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Linksliberal. Gegen Extremisten von rechts, links und sonstwo. Team Wissenschaft (Archäologie). auch aktiv auf @hcstrien.bsky.social

May 24, 5 tweets

Wie lange reichen die RU Bestände an Kampfpanzern?
Eine Datenanalyse

Zunächst gilt es, die bisherigen Verluste zu ermitteln. Die Zahlen unterscheiden sich erheblich; gab der GS der UA bis 30.4.2024 7321 Stück an, kam die konservativste OSINT-Seite (), die die Daten taggenau aufbereitet und deshalb hier verwendet wird, nur auf 2587. Aus bereits mehrfach diskutierten Gründen ist letztere Zahl sicher deutlich zu niedrig, umgekehrt die des GSUA zu hoch - träfe sie zu, hätten die RU bereits keine T-80 mehr (s.u.).

Das Verhältnis OSINT/GSUA verschlechtert sich im Laufe der Zeit immer weiter, aus ebenfalls bekannten Gründen; es unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Gruppen schweren Geräts deutlich und verändert sich auch unterschiedlich stark.

Wichtig für die Analyse ist v.a., ob die GSUA-Zahlen über die gesamte Zeit um den gleichen Prozentsatz überhöht sind, oder ob die identifizierten Verluste näher an der Realität sind. Hierzu gibt es eine Schätzmöglichkeit:
/2warspotting.net

Der Anteil von Typen, die nicht mehr produziert oder aus dem Lagerbestand genommen werden können, nimmt bei gleichbleibender Zahl gleichzeitig eingesetzter Fahrzeuge exponentiell ab. Sind 50% dieser Zahl verlorengegangen, hat sich der Anteil halbiert, da der Verlust mit den anderen Typen aufgefüllt wurde, beim nächsten Schritt dasselbe usw.

Die entsprechende Funktion kann durch Regression aus den Verlustraten geschätzt werden, hier für die Summe aus T-72B3 Obr. 2016, T-80U und T-90A, bei denen der rasche Rückgang Grund zu der Vermutung gibt, dass keine Nachlieferung stattfindet. Es zeigt sich eine recht gute Anpassung der Datenpunkte (Y-Achse Anteil der 3 Typen an den identifizierten Verlusten pro 3-Monats-Zeitraum, beginnend mit 2-4/2022, X-Achse kumulierte Gesamtverluste).

Bei den Zahlen des GSUA ergibt sich ein Rückgang des Anteils der genannten Typen um 27% pro 1000 gemeldete Verluste; umgerechnet hieße das, dass etwa 3200 Kpz gleichzeitig im Einsatz waren; alle Schätzungen (auch des UA Geheimdienstes) liegen unter 2500 Stück, die gemeldeten Zahlen liegen also sicher zu hoch. Umgekehrt ergeben die Zahlen von nur einen Bestand von 1100 Kpz, während die niedrigsten Schätzungen bei 1500 Stück liegen, diese Zahl ist also erwartungsgemäß deutlich zu niedrig
/3warspotting.net

Zerlegt man die Kurven jeweils in Punkt 1-5 und Punkt 5-9, sollte man Veränderungen im Zeitverlauf erkennen können. Wird die 2. Hälfte flacher, wäre das ein Hinweis auf zunehmend überhöhte Meldungen, wird sie steiler als die 1. Hälfte zeigt sie an, dass ein geringerer Teil der Verluste erfasst wurde als zu Kriegsbeginn.

Die Kurven aus den Zahlen des GSUA zeigen einen schwachen Effekt in Richtung überhöhter Zahlen; bereits ein Kpz der genannten Typen in der Stichprobe weniger lässt ihn aber verschwinden, die Angaben des GSUA sind also zwar überhöht, aber zumindest annähernd um denselben Faktor, die RU Verluste werden folglich mit zunehmendem Kriegsverlauf nicht immer weiter übertrieben.

Bei den Zahlen aus den OSINT-Nachweisen dagegen ist ein deutlicher Effekt in die andere Richtung zu erkennen. Er liegt allerdings noch in einem Rahmen, der auch durch den Zufall erklärbar ist. Insgesamt gibt es also zwar die theoretische Möglichkeit, aber keinen Hinweis auf eine zunehmende Manipulation der Zahlen durch den GSUA im Zeitverlauf.
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Da im Zeitvergleich der Anteil tatsächliche Verluste/Meldungen des GSUA also wahrscheinlich stabil ist, lässt sich seine Untergrenze aus der höchsten festgestellten Quote visuell Bestätigte/GSUA-Meldungen ermitteln (vgl. Abb oben). Im I.Q 2022 lag sie bei 56%, im Sep 2022 sogar bei 59%. Kleinere Schwankungen sind möglich, aber unter 55% der Meldungen des GSUA können die realen Verluste keinesfalls liegen, da ein Teil immer undokumentiert bleibt eher bei 60%+x

Für die Obergrenze liefern die Zahlen für den T-80 einen Hinweis. Insgesamt sollen vor Kriegsbeginn lt. IISS 3450 Stück vorhanden gewesen sein, davon 3000 eingelagert. Nimmt man den Anteil der T-80 an allen Verlusten, schätzt zusätzlich aus den Verlusten seit Beginn 2024 den Anteil aktuell an der Front befindlicher T-80 und die zukünftigen Verluste, dann zeigt sich, dass selbst unter der unrealistischen Annahme, dass alle eingelagerten T-80 reaktivierbar seien, diese bereits in 11 Monaten verbraucht wären bei 75% reale Verluste bezogen auf die GSUA-Meldungen. Bei optimistischen 80% (2400 Stück) reaktivierbarem Bestand sind es nur 4 Monate - sehr unwahrscheinlich, dass man einen Typ nahezu ungebremst weiterverwendet kurz vor Ende der Bestände.

Die tatsächliche Quote wird also bei 60-70% liegen, mit Blick auf die T-80 eher am unteren Rand. Das hieße insgesamt 4400-5100 verlorene RU Kpz, am ehesten um 4500, bei einem Frontbestand von 1910-2230 Kpz, eher unter 2000. Auch bei der niedrigsten Schätzung werden die Lagerbestände des T-80 spätestens Mai 2025 geräumt sein
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Unter Verwendung dieser Werte können nun die restlichen Lagerbestände geschätzt werden. Ausgangsbestände lt. IISS (übernommen aus Wikipedia); ob die Lagerbestände realistisch sind ist zweifelhaft. Zudem sind nicht alle eingelagerten Panzer noch verwendbar; bei den T-80 muss der Anteil wie gesehen hoch liegen, bei den T-72 ist er sicher niedriger, sonst hätte sich das Zahlenverhältnis der aktiven Fahrzeuge schon stärker dorthin verschoben, 2/3 dürften bereits eine sehr optimistische Schätzung sein.

Bei den noch älteren T-62 wird er kaum über 50% liegen; darunter aber auch nicht, dann wäre die Zahl aktuell eingesetzter Fz sicher geringer. Die T-54/55 werden hier vernachlässigt, viele können es nicht sein, sie dürften allenfalls die auslaufenden T-64 ersetzen, die ebenso wie die T-90 (kein Lagerbestand, Ersatz bzw. leichter Zuwachs aus Neuproduktion - dazu ein eigener Thread), diese Typen gehen daher nicht in die Tabelle ein.

Die drei Varianten für die Summe sind max (zusammengesetzt aus den fett gedruckten Zahlen), realistisch (grau unterlegt) und min (die jeweils geringsten aufgeführten Zahlen). Für die Variante mit 65% der vom GSUA genannten Verluste sind nur die Summen aufgeführt.

Die mögliche Zeit bis zum Ende der Lagerbestände liegt bei 60-65% realer Verluste bei 8-27 Monaten; bei den wahrscheinlichsten Beständen liegt sie bei 17-21 Monaten und damit im Bereich der kürzlich von UA Seite genannten 18 Monate. Bei Fortsetzng der Verluste der letzten 3 Wochen würde sie sich auf 14-17 Monate verkürzen, damit aber immer noch über der Restlaufzeit der Bestände bei der Ari liegen

Demnächst noch Threads zu einzelnen Panzertypen

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