Thread by @Krstorevic

Diese Woche in @DIEZEIT-Debatte: Müssen sich Konservative klarer gegen Nazis und Rassisten abgrenzen oder sollten Ausländer einfach öfter den Mund halten und aufhören sich zu beschweren?

Ein Thread mit Statements von Giovanni di Lorenzo, die mich stark emotionalisiert haben:

Hintergrund: Joachim Gauck plädiert für erweiterte Toleranz gegenüber der AfD. Das forderte er kurz nach dem rechtsextremen Anschlag von Hanau, zu dem er sich nicht äußerte. Di Lorenzo findet Gaucks Statement in Ordnung, drei Zeit-Redakteurinnen nicht.

zeit.de/2020/13/joachi…

Setting: Der Chefredakteur führt ein Gespräch mit den drei Redakteurinnen. Um das offensichtliche Machtgefälle auszugleichen, wird @dunjahayali als externe Moderatorin dazu geholt. Es geht dann aber die meiste Zeit doch um die Fragen und Themen, über die der Chef reden will.

Der Herr Chefredakteur aus der deutsch-italienischen Akademikerfamilie meint, die Migrantegeneration nach ihm hätte es leichter gehabt.

Das ist aber keine Generationenfrage und offen gesagt glaube ich nicht, dass meine Mitschüler aus der Hauptschule und ich es leichter hatten.

Ich glaube nicht, dass sich Herr di Lorenzo vorstellen kann, wie es jenen Menschen geht, die in Armut aufwachsen, vom Schulsystem ausgesiebt werden, in Lagern sitzen oder denen die Abschiebung ins Nichts droht. Aber um die geht es ja auch nicht. Es geht mal wieder um AfD-Wähler.

Das ist di Lorenzos Hauptargument, warum man erweiterte Toleranz nach Rechts zeigen sollte. Und ich frage mich da immer: Okay, wie viel Rassismus, wie viel Menschenverachtung - also wie viel AfD-Dreck - ist dem Herrn noch genehm, um Rechtsradikale nicht als Wähler abzuschreiben?

Der Klassiker Redeverbot: Man wird ja wohl noch sagen dürfen… Als würden nicht die ganze Zeit Leute in Deutschland sagen, welche Probleme es in er Migrationspolitik gebe. Als wäre das nicht seit ewigen verdammten Jahren, eine der bestimmenden Debatten in diesem Land.

Noch ein Klassiker: Man solle die AfD nicht aus Talkshows ausschließen, weil das nicht helfe. Doch, verdammt! Es schadet der AfD, wenn sie, ihre Themen und Personen weniger vorkommen. Und ich will mit meinen GEZ-Beiträgen nicht die Verbreitung rechtsextremer Hetze finanzieren.

Man merke: Eine erweiterte Toleranz gegenüber Wählerinnen der rechtsradikalen AfD fordern, findet Herr di Lorenzo gut. Wenn sich dann aber von Rassismus betroffene von der herkunftsdeutschen Mehrheitsgesellschaft abwenden, dann ist das natürlich böse und helfe der Debatte nicht.

Natürlich führen wir keine Debatten über AfD-Wähler*innen, ohne dabei auch mal das die Linken zu erwähnen, die ja auch irgendwie böse sind und auch irgendwie den Diskurs vergiften...

Und natürlich geht es in dem Gespräch an keiner Stelle um jene Menschen mit Migrationsgeschichte, die gerade unter mieseten Bedingungen, und für wenig Geld, Pakete ausliefern, das Gesundheitssystem am Laufen halten oder den deutschen Spargel aus dem Boden holen.

Um die geht es sowieso fast nie. Nein, das eigentliche Problem ist laut dem Herrn Chefredakteur, dass wir zu zu wenig Toleranz gegenüber Rechts zeigen.

Und jetzt stellt euch mal die Frage: Wie zeigt man eigentlich mehr Toleranz gegenüber der AfD?

Für mich ist das eine sehr klare Aufforderung zu schweigen, wenn die ihren menschenverachtenden Müll verbreiten. Und das darf keine Option sein.