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Feb 24, 2020 44 tweets 8 min read Read on X
Heute bei Jans seltsamem Zwang zum Komplettismus: Sämtliche Teile #AssassinsCreed durchspielen! Image
Teil 1 wirkt keinesfalls wie ein 13 Jahre altes Spiel, zumal bis heute 70% aller erscheinenden Spiele nach derselben Formel funktionieren.

Die repetitiven Aufgaben verzeihe ich ihm, nur die eine oder andere nicht-männliche Sprechrolle hätte der Welt noch gut getan. 😬😬
Da ich bisher nur den ersten kannte, betrete ich nun schon mit Teil 2 #Neuland. Bin überrascht, dass sie sich dieses Mal dafür entschieden haben, ihrer Hauptfigur eine Hintergrundgeschichte zu geben!
Die Figur Ezio Auditore verfolgt dasselbe Farbschema wie:

1. Mein Schlafzimmer
2. The Last Jedi
3. Der Kontrastbereich, in dem ich (protanomal) Rot besonders gut wahrnehme
Die Begeisterung lässt nach: Brotherhood leidet an sämtlichen Krankheiten, die Spiele zu seiner Zeit haben konnten.

So verbringe ich den Großteil der Spielzeit mit dem Aufbau einer gesichtslosen Gefolgschaft, die ich dann auf Missionen in Echtzeit schicken darf. 🙄🙄
Das Ende besänftigt mich. Brotherhood war bisher der einzige Teil der Reihe, dem eine spannende Verbindung der Hauptstory mit dem Mystery-Plot der Rahmenhandlung gelingt. 👌
In Revelations darf ich zum ersten Mal eine Stadt erkunden, in der ich auch im echten Leben schonmal war. Verstehe den besonderen Reiz!
Revelations mochte ich sehr gerne. Eine eher ruhige Geschichte, die u.a. das Altern zum Thema hat, in einem atmosphärischen und erstmals übersichtlichen Setting. Schade nur, dass die Rahmenhandlung so gut wie gar nicht vorangeht.
Was ist da los? Ich spiele schon seit fünf Stunden Assassin's Creed 3 und bin immer noch nicht der Charakter, der auf der Packung abgebildet ist.

(Zugegebenermaßen entfällt der Großteil meiner Spielzeit auf den Genuss historischer Brettspiele.)
Ah, eine weibliche Sprechrolle! Das muss die Frau/Mutter des Protagonisten sein, denn sonst hätte sie keinerlei Daseinsberechtigung in dieser faulen Spielwelt.
Kaum hat sie den Haupthelden ausgetragen, stirbt sie tragisch, um ihm eine emotionale Backstory zu sein. Ich bin ÜBERRASCHT.
Irgendwie werfen diese Spiele kein gutes Licht auf die Assassinen. Wann immer man nicht da ist, lässt sich der Orden völlig zerschlagen und muss in jedem Teil neu aufgebaut werden. 🤔
Was für ein erhabenes Gefühl, ein gewaltiges behäbiges Schiff zu steuern! Vorfreude auf den nächsten Teil der Reihe steigt.
Auserwählte, übernatürliche Hilfsmittel, eine Göttin, ein Aussöhnen mit dem Vater. Teil 3 ist so cheesy, dass er vermutlich mit dem Joseph Campbell in der Hand geschrieben wurde.

Lediglich der Lehrmeister ist noch am Leben, aber das kann lange nicht mehr dauern.
Auch schön zu sehen, dass sie einige liebgewonnene Features des ersten Teils (i.e. eine viel zu große und viel zu leere Weltkarte) zurückgebracht haben.
Das war also die Desmond-Saga? Ich bin gelinde gesagt #unterwältigt.
Ah, in Teil 4 spielen wir in der Rahmenhandlung meinen Lieblingscharakter (mich selbst) und in der Haupthandlung meinen anderen Lieblingscharakter (Generischer Seeräuber 1). Image
Wann werden wir wohl den ganzen Ballast los, den wir von Teil zu Teil mitschleppen, obwohl er rein gar nichts mit der Handlung oder Atmosphäre zu tun hat?

Ich leg doch kein Assassin's Creed ein und denk mir: GEIL! Endlich neue Echtzeit-Missionen und Frogger-Minispiele!
Zum Leidwesen meiner Nachbar*innen kann ich sämtliche in Teil 4 enthaltenen Shantys mitsingen. ⚓️💙
Rouge (sic.) stellt sich als ein spielerisches Worst-Of seiner sechs Vorgänger heraus. Vor lauter Management meiner Städte und Schiffe komme ich gar nicht dazu, die dürftige Story zu genießen! Image
Herrje, nochmal alle Shantys sammeln. 🙄⚓
Ich lese viele Rezensionen, die die komplexe Hauptfigur rühmen.

Joa.

Er tötet relativ unkommentiert der Reihe nach seine alten Kumpels, dann ist das Spiel überraschend vorbei. Gotta love Komplexität.
Du hast eine Basis, renovierst Läden, übernimmst Camps, schickst Gefolge auf Missionen, jagst Tiere, kletterst auf Bäume, steuerst ein Schiff, reparierst Server.

Der Gipfel des mitgeschleppten Ballasts ist erreicht. NICHTS im Gameplay hat mehr irgendwas mit der Story zu tun.
Next Gen! Unity erschien zwar gleichzeitig mit Rouge, ist aber technisch ein ganz anderer Schnack als alle bisherigen Teile.

Die Figuren steuern sich deutlich behäbiger und weniger arcadig. Grafisch erstrahlt alles in der typisch scharfkantigen Überbelichtung der PS4-Ära. Image
Ich habe in meinem Leben schon einige schlechte Steuerungen erlebt, aber vermutlich hat noch nie ein Videospielcharakter so wenig das getan, was ich von ihm wollte, wie dieser hier.

Sehr sparsam gestreute Rücksetzpunkte runden das frustrierende Erlebnis ab. 👌
Ich schätze den spielerischen Fokus auf die Kontemplation und Durchführung der einzelnen Attentate. Das gab es seit Teil 1 nicht mehr, obwohl es den inhaltlichen Kern der Reihe ziemlich gut trifft. Von mir aus verwalte ich dann auch nebenbei noch ein Anwesen.
Als wäre die Auswahl und Darstellung geschichtlicher Ereignisse in der Serie nicht ohnehin schon fragwürdig, ist dieses Mal Sexy Napoleon einer von den Guten. 😬 Image
Überhaupt positioniert sich das Spiel auffällig anti-revolutionär. Oder wie dieser Backloggd-Nutzer zusammenfasst: Image
RIESIGER Schritt nach vorne!

Das Klettern ist viel smoother und in Kämpfen machen die Figuren erstmals das, was ich von ihnen will. Überraschend bevölkern nicht nur Männer die Spielwelt. Vielleicht ist insgeheim Syndicate und nicht Origins das erste "moderne" Assassin's Creed. Image
Zum ersten Mal seit Ezio erfüllen das Erkunden und Erobern wieder spielerischen UND erzählerischen Zweck.

Ich bin motiviert, tatsächlich etwas zu *machen* und nicht nur zur Markierung auf der Karte zu hetzen, um den nächsten Storypunkt abzuspulen. 💞
Bei den Figuren haben sie in die Klischeekiste gegriffen: Er™ ist rücksichtslos und draufgängerisch, Sie™ ist zurückhaltend und verantwortungsvoll. (Beide haben sonst keine Eigenschaften.)

Aber vermutlich sollte ich froh sein, dass es überhaupt verschiedene Perspektiven gibt.
Wenn sie besser im Schleichen ist und er besser im Kämpfen, warum muss dann in den Hauptmissionen IMMER ER SCHLEICHEN UND SIE KÄMPFEN?? 🤯😡
Highlight des Spiels sind die Kutschen, die sich 1:1 wie Autos steuern. Einschließlich Kollisionsabfrage und Schulterblick beim Rückwärts-Ausparken. 👌🚗
Die Erkenntnis wird euch von den Stühlen fegen, aber der Assassin's-Creed-Film war ungefähr die schlechteste Sache aller Zeiten.

Die bleiche Gegenwartshandlung auf zwo Stunden auszuwalzen, war keine geile Idee. Eine Hauptfigur mit der Motivation "Alles kaputtmachen" auch nicht. Image
Mit Origins beginnen wir endlich mit den Teilen, über deren Qualität man sich halbwegs einig ist und deretwegen ich diesen Marathon überhaupt angefangen habe. 🚀 Image
Nach dem Soft Reboot hätte ich erwartet, die Reihe sei moderner geworden, aber das hier ist spielerisch quasi ein Klon von Morrowind oder Gothic 2.
Die stärksten 2000er-Vibes kriege ich beim Annehmen belangloser Nebenquests. Im Schulterblick steht meine Figur regungslos dem NPC gegenüber, der aussieht, als sei er in diesem Moment vom Computer generiert worden. "Bring mir mein Buch/Kind/Schmückstück!!"

Richtig einfallsreich.
Come on, Junge, spucks halt aus. Wir wissen beide, dass ich nur mit dir rede, weil hinter der nächsten Hauptquest eine absurd hohe Levelvoraussetzung steht.
Hot Take: Wenn man will, dass die Leute die Spielwelt erkunden, könnte man sie auch einfach interessant gestalten.

Die Spielwelt, nicht die Leute.
Und was ist eigentlich mit der Story von Origins los?

@vanilla_chief meinte ziemlich treffend, er habe das Gefühl, das erste Drittel verpasst zu haben. Und genau so fühlt es sich an.
Es wird plötzlich gebumst, denn anscheinend habe ich eine Frau. Einen Sohn gab es auch, den ich wohl selbst getötet habe, (?) was aber nie wieder vorkommt. Jetzt muss ich irgendwelche Leute töten, von denen die Hälfte offenbar bereits tot ist?

Ich verstehe NICHTS.
Bisher hat sich am Ende jedes Aktes herausgestellt, dass ich aus noch weniger Gründen noch mehr Leute töten muss. Ich bin gespannt, welche Plot Twists diese deepe Story sonst noch für mich bereithält!
Richtig motivierend ist auch das Levelsystem: Bin ich ein Level zu hoch, oneshotte ich alles. Bin ich ein Level zu niedrig, oneshottet mich alles.

(Es gibt übrigens nichts weniger Befriedigendes als einen "Stealth Kill", der dem Gegner nur 1/3 seines Lebens abzieht.)
Nachdem es fünf Prologe gab, ist es wohl nur folgerichtig, dass nun auch fünf Enden vor mir ablaufen. Dieses vile thing von einem Videospiel ist endlich geschafft.

Es könnte ein knappes Rennen mit Unity werden, aber ich glaube, Origins ist für mich der neue Tiefpunkt der Reihe.

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Aug 26, 2022
Einer meiner liebsten linguistischen Prozesse ist #Rebracketing, also das etymologisch falsche Auflösen von Wörtern oder Phrasen in ihre Bestandteile.

Meine liebsten Beispiele im Thread 🧵, verwöhnt mich gerne mit mehr!
Das Paradebeispiel ist der Burger. Cheeseburger und Chickenburger konnten nur entstehen, weil Hamburger als ham + burger verstanden wurde.
Der Helikopter besteht aus hélix "Spirale" + pterón "Flügel".

Weder der Quadrocopter noch der Roflcopter, beide mit losgelöstem -copter, tragen dieser Tatsache Rechnung.
Read 19 tweets
May 26, 2021
Ein kurzer und hoffentlich knackiger Thread dazu, warum #Gendern so ein irreführender Begriff ist und zurecht viele Menschen abschreckt.
Die psycholinguistische Forschung der letzten Jahrzehnte hat aufgedeckt, dass das generische Maskulinum nicht (wie wir glaubten) genderneutral ist, sondern eine starke Bias hervorruft.

Wir stellen uns nur oder vorwiegend männliche Personen vor, wenn es verwendet wird.
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Dec 2, 2020
Da ich in den #SpotifyWrapped/#2020Wrapped-Listen sehe, dass viele von euch freie Podcasts über Spotify hören, kommt hier der wiederholte Appell:

Lasst das bitte bleiben. Image
Zwei Gründe:

1. Alle Podcaster*innen, die nicht exklusiv bei Spotify sind, befinden sich in einem ausbeuterischen Verhältnis zu der Firma.

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Drüben beim @FRUEFpodcast wurde beides mal in einem länglichen Thread hervorragend erklärt:

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