Ich wohne jetzt genau 15 Jahre in Berlin Mitte. Umziehen macht man nicht mehr, wegen Mietenwahnsinn. Aber was heißt Gentrifizierung eigentlich? Ich erzähle die Geschichte in diesem Thread, den ich immer erweitere. Und beginne mit diesem Laden:
Als ich 2004 hierher zog, war dies die Buchhandlung Gawronski. Ein Laden, wie ihn alle lieben, wenn er wegen Amazon schließt. Er hatte tolle Design- und Fotobücher, die man dann billiger online kaufte. So wie es halt ist.
2008 oder 09 zog 2001 ein. Mit Billigbüchern und CDs zum Sonderpreis. Das Konzept war damals schon tot. Der Medien-Zombie hielt aber stattliche 7 oder 8 Jahre durch. Ich war nie drin, sondern streamte die Billig-Compilations schon bei Spotify. 2016/17 war Schluss.
Dann der absolute Höhepunkt: nach Lesekultur war die Selbstoptimierung des modernen Menschen mit wenig Zeit dran: ein 20 Minuten Elektrofitness Franchise. Das war wirklich traurig, aber passte in die Zeit: gesunde Körper, wenig Geist. Fitbox hieß der Laden. Nach 1 Jahr pleite.
Jetzt steht der Laden etwa 1 Jahr leer. Wer weiß: vielleicht trainiert da noch jemand und liest Designbücher. Wahrscheinlich ist die Miete unbezahlbar.Oder nur noch für die großen Ketten. Das Leben wird halt immer uniformer.
Zum Glück ist die Digitalisierung in Deutschland so rasant, dass Google Street View noch auf dem Stand von Juli 2008 ist: das ist die Buchhandlung Gawronski. So sah es vor 11 Jahren noch aus.
2. Laden: meine ehemaliger Späti. Der ist jetzt ein "Health Innovation Hub". Vor 4 Wochen ging ich abends dran vorbei und Jens Spahn himself hielt die Eröffnungsrede. Genau da, wo vorher der Alk stand, als ne Art "Anit-Health Innovation Hub."
Das war mein Späti. Machte vor 1,5 Jahren dicht. Dann wurde ewig renoviert und schließlich stand Jens Spahn drin. Wahnsinn.

Nebendran das Naildesign-Sudio brannte vor etwa 4 Jahren ab. Heute ist ein Sushi-Laden drin.
Nr. 3: Torstraße neben der Bravo Bar.

2008: stand da nichts. Links gab es verschiedene schlechte Imbisse.
2019: seit 2 Jahren wird da ein Wohnhaus Marke Luxusloft hochgezogen. Warte nach Einzug drauf, dass sich die SUVs über den Lärm der Bravo Bar beschweren und die zu macht.
Der Bau zieht sich verdächtig lange. Dachte schon, dem Investor wäre das Geld ausgegangen und die SUVs werden obdachlos. Jetzt tut sich wieder was: bulgarische und rumänische Arbeiter geben Vollgas.
Nr. 4: Friedrichstr./Oranienburger Str.

Den versifftesten Subway Berlins gibt es da schon ewig. Ansonsten ist in dem Eckladen schon wirklich JEDES gastronomische Konzept gescheitert. Zuletzt ein Italiener, der 1 Jahr durchhielt. Die Läden stehen teilweise Jahre leer.
Die Mieten müssen viel zu hoch sein, das holt keiner raus. Echter Wahnsinn. Auf dem Streetview Bild von 2008 sieht man - natürlich - den Subway. Und es war sogar mal ein Friseur in dem Laden. Komplett vergessen. Die Ecke ist das Bermudadreieck – alles verschwindet,
Die Unternehmer denken wahrscheinlich: Top-Lage, in Wahrheit ist die Ecke der Tod für die meisten Gastronomen. Für alle, die meinen, dort kann man was gastronomisches hochziehen: lasst die Finger davon!
Nr 5:
Als ich 2004 hierhin zog, war da das White Trash Fast Food. Der wahrscheinlich erste Laden, in dem alle Bedienungen nur Englisch sprachen. Ich fand das damals sogar noch irgendwie lustig. Heute kann man in manchen Gegenden in Neukölln/Kreuzberg nur noch Englisch bestellen.
Das war davor ein chinesisches Restaurant und innen war alles so old scholl China-Style: Drachenfiguren und so. Wie sich Europäer China halt vorstellen. 2008 oder 09 zog das White Trash dann in einen ehemaligen riesigen Irish Pub ab der Schönhauser Allee.
Da war der Laden dann voll, aber irgendwie auch schon tot. Die Bedienungen redeten Englisch und die Touri-Gäste auch. Passte also. Bis 2014, dann kam der Umzug aufs Arena-Gelände. Da war der Laden nur noch Fassade oder Kulisse wie in einem Film. Traurig. Jetzt ist er wirklich tot
Übrigens war danach ein Panoptikum für seltsame Gegenstände drin. Dieses zog vor etwa 1,5 Jahren aus. Jetzt wird gerade renoviert und alles Chichi gemacht. Mal sehen was kommt. Vielleicht ein Edel-Chinese – der Kreis würde sich schließen.
So sah die Ecke 2009 aus. Da war das Panoptikum wohl schon drin.
Nr 6: BND Zentrale

Nach gefühlt 10 Jahren Bauzeit wurde die Zentrale im April offiziell eröffnet. Ich nenne es gern "Ministerium für Wahrheit." Hinten stehen eiserne Palmen als Kunstwerke. Naja. Lieber eiserne Palmen statt eiernder Palmer.
Bis Mitte der Nuller Jahre stand da nichts. Da konnte man Golfbälle abschlagen. Wahnsinn. Was das für ein Platz war. Heute könnte man da Wohnungen mitten in Berlin hinbauen, wenn da halt nicht blöderweise jetzt die BND Zentrale für tausende Mitarbeiter stehen würde...
Nr 7: Die ehemalige Hafenbar. Jetzt ist da anscheinend ein Start-Up drin. Vielleicht kann man nicht besser die Transformation von Berlin-Mitte beschreiben. Von der Feier- zur Feierabend-Kultur. Arbeiten und dann nach Hause, statt nach der Arbeit feiern zu gehen.
Unglaublich, wie schnell man vergisst. Erinnere erst durch dieses Streetview Foto von 2008, dass das Haus der Hafenbar gar nicht so hoch war. Komplett vergessen. Liegt wohl auch daran, dass die Partykultur der Hafenbar mit Schlager und Co. nicht mein Ding war.
Habe da wirklich nur einmal gefeiert, in den 90er Jahren. War da mit einer Frau, die heute zu Deutschlands bekanntesten Sex-Kolumnistinnen gehört. Ist aber nüscht gelaufen (was mich später dann noch mehr wurmte - ach Quatsch, war egal). Karamba, Karacho, ein Bier.
Nr 8: Was macht eigentlich Schlecker? 2012 verabschiedete sich Deutschlands Schnäppchen-Drogerie No. 1 aus dem Stadtbild. Die alten Rumpelbuden wurden resterampig ausgeräumt. Bei mir waren 2 Schlecker innerhalb von 300 Metern. Totaler Wahnsinn.
In dem einem Laden ist jetzt ein Billig-Italiener, in dem anderen ein Billig-Sushi. Man bliebt sich also preislich treu. Die Konkurrenz hat von der Schlecker-Pleite jedenfalls gelernt: jetzt macht DM alle 300 Meter eine Filiale auf.
Nr 9: Der schwarze Laden.

Gerade wird renoviert. Also seit circa 6 Monaten. Unklarer Baufortschritt, könnte dauern. Zuletzt wurden dort unregelmäßig Parties veranstaltet, u.a. vom ZEIT Magazin. Entsprechend aufgeregter Aufmarsch der urbanen Oberchecker.
Einmal war da auch - vor 2 oder 3 Jahren - ein Flohmarkt drin. Da haben dann urbane Mittel- und Unterchecker Primarkklamotten teurer als Vintage veredelt. Primark ist nach etwa 6 Monaten Vintage. Alte Fastfashion-Weisheit.
Aber bis 2013 war da die Bärenschenke. So eine urige Kneipe mit untrinkbarem Berliner Pilsener und einer Wirtin mit rauem Charme. Ich trank da gerne mein Bier und schaute dem Treiben der Friedrichstraße zu. Manchmal fuhr ein Opa mit unkenntlich gemachten Gesicht vorbei. Hammer.
Aber Wahnsinn: seit etwa 6 Jahren steht dieser Laden an der Friedrichstraße im Grunde leer. Da hat niemand eine Geschäftsidee umgesetzt. Nur schwarz angestrichen und 2 Hipster-Events im Jahr. Berlin-Mitte: das schwarze Loch.
Nummer 10: Das WM2006 Mural

Was wären wir damals alle fröhliche Partypatrioten. Konnte ja keiner ahnen, wie viele davon heute gröhliche Parteipatrioten sind. An der Tachelesbrache hängt jedenfalls seit 2006 diese Werbung von Nike. Ein echter Dauerbrenner.
Seit etwa 1,5 Jahren machen die jetzt ernst: die Tachelesbrache wird bebaut. Tippe auf Cos und Zara Läden und unbezahlbare Eigentumswohnungen - also genau die Dinge, von denen es gerade in Berlin viel zu wenig gibt.
Irgendwann werden also Ronaldo, Ronaldinho und Co. hinter Glasbetonfassaden verschwinden. Erst dann ist mein persönliches Sommermärchen 2006 wirklich endgültig vorbei. Schnüff.
Nr 11: Bäcker Wiedemann

Ich hoffe, ich kriege diese Story gebacken: seit etwa 2012 ist hier ein Bäcker Wiedemann. Aber wisst ihr was vorher drin war????!? EIN KAMPS!!! Die verkrustetste Gentrifizierungsstory ever!!! Ofen aus!
Rein backtechnisch kein Unterschied. Das Prinzip „Ofenfrisch“ regiert hier wie dort: tiefgefrorene Waren werden vor Ort aufgebacken. Echtes Bäckerhandwerk! Naja, bei Kamps simulieren sie ja jetzt backen. Bäckereien bestechen in der Kommunikation gerne mit heißen Wortspielen.
Mein Favorit bei Wiedemann: Bread Pitt.

Mein Favorit bei Kamps: Gebäckstreet Boys.

Auch hier: Unentschieden.
+++ NEWSFLASH +++ In der ehemaligen Buchhandlung wird demnächst eine Ausstellung stattfinden.
Nr 12: Co-Working-Space

Irgendwann im Zeitalter der Freelancer wollten die Freiberufler nicht mehr alleine zuhause arbeiten, sondern ein Großraumbüro simulieren. Als Angestellte hassten Sie Großraumbüros, als Freelancer liebten sie es!! Paradox.
Der Ort beschreibt Veränderung ganz gut: früher war da mein Video World. Da bekam man Filme nicht, weil andere sie schon hatten. Wieviel Strafe ich zahlen musste wegen zu spät zurückgebrachter Filme. Davon kann ich heute Monate Netflix schauen. Wahnsinn.
Da stand man so oft völlig unschlüssig rum, weil man sich nicht entscheiden konnte. Wie heute bei den Streamingangeboten - nur da liegt man auf der Couch. Und die Pornoecke fehlt bei Amazon Prime.
Nr 13: Engel & Völkers

Engel&Völkers: schaut auf diese Stadt. Dein Kiez ist offiziell am Arsch und durchgentrifiziert, wenn Maklerbüros aufmachen, bei denen Luxuslofts für jeden Geschmack, bei 750.000€ (2 Zimmer, 65 qm) beginnen. Echtes Leben halt.
In der vorherigen Gentrifizierungs-Phase war eine Fotogalerie drin. (Totales Mitte-Klischee) Ich war oft dort, weil die Ausstellungen sehr gut waren und ich den Galeristen aus einem gemeinsamen Projekt kannte. Hatte mal selbst eine Ausstellung zu einem Berlin-Bildband organisiert
Einmal spielte auf einer Vernissage sogar Wolf Biermann. Ich ging beschwingt vom Gratis-Alkohol zu ihm und sagte: „Herr Biermann ich wohne in der Strasse, in der sie früher gewohnt hatten.“ Er barsch: „Ich wohnte in der Chausseestraße 131 und nicht in ihrer.“
Ich war der kürzeste Biermann-Fan aller Zeiten!
Nr. 14: Die Kaffee-Rösterei

Irgendwann zwischen Coffee Culture 2.0 und 3.0 galt das Motto: Wer rastet, der röstet. Überhaupt wurde Kaffeezubereitung durch chronisch bärtige Männer eine Wissenschaft. Fast wie ein Laborversuch fühlte sich das an. Die Röststätte ist so ein Fall.
War da einmal und mir wurde total bedeutungsschwanger ein Kaffee zubereitet. Ohne Crema. Trank einen Schluck und sagte zum Barista: "Da ist keine Crema." Er: "Crema ist kein Qualitätsmerkmal." Ich: "Aber Geschmack vielleicht?" Röststätte und ich wurden keine Freunde.
Früher war da was völlig verrücktes: Ein Schreib-, Spiel- und Haushaltswaren-Geschäft. Mit echten Dingen. So ein Laden, bei dem man sich die Sachen ansah, um sie dann Online zu kaufen, weil man ja jetzt sicher war, dass die gut waren. Der war dann vor etwa 3 Jahren weg.
Kurz vorm Ende friemelte jemand das H bei Haushaltswaren weg. Es entstand einer der schönsten Begriffe der Postmoderne. Einer, der das Leben vielleicht ganz genau auf den Punkt brachte. Darauf einen Kaffee.
Nr 16: Das virtuelle Restaurant

Früher konnte man nach dem Befüllungsgrad eines Restaurants die Überlebenschancen abschätzen. Heute ist das nicht mehr so einfach, weil weil viele gastronomische Betriebe durch Lieferdienste viel Geschäft machen. Wie das Nhat Long.
Auf dem Bild kommt gerade ein Lieferando-Bote aus der Tür und liefert gekonnt ab. Restaurants als Ort der Gemeinschaft, die machen nicht immer noch Sinn. Es gibt sogar Läden, die nur noch eine Küche haben und beliefern. Ohne Gastraum. Nur noch Ronomie, ohne Gast.
Vorher war da das Steakhaus Patagonia. Da saß auch nie jemand drin. Aber Lieferando und Co gabs noch nicht. Und niemand bestellte TK-Steaks aus der Pampa nach Hause. Dann kam das Nhat Long. Und der Rest ist Liefergeschichte.
Nr 16: Die toten Clubs der Dichter

Heute fange ich 2008 an. Da wurde das Rio geschlossen. Oder wars 2007? Na jedenfalls fing dann in der Chauseestraße die Ruhepole-Zeit an. Irgendwo hinter der Absperrung gings in den Keller des Rio. Der letzte Club, den ich regelmäßig besuchte.
Da wo das Rio war, stehen jetzt Eigentums- oder Mietwohnungen. Gute Nacht Leben statt gutes Nachtleben. Ich liebte das Rio, da konnte ich rausfallen und war fast Zuhause. Mega.
Froh war ich, als 2010 das Kingsize aufmachte. Ich wohnte noch näher und wenn man älter und immer bequemer wird, braucht man es halt auch immer näher und bequemer, damit man überhaupt noch was macht.
Auch wenn's kaum einer glauben mag: auf der Toilette des Kingsize konnte man so verrückte Dinge tun wie pinkeln. Vor 2 Jahren war endgültig Schluss. Jetzt ist Mitte noch mehr Ruhepol als 2008. Und um überhaupt was zu machen, müsste ich einen Club in meiner Wohnung eröffnen. Hmmm.
Nr 18: Die Einkaufspassage

Während in Berlin eine Riesen-Mall nach der anderen mit der immergleichen Dreifaltigkeit aus Zara, DM und Tedi aufmachen, stirbt die kleine Einkaufspassage den großen Tod. Hier im Quartier 206 kann man „Zombies in der Einkaufspassage“ drehen.
Etwa 70-80% aller Läden sind dicht. Die Leute rennen lieber an einen Ort, wo alles ist - die Mall oder das Internet. Dabei sind Einkaufspassagen die Überraschungs-Eier des Einzelhandels: man weiß nicht, was drin ist. Spannender als die Einkaufswiederholung der Malls. Eigentlich.
Aber wer will heute noch überrascht werden? Abenteuer gibt es keine mehr. Außer von Zombies in menschenleeren Einkaufspassagen gefressen zu werden.
Nr 19: Die ehemalige Bank.

Das war mal meine Commerzbank. Sie starb den Filialen-Tod wie viele andere vor ihr und noch viele weitere nach ihr. Wer geht noch dahin, wenn man online alle selbst abwickeln kann. Und wenn wir alles selbst abwickeln, wickeln die Banken sich selbst ab
Letztes Jahr wollen dort das Landwirtschaftsministerium über gesunde Ernährung informieren. Die Arbeiten liefen schon, die Beklebung "Acker & Teller" versprach Genuss. Aber dann wechselte der Minister zu einer Ministerin und plötzlich: Stop!
Jetzt steht der Laden leer. Vermute mal, dass das Ministerium aber trotzdem noch Miete zahlt. Was machen schon 20.000€ Jahresmiete aus, wenn der BER täglich 1 Million kostet? Im Grunde so klein wie eine Portion im Sterne-Restaurant.
Nr 20: Das ehemalige Altenheim.

Als ich 1995 nach Berlin zog, stand gegenüber den Hackeschen Höfen: nichts. Es war eine Matschwüste, auf der Autos geparkt wurden. Ende der 90er wurden dann mehrere Gebäude auf die Brache gestellt. Ein Haus wurde später ein Seniorenheim.
Dachte immer: Altenheim mitten in der (damaligen) Partymeile. Später ging's dann, als der Teil von Mitte zu ner Mode-Mall ohne Überdachung wurde. Gastronomie verschwand und alles wurde zu Modegeschäften.
In dem abgerissenen Haus war auch das Cibo Matto. Das war um 2000 der Mitte-Hotspot. Es gab sogar einen eigenen Cocktail Namens "Mitti". Den habe ich da einmal mit Jürgen Laarmann getrunken. Während er mich vollkrächzte mit seiner Reibeisenstimme. Unvergessen.
Krass, dass dieses Haus jetzt keine 20 Jahre stand. Mit Senioren lässt sich in Mitte kein Business mehr machen. Die Alten sollen weg. Dafür kommen dann - oh Wunder! - Lofts und Büroräume für Ottonormalverbraucher hin. Scherz. Ihr wisst schon. ;)
Nr 21: Das Sapphire.

Irgendwann wurde aus dem Grundrecht wohnen ein Business-Modell. So entstehen Gebäude, wie das Sapphire. Gebaut für Investoren und nicht für Mieter. Star-Architekt Libeskind sorgte - ach du liebes Kind - für ein Luxus-Raumschiff, das in Mitte landete.
Unten ist ein Edeka. Als Mitte der 10er Jahre aus Discountern Supermärkte wurden, mussten Supermärkte Einkaufsparadiese werden. Wie der Edeka Sapphire.
In einem Kühlschrank waren wirklich nur Champagner-Flaschen, als ich mal drin war. Wollte gerade nachfragen, ob das Koks im Sonderangebot wäre, als ich am Aushang eine Einladung zu einem Polo-Turnier in der Uckermark entdeckte. Pures Leben halt.
Im Schwarzen Raben bin ich einige Male abgestürzt. Jetzt habe ich gesehen, dass der Modegemischtwarenladen 14 oz auch Geschichte ist. Die Gentrifizierung frisst ihren Kinder.
Die Eckkneipe mit dem wunderbaren Schaufensterspruch "Das schönste aller Dinge, ein schneller Schluck bei Heinz und Inge" ist - meine ich - seit Jahren ein New Balance Laden. Als ob Mitte noch mal die Balance finden würde. Pony Bar auch tot. Da feierte der Werbenazi Abschiede.
Manchmal laufe ich da rum auf der Suche nach Esprit. Aber der Esprit Laden ist auch nicht mehr da.

Und dann denke ich ganz langsam: "Irgendwann werdet ihr erkennen, dass man Fast Fashion nicht essen kann."

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Nov 24, 2021
Leute es ist Wahnsinn: ich ließ den Zugchef kommen, wegen des Maskenverweigerers im ICE. Ich wollte, dass Masken-Attest UND Test kontrollieren.

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Nov 24, 2021
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