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Dec 22, 2022, 11 tweets

Das sieht auf den ersten Blick nicht gut aus: Letzte Woche lag der #Gasverbrauch in Deutschland erstmals seit dem Frühjahr über dem Schnitt der Vorjahre, und zwar deutlich.
Ein kurzer Thread dazu, warum es aus meiner Sicht derzeit trotzdem keinen Grund zur Besorgnis gibt. (1/10)

Der entscheidende Grund für den hohen Verbrauch waren die ungewöhnlich kalten Temperaturen. Wenn man den Verbrauch mit genau so kalten Wochen der Vergangenheit vergleicht, ergibt sich laut @bnetza immer noch eine Einsparung von 12 %. (2/10)

Die Bundesnetzagentur bewertet eine temperaturbereinigte Einsparung von 12 % allerdings als kritisch; gesichert ist die Gasversorgung aus ihrer Sicht nur, wenn dauerhaft mindestens 20 % Gas eingespart werden. (3/10)

Allerdings ist unklar, wie diese Zahl eigentlich zustande kommt. Denn im Jahr 2021, wo der Gasverbrauch ungewöhnlich hoch war, wurden in Deutschland im Schnitt 2,78 TWh Gas pro Tag verbraucht. (4/10)

Und auch nach dem vollständigen Stopp der russischen Pipeline-Lieferungen stehen in Deutschland im Schnitt 2,52 TWh Gas pro Tag zur Verfügung, wie diese Datenauswertung zeigt. Die reale Lücke, die durch Einsparungen gedeckt werden muss, beträgt also weniger als 10 %. (5/10)

Und selbst wenn dieser Wert zeitweise unterschritten wird, ist das noch kein Problem, weil die Einsparungen im Oktober und November deutlich höher waren, so dass eine Reserve aufgebaut wurde. (6/10)

Das sieht man auch an der Kurve der Gasspeicher-Stände (für mich der wichtigste Indikator zur Beurteilung der Lage): Obwohl sie wegen der kalten Temperaturen zeitweise ziemlich steil abfiel, ist sie durch den hohen Ausgangswert immer noch sehr deutlich im stabilen Bereich. (7/10)

Und ab nächste Woche müsste die Situation noch etwas entspannter werden, weil dann das erste Gas vom LNG-Terminal in Wilhelmshaven in der Statistik auftauchen wird. (8/10)

Dass auch an den Märkten nicht mit einer Gasknappheit gerechnet wird, sieht man daran, dass der Börsenpreis für das Monats-Future (TTF) aktuell so niedrig ist wie zuletzt im Juni. (9/x)

Allerdings ist auch dieser Preis noch mehr als doppelt so hoch wie letzten Dezember und 6 mal so hoch wie vor 2 Jahren. Gas sparen bleibt also sinnvoll: aus finanziellen Gründen, aus Klimagründen - und damit die Versorgungslage so entspannt bleibt, wie sie derzeit ist. (10/10)

Nachtrag: Ein weiterer Hinweis auf die relativ entspannte Lage ist die Tatsache, dass am Mittwoch in Deutschland kein Gas aus den Speichern entnommen, sondern sogar geringfügig eingespeichert wurde, wie die Daten der AGSI zeigen:

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