Ich musste gestern den Versuch #Elternschule zu sehen, abbrechen. Ich saß weinend und zitternd vorm Bildschirm, weil dieses "Esstraining" so viele alte Situationen meiner Kindheit wachgerüttelt hat.
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Auch ich war ein sehr wählerisches Kind. Vor meiner Autismusdiagnose waren Ärzte und die Gesellschaft der Meinung, dass man bei mir nur mal konsequent sein müsse, damit ich "richtig" essen lerne. Meine Mutter beugte sich dem Druck und probierte es mehrmals.
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Sie hat nur die gezeigte "Entweder du isst oder du hast halt Hunger" Methode angewandt, keine sonstige Gewalt. Trotzdem hat mich das traumatisiert und zu einer Esstörung geführt. Ich kann mich noch an Situationen erinnern, die ich lieber vergessen will.
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Es war nicht so, dass ich nicht essen wollte. Ich kann einfach bestimmte Konsistenzen im Mund nicht ertragen ohne brechen zu müssen. Der Hungerschmerz war die weniger schlimmer Alternative als etwas zu essen, was ich nicht ertrage.
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1) Ich hab nach 6 oder 7 Tagen hungern die komplette Knete im Kindergarten aufgegessen, weil ich wollte, das der Schmerz aufhört. Und weil die Alternative besser war, als das angebotene Essen, das ich tatsächlich einfach nicht ertragen habe.
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2) Im Grundschulalter hab ich trockene, alte Brötchen vom Komposthaufen im Garten stibitzt und sie weinend in meinem Zimmer gegessen und den Rest für später unter der Matratze versteckt in der Hoffnung, dass ich dann ein paar Tage keinen Hunger habe.
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3) Ich kann mich daran erinnern, das ich mehrmals mein Erbrochenes im Badezimmer vom Boden geleckt habe, weil ich Hunger hatte und das für mich wenigstens "essbar" war und nicht direkt wieder zum Erbrechen geführt hat.
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Im Kindergarten gab es die gleichen Methoden. Ich saß jeden Mittag am Tisch, während alle spielten. Bis ich abgeholt wurde. Die Kinder und die Erzieherin lachten mich aus, jeden verdammten Tag. Die Erzieherin stachelte das noch an .
Nach meiner Autismusdiagnose hörte zumindest der Zwang, das essen zu müssen, was auf dem Tisch steht auf. Eine riesige Erleichterung, auch wenn die Erfahrungen bis heute prägend sind.
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Ich bin in meiner späten Grundschulzeit diagnostiziert worden und mir wurde der Augenkontakt in ABA-ähnlicher Maßnahme beigebracht.
Und ja, mir hat es geschadet! 1/12
Ich kann mich noch an die Stunden erinnern, an denen ich dort saß und meine einzige Aufgabe war "Schau mich an".
Der Therapeut war nett, es gab keine Bestrafung, von außen wirkte das bestimmt alles gar nicht schlimm und nicht gewaltvoll.
In meinem Inneren war es schrecklich. 2/
Ich KONNTE nicht. Augenkontakt war für mich furchtbar anstrengend, ich konnte niemanden anschauen und gleichzeitig denken. Nach Augenkontakt war meine Energie für den Tag komplett aufgebraucht. Außerdem fühlte es sich unangenehm und eklig an. 3/
Seit gestern denke ich viel über Freundschaft und die Tatsache nach, wie wenig Kraft ich oft für Kommunikation hab. #autismus
Viele meiner Bekanntschaften werden nie zu Freundschaften oder Freundschaften werden schleichen weniger, weil mir die Kraft fehlt. 1/15
Neurotypische Kommunikation ist einfach anstrengend. Besonders bei nicht direktem Kontakt (schriftlich/Sprachnachrichten) muss ich erstmal die ankommende Nachricht für mich "übersetzten".
Was bedeutet dieser Smiley? War das jetzt Sarkasmus? Was erwartet mein Gegenüber? 2/
Gerade das mit den Erwartungen ist schwer, weil viele neurotypischen Menschen andere Dinge erwarten als ich.
Ich mag es z.B. Lösungen und konstruktive Vorschläge auf Probleme zu bekommen und hab früher deswegen genau so auf andere Probleme reagiert. 3/
Ich bin heute mit der Serie #LoveOnTheSpectrum durch. An vielen Stellen war ich sehr berührt von den Protagonist*innen und ihrer authentischen Art. Meiner Meinung nach zeigt die Serie viele unterschiedliche Aspekte des Spektrums statt zu stereotyp zu sein. 1/8
Gleichzeitig war es deswegen schwer für mich, diese Serie zu sehen. Besonders die Szenen mit Olivia waren für mich wie ein Spiegelbild meiner Vergangenheit. Und sie hätten ein Spiegelbild meiner Gegenwart sein können, wenn ich in meiner Kindheit und Jugend nicht gelernt hätte 2/8
mich so massiv anzupassen zu müssen um zu funktionieren. Um ein neurotypisches Bild von mir zu erschaffen. Anpassung bis kurz vorm Zusammenbruch um für mein neurotypisches Umfeld "richtig" zu sein. 3/8
Lieber Papa,
die meiste Zeit denke ich gar nicht mehr an dich, vergesse, wie sich deine Stimme angehört hat und all die anderen kleinen Dinge.
Aber an manchen Tagen, so wie heute an deinem Geburtstag, da zerreist es mir das Herz, dass du nicht mehr da bist.
Auch nach 23 Jahren noch hat die Zeit nicht alle Wunden geheilt. Und das kleine Mädchen in mir ist immer noch wütend, dass du gestorben bist und mich so völlig alleine gelassen hast in dieser Welt, die ich damals nicht verstanden habe.
Du warst mein Leuchtturm.
Du warst der Einzige, der mich bedingungslos liebte und mich angelächelt hast statt genervt den Kopf zu schütteln, wenn ich wieder etwas seltsames getan habe. Du hast mir die Haare gewuschelt und gesagt "So bist du eben, das ist okay kleines Sternchen".
Momentan komme ich jeden Tag völlig überreizt und erschöpft von der Arbeit nach Hause. Das anstrengenste für mich als autistischer Mensch ist gerade, dass es jeden Tag neue Regeln und Anordnungen gibt, teils so willkürlich, dass sie schon am nächsten Tag verworfen werden, 1/4
teils so, dass sie meinen Aufgaben widersprechen (die ich trotzdem ausführen muss).
Ich bin jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen, habe mich so wohl gefühlt mit der richtigen Mischung aus strukturierten Ritualen und der Möglichkeit zu eigenständigem und kreativem Arbeiten. 2/4
Jetzt gehe ich mit Unwohlsein zur Arbeit, weil ich meinen Tag nicht im vorhinein strukturieren kann und mich jeden Morgen auf der Arbeit ein "Überraschungspaket" mit neuen Regeln und Anforderungen erwartet. Ich schlafe schlecht, ich wache nachts auf und denke drüber nach was 3/4
Ich bin autistisch und habe schon seit meiner Kindheit große Probleme mit dem Essen.
Das wird ein kleiner Thread dazu, wie sehr Corona und die Hamstereinkäufer alles noch viel schwerer und problematischer für mich machen. 1/
Ich tue mir schwer mit Geschmack, Konsistenz, Geruch. Das meiste Essen ist für mich reizüberflutend und kostet mich Kraft.
Ich teile mein Essen in drei Kategorien. "Comfort-Food", "Kann ich essen" und "Geht gar nicht".
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Comfort-Food kann ich immer essen, auch an Tagen, an denen ich schon reizüberflutet bin und an denen es mir nicht gut geht. Dieses Essen ist für mich keine zusätzliche Reizüberflutung und kostet mich keine Kraft, sondern gibt mir Sicherheit und ein gutes Gefühl. 3/