Wie lange reichen die RU Bestände an Kampfpanzern?
Eine Datenanalyse
Zunächst gilt es, die bisherigen Verluste zu ermitteln. Die Zahlen unterscheiden sich erheblich; gab der GS der UA bis 30.4.2024 7321 Stück an, kam die konservativste OSINT-Seite (), die die Daten taggenau aufbereitet und deshalb hier verwendet wird, nur auf 2587. Aus bereits mehrfach diskutierten Gründen ist letztere Zahl sicher deutlich zu niedrig, umgekehrt die des GSUA zu hoch - träfe sie zu, hätten die RU bereits keine T-80 mehr (s.u.).
Das Verhältnis OSINT/GSUA verschlechtert sich im Laufe der Zeit immer weiter, aus ebenfalls bekannten Gründen; es unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Gruppen schweren Geräts deutlich und verändert sich auch unterschiedlich stark.
Wichtig für die Analyse ist v.a., ob die GSUA-Zahlen über die gesamte Zeit um den gleichen Prozentsatz überhöht sind, oder ob die identifizierten Verluste näher an der Realität sind. Hierzu gibt es eine Schätzmöglichkeit:
/2warspotting.net
Der Anteil von Typen, die nicht mehr produziert oder aus dem Lagerbestand genommen werden können, nimmt bei gleichbleibender Zahl gleichzeitig eingesetzter Fahrzeuge exponentiell ab. Sind 50% dieser Zahl verlorengegangen, hat sich der Anteil halbiert, da der Verlust mit den anderen Typen aufgefüllt wurde, beim nächsten Schritt dasselbe usw.
Die entsprechende Funktion kann durch Regression aus den Verlustraten geschätzt werden, hier für die Summe aus T-72B3 Obr. 2016, T-80U und T-90A, bei denen der rasche Rückgang Grund zu der Vermutung gibt, dass keine Nachlieferung stattfindet. Es zeigt sich eine recht gute Anpassung der Datenpunkte (Y-Achse Anteil der 3 Typen an den identifizierten Verlusten pro 3-Monats-Zeitraum, beginnend mit 2-4/2022, X-Achse kumulierte Gesamtverluste).
Bei den Zahlen des GSUA ergibt sich ein Rückgang des Anteils der genannten Typen um 27% pro 1000 gemeldete Verluste; umgerechnet hieße das, dass etwa 3200 Kpz gleichzeitig im Einsatz waren; alle Schätzungen (auch des UA Geheimdienstes) liegen unter 2500 Stück, die gemeldeten Zahlen liegen also sicher zu hoch. Umgekehrt ergeben die Zahlen von nur einen Bestand von 1100 Kpz, während die niedrigsten Schätzungen bei 1500 Stück liegen, diese Zahl ist also erwartungsgemäß deutlich zu niedrig
/3warspotting.net
Zerlegt man die Kurven jeweils in Punkt 1-5 und Punkt 5-9, sollte man Veränderungen im Zeitverlauf erkennen können. Wird die 2. Hälfte flacher, wäre das ein Hinweis auf zunehmend überhöhte Meldungen, wird sie steiler als die 1. Hälfte zeigt sie an, dass ein geringerer Teil der Verluste erfasst wurde als zu Kriegsbeginn.
Die Kurven aus den Zahlen des GSUA zeigen einen schwachen Effekt in Richtung überhöhter Zahlen; bereits ein Kpz der genannten Typen in der Stichprobe weniger lässt ihn aber verschwinden, die Angaben des GSUA sind also zwar überhöht, aber zumindest annähernd um denselben Faktor, die RU Verluste werden folglich mit zunehmendem Kriegsverlauf nicht immer weiter übertrieben.
Bei den Zahlen aus den OSINT-Nachweisen dagegen ist ein deutlicher Effekt in die andere Richtung zu erkennen. Er liegt allerdings noch in einem Rahmen, der auch durch den Zufall erklärbar ist. Insgesamt gibt es also zwar die theoretische Möglichkeit, aber keinen Hinweis auf eine zunehmende Manipulation der Zahlen durch den GSUA im Zeitverlauf.
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Da im Zeitvergleich der Anteil tatsächliche Verluste/Meldungen des GSUA also wahrscheinlich stabil ist, lässt sich seine Untergrenze aus der höchsten festgestellten Quote visuell Bestätigte/GSUA-Meldungen ermitteln (vgl. Abb oben). Im I.Q 2022 lag sie bei 56%, im Sep 2022 sogar bei 59%. Kleinere Schwankungen sind möglich, aber unter 55% der Meldungen des GSUA können die realen Verluste keinesfalls liegen, da ein Teil immer undokumentiert bleibt eher bei 60%+x
Für die Obergrenze liefern die Zahlen für den T-80 einen Hinweis. Insgesamt sollen vor Kriegsbeginn lt. IISS 3450 Stück vorhanden gewesen sein, davon 3000 eingelagert. Nimmt man den Anteil der T-80 an allen Verlusten, schätzt zusätzlich aus den Verlusten seit Beginn 2024 den Anteil aktuell an der Front befindlicher T-80 und die zukünftigen Verluste, dann zeigt sich, dass selbst unter der unrealistischen Annahme, dass alle eingelagerten T-80 reaktivierbar seien, diese bereits in 11 Monaten verbraucht wären bei 75% reale Verluste bezogen auf die GSUA-Meldungen. Bei optimistischen 80% (2400 Stück) reaktivierbarem Bestand sind es nur 4 Monate - sehr unwahrscheinlich, dass man einen Typ nahezu ungebremst weiterverwendet kurz vor Ende der Bestände.
Die tatsächliche Quote wird also bei 60-70% liegen, mit Blick auf die T-80 eher am unteren Rand. Das hieße insgesamt 4400-5100 verlorene RU Kpz, am ehesten um 4500, bei einem Frontbestand von 1910-2230 Kpz, eher unter 2000. Auch bei der niedrigsten Schätzung werden die Lagerbestände des T-80 spätestens Mai 2025 geräumt sein
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Unter Verwendung dieser Werte können nun die restlichen Lagerbestände geschätzt werden. Ausgangsbestände lt. IISS (übernommen aus Wikipedia); ob die Lagerbestände realistisch sind ist zweifelhaft. Zudem sind nicht alle eingelagerten Panzer noch verwendbar; bei den T-80 muss der Anteil wie gesehen hoch liegen, bei den T-72 ist er sicher niedriger, sonst hätte sich das Zahlenverhältnis der aktiven Fahrzeuge schon stärker dorthin verschoben, 2/3 dürften bereits eine sehr optimistische Schätzung sein.
Bei den noch älteren T-62 wird er kaum über 50% liegen; darunter aber auch nicht, dann wäre die Zahl aktuell eingesetzter Fz sicher geringer. Die T-54/55 werden hier vernachlässigt, viele können es nicht sein, sie dürften allenfalls die auslaufenden T-64 ersetzen, die ebenso wie die T-90 (kein Lagerbestand, Ersatz bzw. leichter Zuwachs aus Neuproduktion - dazu ein eigener Thread), diese Typen gehen daher nicht in die Tabelle ein.
Die drei Varianten für die Summe sind max (zusammengesetzt aus den fett gedruckten Zahlen), realistisch (grau unterlegt) und min (die jeweils geringsten aufgeführten Zahlen). Für die Variante mit 65% der vom GSUA genannten Verluste sind nur die Summen aufgeführt.
Die mögliche Zeit bis zum Ende der Lagerbestände liegt bei 60-65% realer Verluste bei 8-27 Monaten; bei den wahrscheinlichsten Beständen liegt sie bei 17-21 Monaten und damit im Bereich der kürzlich von UA Seite genannten 18 Monate. Bei Fortsetzng der Verluste der letzten 3 Wochen würde sie sich auf 14-17 Monate verkürzen, damit aber immer noch über der Restlaufzeit der Bestände bei der Ari liegen
Demnächst noch Threads zu einzelnen Panzertypen
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Ausgehend von einem wahrscheinlich echten RU Dokument zu den Verlusten Jan-Aug 2025 (ganz unten verlinkt) eine Schätzung der Zahl gefallener RU über den gesamten Krieg
Für den Zeitraum 1.1.-1.9.25 werden Verluste von fast 282T Mann genannt. Die 34T Vermissten dürften nahezu vollständig gefallen sein und werden deshalb dort hinzugerechnet; ihr sehr hoher Anteil v.a. bei den Verlusten unter den Sträflingen ist die Folge der Taktik mit vielen quasi Selbstmordangriffen ohne Rückkehrer, bei denen Sträflinge stark überrepräsentiert sein dürften.
Normalerweise würde man deshalb darunter auch Gefangene vermuten, allerdings macht es die genaue Zahlenangabe von 2311 Gefangenen wahrscheinlich, dass sie auf von den UA übergebenen Namenslisten beruht, weshalb nur nur wenige weitere unter den Vermissten sein sollten.
Auffallend ist das extrem ungünstige Verhältnis von Gefallenen+Vermissten zu Verwundeten von nur 1:1,3 - als Faustregel wird meist 1:3 angenommen, wobei mit heutiger Schutzausrüstung und medizinischer Versorgung dieser Wert eher Richtung 1:5 gehen wird. Es entspricht aber etwa den Meldungen der UA, soweit diese nach Toten und Verwundeten differenziert sind.
Mehrere Faktoren machen die Zahl dennoch plausibel: 1. die Allgegenwart von Drohnen, die die Verwundetenbergung extrem schwierig macht 2. Es ist bekannt, dass RU Kommandeure Verwundete sofort zum nächsten Angriff nach vorne schicken, nicht zur Versorgung - was die Sterblichkeit erhöht, die Zahl gemeldeter Verwundungen gleichzeitig reduziert 3. Die Bereitschaft vieler RU Soldaten, sich lieber zu erschießen als verwundet in Gefangenschaft zu geraten 4. und schließlich wurden Fälle dokumentiert, wo RU die eigenen Verwundeten erschossen haben
Der Vergleich mit dem Zahlenverhältnis bei den Offizieren unterstreicht diese Überlegungen: dort liegt das Verhältnis bei 1:4, selbst wenn man unter den Vermissten noch einige hunderte Offz annimmt (Zahlenangabe fehlt) liegt es über 1:3 und damit im erwartbaren Rahmen - weil Offz sicher besser versorgt werden, und va weil sie bei den besonders verlustreichen Angriffen nur in geringer Zahl dabei sein dürften
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Interessant ist auch die Gesamtzahl von 279T Gefallenen, Vermissten und Verwundeten, denn der GSUA hat für den gleichen Zeitrum 291T RU Verluste gemeldet. Berücksichtigt man, dass die Nordkoreaner vermutlich in den RU Zahlen nicht enthalten sind, zudem evtl. auch Verluste der Grenztruppen uä fehlen, ist die Übereinstimmung sehr gut.
Daher kann man die UA Zahlenangaben als insgesamt verlässlich betrachten und sie zur Schätzung der Zahl RU Gefallener verwenden.
Insgesamt wurden bis 1.10.2025 1.115.000 RU Verluste gemeldet. Rechnet man mit dem Verhältnis 1:1,3 um, ergeben sich 485T Gefallene (s. Tab.). Diese Zahl dürfte jedoch etwas zu hoch sein, das das Verhältnis nicht während des gesamten Krieges so schlecht gewesen sein wird. Eine mittlere Schätzung setzt für 2024 auch 1:1,3 an, für die Zeit ab Mobilisierung bis Ende 2023 1:2, für 2-9/2022, als nur gut ausgerüstete Berufssoldaten im Einsatz waren, 1:4, eine sehr vorsichtige für 2024 1:2, davor durchgehend 1:4
Selbst die sehr vorsichtige Schätzung kommt auf 355T Gefallene (rote Schrift), die mE realistischste mittlere auf 440T (gelb unterlegte Zellen), weit über vielen anderen Berechnungen.
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Allerdings ermöglicht die Zahl der gefallenen Offz eine weitere Schätzung. Den knapp 1600 des Dokuments stehen etwa 1450 dokumentierte Fälle bei @KilledInUkraine gegenüber (s.u.). Auch wenn das keine endgültige Zahl ist - es wurden längst vorher Gefallene erst in diesem Zeitraum erfasst, dafür sind andere aus den letzten Wochen noch nicht bekannt - kann aus der Gesamtzahl von 7000 dort aufgelisteten Gefallenen eine Hochrechnung unternommen werden (s. Tab.)
Das Verhältnis dokumetierte Offz zu Gefallene laut Dokument ist 1:83. Das kann man auf den Sep übertragen, für die Zeiten vor 2025 muss es niedriger sein - 320 T Verlusten lt. GSUA in 2025 stehen gut 1600 gefallene Offz ggü, etwa 200:1, für 2/22-12/24 sind es 795T:5375 oder etwa 150:1
Die Schätzung aus dem Verhältnis 1:83 (581T) ist deshalb sicher zu hoch, das Verhältnis 1:40 für 2022-24 dürfte zu niedrig sein, es ist jedenfalls die absolute Untergrenze, realistischer ist 1:60.
Mit 350T als Untergrenze, 457T als plausiblem Wert liegt diese Schätzung nicht weit von der ersten. Eine Gesamtzahl RU Gefallener von ca. 450T ist deshalb realistisch, mit einer Spanne 350T-485T
Berücksichtigt man, dass nur wenige Schwerverwundete überleben dürften, wird die Gesamtzahl dauerhafter Ausfälle bei 450-600T liegen, plus Spätfolgen wie PTBS, die in RU vermutlich einstweilen ähnlich "behandelt" wird wie bei uns im 1.WK: schnellstmöglich zurück an die Front
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Der letzte Kanzler, der noch aktiv Politik gestaltet und nicht einfach nur verwaltet und reagiert hat - war ausgerechnet Schröder, der seither nur noch für Putin arbeitet
Er hat die unpopuläre Teilnahme am Bosnienkrieg durchgesetzt (zusammen mit Fischer), und er hat die unpopuläre aber prinzipiell notwendige Agenda 2010 gestaltet - dass da nicht alles gut war ist klar, aber es war immerhin ein Gestaltungsversuch, und er war nicht kompletter Mist
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Mit Merkel waren die meisten lange zufrieden, weil sie uns im Schlafwagen durch die Lande kutschiert hat, ohne jeden Gestaltungswillen. Denn auch "wir schaffen das" war ja nur die Reaktion darauf, dass die Leute zu hunderttausenden vor der Tür standen - v.a. weil man wenige Monate vorher nicht gestaltet und die wegfallende UN-Unterstützung für die Flüchtlingslager nicht kompensiert hat, so dass Familien aufbrachen, um ihren Kindern eine Zukunft zu geben
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Bei Scholz eine noch schlimmere Verweigerungshaltung, selbst die Zeitenwende hat er eher gebremst als gestaltet, wo Zupacken angesagt gewesen wäre, und außenpolitisch hat er ohnehin sabotiert was ging, incl. D-F Verhältnis
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Die Pumpstation Naytovypitschi am Parallelstrang der Drushba, der Produkte, v.a. Diesel, von den weißrussischen Raffinerien nach RU transportiert, wurde erneut angegriffen 2/4
Der Fährhafen Port Kawkas in der Kertsch-Straße, wichtig für die Logistik der Krim, wurde nach längerer Zeit wieder angegriffen, Schäden an 2 Piers 3/4
Sieht so aus, als würden die RU alles in den Donbas schicken, was sie noch haben. Die 70. motSchützen-Div (das sind die 4 genannten Regt) ist ein erst 2023 aufgestellter Großverband, der vermutlich neben den T-90/T-72B Obr. 2022 auch über einen Teil der seit Monaten 1/4
zurückgehaltenen "modernen" Spz (BMP-3, BTR-82) verfügt - gut ausgestattet, aber soweit bekannt bisher noch weitgehend ohne Kampferfahrung. Allerdings vermutlich besser ausgebildet als viele der mit kaum ausgebildeten Redkruten wieder aufgefüllten Großverbände an der Front
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Die UA rechnen mit einem baldigen massiven Durchbruchsversuch RU mech Verbände im Raum Pokrowsk-Kostjantiniwka. Sollte dies zutreffen, dürfte es ein Versuch sein, eine schnelle Entscheidung zu erzwingen, weil man einen langen Abnutzungskrieg zu verlieren droht
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Nein, das nicht. Aber mehrere erfolgreiche örtliche Gegenangriffe, die wohl anzeigen, dass die RU allmählich erschöpft sind. 50km SW Pokrowsk (li), N Liman (re), und gestern der Einbruch O Mirnohrad 1/4
Dort stießen gestern früh UA Einheiten durch eine Lücke zwischen 2 RU Verbänden etwa 4km bis Mirne vor; nach unbestätigten Meldungen sollen sie in der Nacht auch Maliniwka genommen haben. Wenn der Einbruch stabilisiert werden kann, besteht die Möglichkeit, nach N entlang Baumreihen in den Rücken der RU gelangen, die versuchen Pokrowsk abzuschneiden
2/4
Folge einer verfrühten "Siegesmeldung": Ein RU Kommandeur meldete, eine Stellung besetzt zu haben (hellrot), stand aber N davon . Daraufhin nahm der linke Nachbar an, seine Flanke sei gedeckt und rückte nach S, riß dadurch aber die Lücke auf. Der UA Kommandeur erkannte die sich bietende Gelegenheit und ließ entlang einer Baumreihe (Deckung gegen Drohnen) nach NO vorstoßen
3/4
Faszinierend: da wird tagelang hingebungsvoll diskutiert, an welchem Ort das imaginäre Treffen Selenski-Putin wohl nicht stattfindet - aber niemand kommentiert, dass Putin noch nicht abgesagt hat.
Heißt mE, dass er damit auf dem falschen Fuß erwischt wurde:
1/3
sagt er direkt ab, fällt es den @FabioDeMasi s dieser Welt schwerer, mit der Lüge von der fehlenden Verhandlungsbereitschaft Selenskis und des W durchzukommen
Also muss erst eine Ausrede erfunden und die "Fakten" dafür manipuliert werden
2/3
Man war in Moskau wohl vom geschlossenen Auftreten der Europäer überrascht und findet sich unerwartet in der Position dessen wieder, der reagieren muss
Also: weiter so, Merz, Macron, Starmer, Meloni etc! Nächstes Mal vielleicht auch Tusk und jemand von den Balten dabei?
3/3