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Aug 18, 2024, 20 tweets

Russland-Politik: Wollen wir uns weiter selbst belügen?🧵

Lange Zeit war in Deutschland ein mythisches Bild von Russlands Größe, Stärke und Bedeutung prägend.
“Russland können wir nicht ignorieren, Europa braucht Russland.
Sicherheit ist ohne Russland nicht machbar.”
1/20

Diese Bilder stecken tief im deutschen Bewusstsein
und scheinen bei heutigen Forderungen nach schnellem Ende des russischen Angriffskriegs durch irgendwie geartete “Verhandlungen” eine Rolle zu spielen:
“Wir brauchen keinen Konflikt, sondern stabile Beziehungen zu Russland”.
2/20

Dieses Narrativ,
“Russland ist so bedeutend, dass wir es nicht ignorieren können” wurde auch von Angela Merkel in einem Interview in 2022 wiederholt.
Sie gab dabei zu: “Handel durch Wandel” funktionierte nicht.

Aber was ist dran am Narrativ von der Wichtigkeit Russlands?
3/20

Sind Handelsbeziehungen mit Russland wirklich so wichtig, dass es sich dafür lohnt, Ukraine und wichtige Partner unter den Bus zu werfen?

Der gesamte Handel mit Russland machte 2020 gerade mal 2 % des deutschen Außenhandels aus.
Dahin wollen AfD, BSW und Kretschmer zurück.
4/20

Selbst wenn man den deutschen Handel mit Russland mit dem der anderen ehemaligen Ostblockstaaten vergleicht, betrug er 2020 gerade mal 12 %, einschl. aller Energieimporte.
Für Deutschland ist der Handel mit Nachbarn wie Polen, Tschechien oder Ungarn fünfmal so wichtig.
5/20

Im vorherigen Thread hatten @spartyflyboy und ich auch dargestellt, dass die Mythen über vermeintlich “billiges russisches Gas”, das ein Standortfaktor für die deutsche Industrie gewesen sein soll,
sich als platte Desinformation herausstellten.
6/20

@spartyflyboy Viele, auch ich, fielen in der Zeit von 1998 - 2021 auf massive Desinformation über Bedeutung und Konsequenzen deutscher Wirtschaftsbeziehungen mit Russland hinein.
Die in der Behauptung gipfelte, ohne Gas durch Nord Stream breche die deutsche Wirtschaftsproduktion zusammen.
7/20

@spartyflyboy Dieser Bluff, der durch Falschinformationen über russische Einflussnetzwerke in die deutschen Medien sickerte, flog nach der Sprengung der Pipelines auf:
Die deutsche Wirtschaft produzierte danach einfach weiter.

Wir brauchen Russland nicht, sondern Russland braucht uns.
8/20

@spartyflyboy Es gibt also keine ernste ökonomischen Gründe für eine Wiederaufnahme enger Beziehungen zu Russland.

Als ein weiteres Argument dafür wird die militärische Stärke Russlands angeführt. Motto:
Sicherheit sei nur mit, aber nicht gegen die gefährliche Atommacht Russland machbar.
9/20

@spartyflyboy Sein nukleares Erpressungspotential versucht Putin jetzt seit über 900 Tagen gegen den Westen einzusetzen, um uns von Sanktionen oder militärischer Unterstützung der Ukraine abzuschrecken.

Erfolglos: Die Drohungen mit Atomwaffen haben sich als weiterer Bluff erwiesen.
10/20

@spartyflyboy Und die vermeintliche Stärke Russlands und seiner “2. Armee der Welt” wird von der Ukraine
-ausgestattet mit verzichtbarem Restmaterial der NATO-Armeen-
immer peinlicher in Frage gestellt:
Russlands Truppen erscheinen in diesen Tagen sogar nur als 2. Armee innerhalb von RU.
11/20

@spartyflyboy Die schiere Größe Russlands ist auch kein Indikator für Bedeutung: Kanada, Australien und Grönland sind ebenfalls sehr groß.
Weite Teile Russlands sind unwirtlich, große Entfernungen erfordern aufwendige Infrastruktur und Wegekosten.
Und so schrumpft Russlands Wichtigkeit.
12/20

@spartyflyboy Auch ich habe mich getäuscht über die Bedeutung Russlands.
- Russland ist keine “Supermacht”
- Beziehungen zu Russland sind nicht bedeutsam für die deutsche Wirtschaft
- und bringen uns keine Sicherheit.
Wer das heute, nach allen Erfahrungen noch glaubt, lebt in einem Wahn.
13/20

@spartyflyboy Warum haben Populisten unterschiedlicher Parteien Umfrage-Erfolge mit diesem Widerspruch:
-einerseits Ängste schüren vor einer “Eskalation” des Konflikts mit dem als unbesiegbar dargestellten Russland
-andererseits Verhandlungen und Kooperationen mit Russland fordern.
14/20

@spartyflyboy Hat die Erzählung über ein mächtiges Reich Russland mit einem starken, ordnenden Führer in einer als unsicher empfundenen Zeit eine eigene Attraktivität als Projektionsfläche?
Oder reicht es manchen, Russland als willkommenen Gegenpol gegen die “Übermacht” der USA zu sehen?
15/20

@spartyflyboy Bündnis Wagenknecht aktiviert in seinem Wahlprogramm bewusst antiamerikanische Reflexe, wenn es von Bedrohungsgefühlen und “Abwehrreaktionen” spricht, die die USA angeblich auslösen.
Soll das evtl. auch als Begründungs-Märchen für Putins Krieg gegen die Ukraine herhalten?
16/20

@spartyflyboy Oder geht es manchen Populisten um etwas anderes?
Um Russland als eine “positive Gegenerzählung” zum liberalen Westen,
als feuchter Alt-Right-Traum von eurasisch-völkischen Familienwerten und anti-woker Macho-Kultur.

Was dabei verdrängt oder bewusst verschwiegen wird:
17/20

@spartyflyboy Russland ist ein Terrorstaat mit einer toxischen, gewaltaffinen, unpolitischen, unsolidarischen Gesellschaft.
Gefährlich durch seine Schwäche, nicht durch seine Stärke.
Ein Staat, der uns Deutsche als Feind markiert hat und heute hybrid und mit Anschlägen angreifen will.
18/20

@spartyflyboy Soll die wieder neu aufgewärmte Andromeda-Geschichte zur Sprengung von Nord Stream 2
(international schon wegen technischer Widerspräche als unplausibel widerlegt)
jetzt durch behaupteten "polnisch-ukrainischen Staatsterrorismus”
vom russischen Staatsterrorismus ablenken?
19/20

@spartyflyboy Wie kann es uns gelingen, einen Teil der Wähler von AfD & BSW zu überzeugen, dass man Stärke nicht in kranken Diktaturen suchen muss?

Sondern dass Europa eigene Stärken ausbauen kann, die auf unseren freiheitlich-demokratischen Werten basieren.
Darüber sollten wir reden.
20/20

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