die Inflation gab es bereits vor dem Ukraine-Krieg. Sie wurde verursacht durch gestörte Lieferketten aufgrund der Corona-Krise.

Es wäre vermutlich ein harmloses vorübergehendes Phänomen geblieben, wenn sich die Logistik der Lieferketten sich wieder normalisiert hätte.

(2/30)

Die Gefahr ist keinesfalls eine mögliche Hyperinflation.

Sobald die Inflation wieder etwas zurückgeht, ist die Gefahr aber keineswegs gebannt.

(3/30)

Ein dann einsetzender Dead-Cat-Bounce und steigende Börsenkurse würden für kurze Zeit die Illusion einer Erholung verschaffen.

Es ist nachlassende Inflation durch Demand-Destruction. Eine Phase, in der steigende Arbeitslosenzahlen Euphorie an der Börse auslösen werden.

(4/30)

Die aktuelle Inflation wird keineswegs durch einen akuten Mangel an fossilen Energieträgern ausgelöst.

Aktuell gibt es noch keinen akuten Mangel. Es ist der imaginierte, vorweggenommen Mangel, der bereits jetzt schon zu einem gewaltigen Anstieg der #Energiepreise führt.

(5/30)

Bei #Inflation muss man zunächst eine reine Geldmengen-Inflation von einer Teuerung unterscheiden. Erstere entsteht durch das „Drucken“ von Geld. Eine Teuerung entsteht durch Angebotsverknappung. Ein typische Beispiel ist eine Missernte.

(6/30)

Eine Teuerung entsteht auch nicht erst dann, wenn Produkte wirklich knapp werden.

Die Teuerung entsteht bereits viel früher. Nämlich dann, wenn man weiß, dass bestimmte Güter knapp werden oder eventuell knapp werden könnten.

(7/30)

Ursächlich dafür sind die Mechanismen an den Handels- und Warenterminbörsen. Sie sorgen dafür, dass die erwartete Zukunft, sich in den Preisen der Gegenwart niederschlägt.

(8/30)

Die Energiepreisinflation ist also eine typische Teuerung. Energie ist ein Produkt unter vielen anderen im Warenkorb und dadurch wirkt das ganze inflationstreibend.

Energie ist aber etwas ganz besonderes. Es ist eben nicht nur irgendein beliebiges Produkt im Warenkorb.

(9/30)

Jedes Produkt besteht aus einer Komposition von Arbeit, Rohstoffen und Energie. Bei einer stark handwerklichen Produktionsweise ist der ausschlaggebende Faktor für den Angebotspreis vor allem der Arbeitslohn.

(10/30

Bei industrieller Massenproduktion sind vor allem die Preise für Rohstoffe und Energie für den Kalkulationspreis dominant.

Vorprodukte sind hier nicht berücksichtigt, weil ihre Preisbildungsmechanismen die gleichen sind wie bei Endprodukten.

(11/30)

Auch im Preis bei Rohstoffen gilt: Sie müssen gefördert und transportiert werden. Dafür ist Arbeit und Energie erforderlich, welche somit einen starken Einfluss auf den Rohstoffpreis ausüben.

Daher sind zuletzt auch die Rohstoffpreise stark angestiegen.

(12/30)

In jedem Produkt steckt also menschliche Arbeit und Energie. Je produktiver die Produktionsweise ist, desto mehr ist der Preis der Energie entscheidend. Durch die Industrialisierung nahm das Gewicht des Faktors Energie im Vergleich zur menschl. Arbeit kontinuierlich zu.

(13/30)

In der Physik haben Energie und Arbeit die gleiche Größeneinheit Joule.

Es gilt:
1 Wattsekunde = 1 Joule
1 Kilowattstunde = 3,6 Megajoule

Zum Erbringen von Arbeit benötigt der Mensch Nahrung. Der Energiegehalt von Nahrung wird in Kilojoule angegeben.

(14/30)

Arbeit und Energie sind somit sehr verwandte Begriffe.

Arbeit steckt wie Energie in jedem Produkt. In den 70er Jahren gab es das Phänomen der Lohn-Preis-Spirale, die für die damaligen sehr hohen Inflationsraten verantwortlich gemacht wurde

(15/30)

Wenn, wie in den 70ern, Renten und sonstige Sozialleistungen ebenfalls angepasst werden, dann hat eine Lohn-Preis-Spirale im Idealfall für weder einen Vorteil oder Nachteil für irgendeine Partei. Außer bei den Preisschildern ändert sich nichts.

(16/30)

Die Lohn-Preis-Spirale der 70er Jahre wurde durch ein Ereignis abrupt gestoppt. Ein Schock für die Volkswirtschaft, der erstmals seit dem Wirtschaftswunder wieder zu hoher Arbeitslosigkeit führte. Ein neuer Begriff wurde geboren: Die Stagflation.

(17/30)

Der Schock war das OPEC-Ölembargo von 1973. Es gab Maßnahmen wie z.B. Sonntagsfahrverbote und ein Tempolimit auf Autobahnen. Als das Ereignis da war, sahen es die meisten Wohlstandsbürger, ähnlich wie heute, noch ziemlich locker.

Man hatte sogar viel Spaß dabei.

(18/30)

Man wusste noch nicht was bevorstand. Die Arbeitslosigkeit stieg von da an in Wellen immer weiter an.

Volkswirtschaftlich gibt es nämlich einen eminent wichtigen Unterschied zwischen Arbeit und Energie.

(19/30)

Der Preis für Arbeit ist im Kapitalismus i.d.R. der Arbeitslohn. Die Höhe des Arbeitslohns wirkt sich nachfragewirksam auf den Gütermarkt aus.

Bei Energie ist das nicht oder sehr wenig der Fall.
(20/30)

Wenn es der Fall ist, dann liegt es daran, dass z.B. reiche Ölscheichs eine gewisse Nachfrage auf dem Gütermarkt ausüben. Also ein Effekt der Umverteilung von Reichtum. Sobald aber die Menge der Energie im System insgesamt reduziert wird, verschwindet dieser Effekt.
(21/30)

In der jetzigen Phase der #Energiekrise führen die vorherrschenden Verteilungsmechanismen zu gigantischen Profiten bei den meisten Energiekonzernen.

Es ist also eine Umverteilung bei der das Geld fließt von unten nach oben fließt.

(22/30)

Die Krise wird eine völlig neue Qualität bekommen, sobald der Mangel tatsächlich eintritt. Beim Konsumenten manifestiert sich das in einem Verlust an Lebensqualität. Etwas, das manche Apologeten noch als geringfügige Wohlstandseinbuße oder als Luxusproblem abtun.

(23/30)

Entscheidender wird ein real eingetretener Mangel an Energie bei den Produktionsprozessen sein. Das gilt ebenfalls für Preissteigerungen, wenn die Produktion deswegen als unrentabel eingestellt wird.

(24/30)

Diese hervorragende Prognos-Studie beschreibt den Impakt eines Lieferausfalls von russischem Gas auf die Wertschöpfungsketten.

Die Forscher errechnen einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 12,7% und einen Verlust von 5,6 Mio. Arbeitsplätzen.

(25/30)

vbw-bayern.de/Redaktion/Frei…

Was bis jetzt nur eine armutsverursachende, ungerechte Umverteilung war, wird bei einem einsetzenden Energiemangel zu einer kompletten Kontraktion der Wirtschaft als ganzes führen. Es kommt zu einer schweren Rezession.

(26/30)

Diese Rezession hat aufgrund einer Kombination von zusätzlichen Effekten das Potential, sich zu einer ähnlichen Depression zu entwickeln wie die Weltwirtschaftskrise ab 1929.

Dies würde dann als erstes durch die Reaktion der Zentralbanken auf die #Inflation getriggert.
(27/30)

Hält sich die Inflation hartnäckig, dann werden die Zentralbanken kontinuierlich weiter die Leitzinsen erhöhen. Das würgt die Wirtschaft, dann auch noch von Seiten des Finanzkapitals zusätzlich ab. Die Wirtschaft wird dann von zwei Seiten in die Zange genommen.

(28/30)

Aufgrund der in Deutschland verfassungsrechtlich vorgeschrieben Schuldenbremse, kann der Staat nur mit Austerität reagieren. Das ist hierzulande auch das traditionelle Reaktionsmuster. Mit der FDP wird es keine richtigen Konjunkturprogramme geben.
(29/30)

Genau wie in den 1930er-Jahren wird damit endgültig eine katastrophale Depression erzeugt.
(30/30)

Nachtrag:

Heute wurde mitgeteilt, dass die Erzeugerpreise in Deutschland im Vergleich zu Vorjahresmonat im Juli um 37,2% angestiegen sind. Erzeugerpreisanstieg ist die Inflation der Produzenten.

Einen Rekord in der Geschichte der Bundesrepublik.

welt.de/wirtschaft/art…

Nachtrag 2:

Jetzt kommen auch immer öfters Meldungen in der Presse, wonach Wirtschaftsexperten mit einer Rezession aufgrund der #Energiekrise rechnen.

bloomberg.com/news/articles/…

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