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Mir wurde gerade dieses Buch in die TL gespielt. Ich habe kurz etwas recherchiert und dann löste sich ein ganzer Erinnerungssturm.
In dem Buch geht es um eine Frau, die in den 90ern in Neapel lebte und dort einen Geologiestudenten namens Pietro kennenlernte.
Ich studierte Ende der 90er Jahre in Neapel und lernte in Rom - als ich eine Freundin besuchte - einen Geologen namens Pietro kennen.
Meine Freundin lebte in einer WG mit Guido, der Geologiedozent war. Guido war in der Lage, aus dem Manifest der Kommunistischen Partei zu zitierten und eine Haushaltshilfe schwarz zu beschäftigen.
Ich war zu Anne und Guido nach Rom gefahren, weil sie eine große Kostümparty geplant hatten. Zusammen mit meiner Mitbewohnerin hatten wir uns als Russinnen zu Sowjetzeit verkleidet. Die Problematik solcher Kostüme war uns damals nicht bewusst.
Im Rahmen der Vorbereitungen kamen Freunde von Guido vorbei. Einer davon - Pietro - war ziemlich wortkarg, stellte sich an den Herd und bereitete ein köstliches Abendessen vor.
Pietro hatte eine Glatze, einen schönen runden Kopf, war so groß wie ich - mit 1,73m und hohen Schuhen war ich meist größer als die Männer um mich, was ich sehr mochte - und hatte einen dieser Körper, der die perfekte Mischung aus drahtig und fleischig ist.
Zu diesem Zeitpunkt war ich 23, Pietro zehn Jahre älter. Er schien mich nicht zu beachten. Ich schwelgte in seinem Essen.
Wir verkleideten uns und die Gäste - Geolog*innen, Geologiestudent*innen und Erasmusstudentinnen der Geisteswissenschaften wie Anne, meine Mitbewohnerin und ich - trudelten ein.
Die Feier war toll, Pietro, sein Kopf und sein Essen vergessen und ich tanzte unter meiner Fellmütze schwitzend mit der Bierflasche in der Hand.
Irgendwann tanzte er neben mir und ich tat das was ich sonst auch tat: ich begann ein Gespräch. Das lief recht einsilbig und schien ihn nicht zu interessieren. Er küsste mich und ich verstand nun das Konzept „mixed signals“.
Ich finde ja, dass man mit vielen Männern besser knutschen als sprechen kann aber damals hatte ich noch die romantische Vorstellung, dass doch beides wichtig wäre.
Wir küssten uns und langsam war mir dieser verklärte Teil, der einen Mann auch verbal kennenlernen wollte ziemlich egal. Recht zügig landeten wir im Treppenhaus und gingen hoch zum Dach.
Das Haus in dem Anne wohnte, lag in Testaccio einem Arbeiterviertel, das aber schon etwas gentrifiziert worden war. Das Haus hatte einen Innenhof mit Bibliothek und Palmengarten. Die Dächer waren begehbar. Die meisten Leute hängten dort ihre Wäsche auf, wir frühstückten oft
Auf dem Dach und blickten über Rom. Pietro und ich wollten auf das Dach, aber unser Vorhaben scheitere daran, dass wir keinen Schlüssel hatten. So blieben wir vor der Tür liegen.
Es mangelte an Kondomen und meiner Souveränität und so spielten wir einfach so auf den kalten Fliesen rum. Zu meiner Zufriedenheit fühlte sich Pietros Körper genauso gut an, wie er aussah und zudem roch er auch noch hervorragend.
Pietro schien auch ganz angetan und ich gab mich der Illusion hin, womöglich in Rom ein kleine und feine Geschichte laufen zu haben. Übermütig gab ich ihm nur meine Nummer und meinte, er könne sich ja melden.
Mir war schon klar, dass wir offenbar nur auf einer körperlichen Ebene gut kommunizieren können aber das änderte nichts daran, dass ich davon mehr haben wollte.
Zurück in Neapel schaute ich ständig auf mein kanariengelbes Telefonino von Alcatel aber Pietro rief weder an noch schickte er mir einen SMS.
Über Anne erfuhr ich von Guido, dass Pietro wohl schon lange um eine alte Beziehung trauert und ich ihn sozusagen das erste mal „deblockiert“ hätte.
Das brachte mich nun auch nicht weiter und als Hilfsmittel war ich mir zu schade.
Ich musste ein paar Tweets löschen, wegen falscher Wagenreihung.
Kurze Zeit nach der Party fuhr ich mit meiner Freundin Anja nach Rom. Sie hatte mich in Neapel besucht aber ihr Rückflug ging von Rom. Wir nutzen die Gelegenheit, um Anne zu besuchen und auf dem Dach zu frühstücken und auch um Rom anzuschauen.
Abends gingen wir zusammen mit Guido und seinen Freunden aus. Pietro kam auch. Er stand an der Bar, schaute mich an und ich fragte ihn, warum er sich nicht mehr gemeldet hätte.
Er zuckte die Schultern und fragte, ob ich mit zu ihm käme. Er besorgte mir einen Helm fürs Motorino, ich fragte Anja, ob es ok wäre, wenn sie allein bei Anne schläft. Und wir fuhren los.
Motorino fahren in Italien ist die perfekte Form der Fortbewegung, schnell aber nicht zu schnell. Wenn der Wind dann noch warm ist und die Sommernachtsgerüche dazukommen ist es perfekt.
Und so saß ich hinten auf dem Motorino, hielt mich an Pietro fest und dachte: besser wird’s nicht.
Pietro wohnte mit seiner Mutter zusammen. Die war allerdings nicht da. (Das Beziehungs-Red-Fag-Bingo ist schon recht gut angekreuzt.) Ich machte mich darüber lustig er verstand es zum einen nicht und hatte wohl auch keine Lust mir zu erklären,
warum ein 33 jähriger Mann mit Job noch bei und mit seiner Mutter wohnt.
Wir legten uns ins Wohnzimmer auf eine Art Futon. Dieses Mal hatte er auch Kondome zur Hand. Ich glaube, es war der erste Sex in meinem Leben, den ich großartig fand.
Es gab bei mir einige Themen, für die ich lange brauchte, um sie für mich auszuklamüsern: Vorlieben rausfinden, zulassen und einfordern und das alles ohne Internet aber geprägt von Patriarchat und Bravo (Girl).
So hatte ich bis dahin liebevollen und lauwarmen Sex mit angenehmen Jungs und Männern und irgendwann hatte ich ganz damit aufgehört.
Tatsächlich war der Sex mit Pietro gar nicht so anders. Anders war, dass ich ihn und vor allem seinen Körper irrsinnig begehrte. Es half sicher auch, dass das Setting eher surreal war und dass er deutlich mehr Erfahrung hatte als ich (kein Kunststück).
Die Nacht war eine dieser perfekten und im besten Sinne zehrenden Nächte, in denen man am Morgen nicht mehr sagen kann, was Traum, was Halbschlaf und was Wachzustände waren. Irgendwann hatte Pietro die Balkontür auf- und eine CD von Vivaldi angemacht.
Wir sprachen nach wie vor nur wenig miteinander. Ich fand das sehr schön und genoss den Wind der von draußen kam, die Musik und seinen Körper neben mir. Es war ein perfekter Moment, an dem sich das Leben in absoluter Balance befindet und der Geist sich zufrieden entspannt.
Am Morgen brachte er mich zurück zu Annes Wohnung. Hormonell schwer gedopt brachte ich Anja zum Flughafen und fuhr zurück nach Neapel.
Ich hörte wieder nichts von Pietro.
Einige Wochen später war ich wieder in Rom. Zwischendurch hatte Guido unsere kleine Gruppe deutscher Austauschstudentinnen auf eine Exkursion zum Stromboli mitgenommen.
Zusammen mit 30 italienischen Vulkanologiestudent*innen verbrachten wir einige Tage auf Stromboli. Anne lernte dort ihre große Liebe und jetzigen Ehemann kennen. Pietro hatte auch überlegt, mitzukommen, musste dann aber absagen.
Seine Arbeit als Sucher von Erdöl- und Erdgasvorkommen hatte ihn aufgehalten.
Ich besuchte nach dieser Reise also die sehr verliebte Anne. Sie teilte mir mit, dass Pietro vor seinem Umzug eine große Party machen würde und fragte ob ich mit hingehen wollte.
Wir gingen zu dritt zur Party. Anne und ihr Freund konnten nicht voneinander lassen. Ich verstand sie so gut. Auf der Party begrüßte mich Pietro kurz angebunden. Ich versuchte später ein kurzes Gespräch mit ihm und er fragte mich, warum ich eigentlich überhaupt da sei.
Um Contenance ringend versuchte ich mich wahlweise zu verstecken, mich mit anderen Partygästen, die ich teilweise aus Stromboli kannte zu unterhalten und war froh, als Anne und ich Freund endlich ins Bett wollten.
Wir verabschiedeten uns und gingen. Als wir im Erdgeschoss aus dem Aufzug stiegen kam Pietro die Treppe runter. Die anderen gingen zum Auto, ich blieb stehen.
Er drückte mich gegen die Wand, küsste mich und ich beschloss später herauszufinden, warum mir das so gut gefiel.
Er versprach sich zu melden, damit wir uns an dem Wochenende noch einmal sehen können. Im Auto stellte ich fest, dass mein Rock durch die mit Sand verputzte Wand gerissen war. Ich behielt den Rock noch Jahre, trug ihn aber nicht mehr.
Am nächsten Tag rief er tatsächlich an. Anne, ihr Freund und ich lagen in einem Park. Er holte mich wieder mit seinem Motorino ab.
Wir fuhren in seine mittlerweile fast vollständig leere Wohnung und legten uns wieder auf das Futon im Wohnzimmer.
Wieder sprachen wir kaum und er erkälte auch nicht sein erratisches Verhalten und ich fragte auch nicht nach.
Ich denke, mir war klar, dass es unser letztes Treffen sein würde. Ich hätte gern weitergemacht, mehr ausprobiert aber manche Beziehungen setzen ihr eigenes Ende.
Ich habe nichts mehr von ihm gehört, obwohl ich noch einige Zeit sporadisch Kontakt mit seinem Freund Guido hatte.
Im gleichen Sommer sollte ich in im Petersdom meine erste große Liebe treffen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Oh nein, nochmal nachgedacht: Eddi traf ich zwei Jahre zuvor im Petersdom aber diese Liebe simmerte danach einige Jahre bis sie ausbrach.
Auf Anne ist Verlass, sie hatte damals Fotos gemacht:
Mein Fetisch: kochende Männer
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