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Mar 19, 2023, 26 tweets

Update #USA #Russland
Im Überblick:
- russ. Kampfjets bringen über dem Schwarzmeer eine US-Reaper zum Absturz;
- ein US-Bomber simuliert über der Ostsee einen Raketenangriff auf St. Petersburg.
Die Vorfälle stehen offensichtlich im direkten Zusammenhang.
Thread 👇
(1/26)

Am Dienstag kam es über dem Schwarzmeer zu dem wohl brisantesten russisch-amerikanischen "Vorfall" seit Jahren.
Verschiedene Agenturen meldeten zunächst schwammig einen "Zwischenfall", manche spekulierten über einen Abschuss, andere schrieben über eine Kollision.
(2/26)

Kurze Zeit später wurden die Details bekannt.
Offensichtlich brachten zwei russische Su-27 eine US-Kriegsdrohne vom Typ MQ-9 Reaper zum Absturz.
Laut Washington bewegte sich die Reaper für eine Aufklärungsmission in dem Gebiet.
MQ-9 können aber auch Angriffsmissionen ausführen
3/

Waffen wurden für den "erzwungenen Absturz" nicht eingesetzt.
Stattdessen überflogen russische Kampfjets die Drohne mehrfach und ließen Sprit über ihr ab.
Auf einem veröffentlichten Video sind die "Spritangriffe" zu sehen, wobei der Empfang dabei mehrfach abzubrechen scheint
4/26

In Folge der Manöver wurde schlussendlich der Propeller der Drohne beschädigt.
Etwas unklar bleibt, ob der Propeller von einer der Su-27 tatsächlich direkt gestreift wurde, oder ob der Schaden allein durch den "herabgeworfenen" Treibstoff verursacht wurde.
(5/26)

Washington bezeichnete die Manöver als "unprofessionell und umweltschädlich".
Die MQ-Reaper wurde jedenfalls fluguntauglich und ging schließlich ins Schwarze Meer nieder.
Ein Verlust von 56,5 Mio $ - so der Einkaufspreis einer Reaper für die US Air Force.
(6/26)

Die Amerikaner heben dabei explizit hervor, dass sie Schritte unternommen haben, um die empfindliche Technologie den Russen nicht in die Hände fallen zu lassen.
Zum einen hätte man die Drohne gezielt ins Schwarzmeer gelenkt, um das Fluggerät maximal zu zerstören.
(7/26)

Zum anderen teilten zwei US-Offizielle mit, dass man "sensible Software auf der Drohne MQ-9 Reaper ferngesteuert gelöscht" habe, bevor sie ins Schwarze Meer stürzte.
So sollte Russland daran gehindert werden, "geheime Informationen zu sammeln".
(8/26)

Dass das Anliegen für die USA tatsächlich von Bedeutung ist, ließ sich schon seit Monaten erkennen.
Bereits im Juni/Juli 2022 gab es in den USA Debatten, ob man etwa einige Grey Eagle an die Ukraine übergeben könnte.
Am Ende entschied man sich dagegen.
11/

Eine fast wortgleiche Neuauflage der Debatte kam im September über die Übergabe eben der MQ-9 Reaper an die Ukraine.
Mit dem gleichen Ergebnis:
Aus Angst, dass die Technologie den Russen in die Hände fallen könnte, wurden keine MQ-9 an Kiew übergeben
10/26
politico.com/news/2022/12/0…

Nun könnte dieses Szenario doch eintreten.
Noch am Tag des Absturzes hieß es, dass die russische Marine Schiffe und Hubschrauber zur Sichtung und Bergung der Wrackteile geschickt habe.
Moskau teilte mit, man habe eine "Rettungsmission" für die verlockende Beute gestartet.
(11/26)

Angeblich wurden erste Wrackteile der Reaper bereits geborgen.
Der Großteil soll allerdings in einer nicht unerheblichen Tiefe von mehreren Hundert Metern liegen, sodass die Bergung dauern könnte.
Laut Satellitenbildern sammelte Moskau hierfür eine Schiffsgruppe am Absturzort an.

Trotz des Verlustes der Reaper gab das Pentagon demonstrativ bekannt, dass man "Aufklärungsmissionen" im Schwarzmeer fortsetzen werde.
US-Drohnen würden weiterhin überall dort fliegen, wo das internationale Recht es zulasse, so Pentagon-Chef Lloyd Austin.
(13/26)

In der Tat wurden bereits am Tag darauf wieder US-Drohnen im Schwarzmeer gesichtet.
Allerdings fiel auf, dass diese nun einen deutlich größeren Abstand zur Krim nehmen und sich eher entlang der türkischen Küste sowie über Rumänien bewegen.
(14/26)

Zugleich fragt man sich länderübergreifend, warum es ausgerechnet jetzt zu dem Vorfall kam.
US-Flugobjekte waren über dem Schwarzmeer schon seit mindestens Januar 2022 im Dauermodus im Einsatz.
Wöchentlich wurden seitdem Drohnen und Flieger entlang der Krim-Küste gemeldet
(15/26)

Nun wurde ausgerechnet jetzt eine Drohne zum Absturz gebracht. Drei Hauptversionen kursieren.
Die einfachste ist, dass der Zeitpunkt an sich mehr oder weniger Zufall sei.
Demnach MUSSTE so ein Vorfall irgendwann passieren - eben weil US-Drohnen permanent die Krim-Küste beleuchten

Gerade jetzt, mit den zunehmenden ukrainischen Drohnenangriffen auf der Krim, sei ein konsequenteres Eingreifen der russischen Luftwaffe gegen die Drohnen nun mal zu erwarten, die höchstwahrscheinlich Aufklärungsdaten für die ukrainischen Drohnenschläge liefern.
(17/26)

Die zweite Version geht von einem gezielten "Timing" aus.
Das russische Manöver gegen die Reaper, die von der US-Basis Ramstein in Deutschland gelenkt wurde, fand am 14. März statt.
Wie der "Zufall" es so wollte, wurde für den 15. März die nächste Ramstein-Konferenz geplant..
18/

Anders ausgedrückt:
Am Dienstag schickten die Russen die Reaper ins Schwarzmeer.
Am Mittwoch fand die nächste Sitzung der Ukraine-Waffengeber in Ramstein statt.
Der Drohnenabsturz sei also nichts anderes als ein zeitlich abgestimmter Wink an die Waffengeber in Ramstein gewesen.

Die dritte Version betrachtet den "Reaper-Vorfall" als eine Retourkutsche für die "nervenkitzelnden" US-Amerikanischen Flugmanöver nur drei Tage zuvor, am 11. März, in der Ostsee, bei dem ein strategischer US-Bomber B-52H St. Petersburg bis auf 200km anflog.
(20/26)

Das Manöver hatte es laut Flugbeobachtern in sich.
Der atomwaffenfähige US-Bomber startete in Polen, drehte über der Ostsee auf St. Petersburg, flog die Stadt mit 741 km/h geradeaus an, machte 200km vor der Stadt eine scharfe Kurve und verschwand im baltischen Luftraum.
(21/26)

Laut Konfliktbeobachtern sprechen die Flughöhe und vor allem das Manöver, wie St. Petersburg geradeaus angeflogen wurde, mit einer anschließenden scharfen Rechtskurve, dafür, dass die B-52H de facto einen Raketenangriff auf St. Petersburg simulierte bzw. "demonstrierte".
(22/26)

Das Flugportal Aviationist sprach davon, dass die "B-52-Mission" näher an St-Petersburg gekommen war, als jemals bislang verzeichnet.
Flugbeobachter schrieben an dem Tag Posts wie "Brauche kein Samstagkino mehr" im Hinblick auf die Spannung bei all diesen Manövern.
(23/26)

Höchstspannung dürfte auch in der russischen Flugabwehrzentrale geherrscht haben. Immerhin hätte die B-52 auch Atomwaffen an Bord haben können.
Ein österreichisches Portal schreibt über "nervenaufreibende Minuten", die die russische Flugabwehr am Samstagabend gehabt haben müsste.

Zwei Tage später, am 13. März, zitierten Portale einen russischen Geheimdienstexperten, der offen ankündigte: die US-Simulation eines Raketenangriffs auf St. Petersburg wird definitiv eine Antwort Russlands nach sich ziehen.
Und sieh an: am 14. März stürzte die Reaper.
(25/26)

Um das Ganze mal chronologisch zusammenzufassen:
- 11. März: US-Bomber simuliert einen Raketenangriff auf St. Petersburg;
- 13. März: russische Vertreter kündigen Reaktion an;
- 14. März: russische Kampfjets zwingen eine US-Reaper zum Absturz;
- 15. März: "Ramstein-10".
(26/26)

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