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Mar 8, 2023, 25 tweets

Update #Ukraine
Im Überblick:
- "Wagner" erobern den Ostteil von Bachmut;
- Selenski erklärt, warum er an der Stadt unbedingt halten will;
- Machtkampf zwischen Prigoschin und Verteidigungsministerium;
- weitere US-Panzertransporte treffen in Deutschland ein.
Thread 👇
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Die "Wagner"-Truppen rücken in der erbitterten Schlacht um #Bakhmut weiter vor.
Die Hauptstoßrichtung bleibt der Zangengriff vom Norden, um die Stadt einzukesseln.
Zuletzt wurde allerdings auch ein signifikantes Vorrücken im Stadtgebiet gemeldet.
(2/25)

"Wagner"-Chef Prigoschin meldete am Dienstag, dass seine Trupps den gesamten Ostteil der Stadt bis zum Fluss Bachmutka eingenommen haben.
Kurze Zeit später wurde dies sowohl von russischen (Bild 1) als auch von ukrainischen Portalen (Bild 2) fast identisch bestätigt.
(3/25)

Russische Kriegsreporter sahen dennoch nur geringe Anzeichen dafür, dass die Ukrainer sich aus der Stadt zurückziehen würden. Die Kämpfe werden erbittert um jedes Haus geführt.
Nach einigen Schätzungen würden sich bis zu 12k ukr. Soldaten weiterhin in der Stadt aufhalten.
(4/)

In den Spekulationen um einen möglichen ukr. "strategischen Rückzug" aus #Bachmut setzte Kiew zunächst auch einen vorläufigen Schlusspunkt.
In einer Generalstabssitzung mit Selenski und Truppenchef Zalyzhnyj wurde offiziell ein Fortsetzen der Verteidigung von Bachmut beschlossen.

Diese Entscheidung ist unter westlichen Militärs und Medien schon länger umstritten.
Pentagon-Chef Lloyd Austin erklärte, dass Bachmut eher eine symbolische Bedeutung habe als eine strategische.
Ihr Fall würde nach seiner Ansicht nicht zu einer grundlegenden Wende führen.
(6/25)

Westliche Kriegsreporter betonten, dass die Entscheidung, Bachmut um jeden Preis zu halten, "zunehmend zweifelhaft" sei.
Schon nach dem Fall von Soledar hätten US-Beamte Kiew aufgefordert, "sich auf besser verteidigbare Positionen zurückzuziehen".
(7/25)

Kiew sah sich gezwungen klarzustellen, warum man dennoch unbedingt an der Stadt halten will.
In einem Interview gegenüber CNN erklärte Selenski, dass der Fall von Bachmut "den Weg zu Schlüsselstädten im Osten der Ukraine" für russische Truppen öffnen würde.
(8/25)

Des weiteren hieß es von ukr. Offiziellen, dass die Verteidigung von Bachmut möglichst viel Zeit für die ukrainische Armee herausholen soll, um im Hinterland neue Stoßtruppen vorzubereiten.
Diese sollen im Frühling die ukrainische Gegenoffensive an der Zaporizhya-Front antreiben.

Diese Argumentation wird durchaus angezweifelt.
Verschiedene US-Medien warnten, dass das sture Halten von Bachmut die geplante Gegenoffensive eher gefährdet.
Der Kampf gegen die "Wagner" um Bachmut erschöpfe die ukr. Armee und gefährde die Frühlingsoffensive, schrieb etwa das WSJ

Das Vorrücken der "Wagner" gehe auf Kosten brutaler Opferzahlen, allerdings hätten auch ukrainische Truppen in Bachmut "große Verluste erlitten und einige der Verbände verloren, die für die Frühjahrsoffensive mit den vom Westen gelieferten Waffen benötigt wurden", so das WSJ.
11/

Genau genommen, sind diese Ausführungen nicht neu.
Schon seit Dezember wird vom "Fleischwolf von Bachmut" gesprochen, durch den die Truppen beider Seiten mit schweren Verlusten gedreht werden.
Auch der strategische Wert wurde schon damals angezweifelt 👇

Dennoch gewannen diese Ausführungen mit der sich abzeichnenden Einkesselung der Stadt eine neue Aktualität.
Die Versorgung der Garnison ist extrem erschwert.
Die wichtigsten Verbindungsstraßen sind durchtrennt.
Im Prinzip stehen nur noch Landwege zur Verfügung...
(13/25)

Diese stehen allerdings unter Beschuss und sind durch Frühlingstemperaturen zu einem regelrechten Schlammsumpf geworden.
Zahlreiche Videos tauchen derzeit im ukr. Internetsegment auf, wie Militärfahrzeuge sich nur mit Mühe durch den aufgetauten Dreck durchquälen.
(14/25)

Die Verletztenevakuierung ist extrem erschwert. Ebenfalls die Truppenrotation sowie die Nachschublinien.
Nicht selten verlassen ukrainische Truppen zu Fuß in kleinen Gruppen die Stadt.
Hier einige Screenshots. Alle Videos wie gehabt bei mir auf Telegram.
(15/25)

Wie lang die Garnison unter solchen Bedingungen durchhält, ist ungewiss.
Allerdings dämpfte ausgerechnet der Wagner-Chef wieder mal den Optimismus in der russischen Kriegsdebatte.
Prigoschin erklärte, dass ukrainische Truppen eine Gegenoffensive bei Bachmut vorbereiten würden
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Demnach würde der ukr. Generalstab derzeit mehrere Stoßtrupps bei Bachmut und Siversk aufstellen, um den Zangengriff der "Wagner" durch einen Flankenangriff zu zerschlagen, und womöglich umgekehrt die weit vorgerückten Söldner von der eigentlichen Frontlinie abzuschneiden
(17/25)

Die Aussagen von Prigoschin sind auch im Kontext des Machtkampfes zwischen "Putins Koch" und dem Verteidigungsministerium inkl. Minister Shojgu zu sehen. Schon seit Wochen fordert der "Wagner"-Chef vom Verteidigungsministerium größere Munitionslieferungen und spricht von Sabotage

Zur Erinnerung:
schon seit Wochen spitzt sich ein halb-öffentlicher Konflikt zwischen den "Wagner" und dem Verteidigungsministerium zu.
Die Söldnertruppe wirft dem Ministerium vor, sie gezielt und willentlich von Munitionslieferungen abzuschneiden
(19/25)

In der russischen Kriegsdebatte schlugen die Vorwürfe hohe Wellen.
Von "Intrigen" im Ministerium ist die Rede.
Trotz des enormen öffentlichen Drucks scheint sich dennoch wenig zu ändern.
Prigoschins Vertreter beim Generalstab wurde sogar der Zugang ins Ministerium blockiert
20/25

Erst vor wenigen Tagen erklärte Prigoschin wieder, dass das Ministerium die Versorgung seines Trupps torpediert. Man bekomme nur ein Drittel der angefragten Munition.
Gehe es so weiter, so werde man schon in Kürze "keine Operationen mehr ausführen können", so Prigoschin.
(21/25)

Während im Donbass die Gefechte und in Moskau die Machtkämpfe toben, verlegten die USA anscheinend eine weitere Ladung von 90 Stryker-Panzerfahrzeugen nach Deutschland; für den anschließenden Weitertransport in die Ukraine.
Entsprechende Bilder wurden am Samstag veröffentlicht.

Zur Erinnerung:
erst Mitte Februar brachte US-Transportschiff Arc Integrity Hunderte Einheiten Militärtechnik nach Bremerhaven, wo das Militärgerät zügig ausgeladen und schon nach wenigen Tagen für den Weitertransport vorbereitet wurde.
(23/25)

Nach entsprechender Wartung und Vorbereitung auf US-Basen in Deutschland wird die Technik per Zug oder Tieflader an die ukr.-poln. Grenze gebracht.
Interessanterweise wird die Technik von dort anscheinend teilweise in zivile LKWs geladen und weiter verdeckt transportiert.
(24/25)

Ukr. Quellen veröffentlichten zuletzt gleich eine Reihe von Videos, auf denen zu sehen ist, wie Panzerfahrzeuge in gewöhnlichen zivilen LKWs "versteckt" und befördert werden.
Offensichtlich, um die Techniktransporte vor potentiellen russischen Luftangriffen zu schützen.
(25/25)

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