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Das Schöne am Älterwerden ist, dass ich meiner Wut mehr Raum gebe.
Ich war immer angepasst und dachte lange, dass sich Dinge ändern, wenn man den Leuten freundlich erklärt, wie gut die Veränderung auch für ihr Leben wäre.
Oder an Vernunft, Mitgefühl, Empathie und Anstand appelliert.
Ich war die freundliche Feministin. Immer freundlich, fröhlich und unermüdlich erklärend. Es war mir wichtig niemanden, vor den Kopf zu stoßen, alle mit ins Boot zu nehmen.
Und es war mir so wichtig, nicht feministisch zu wirken. „Hey schaut, ich rasiere die Beine und habe voll die Fuckability.“
Long story short: diese Strategie ist so wirksam, wie Wasser mit einem Eimer aus der sinkenden Titanic zu schaufeln.
Denn ich verbrenne einerseits meine Energie und andererseits fühlt sich niemand gezwungen etwas zu ändern. „Jaja, das wird schon. Der Markt regelt das. Es dauert halt. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.“
Und da sage ich mal ganz wütend und unverhohlen: Bullshit.
Ich darf nach wie vor nicht über meinen Körper verfügen. Abtreibung ist gegen geltende Gesetze und nur unter Auflagen darf ich eine ungewollt befruchtete Eizelle entfernen lassen, sonst gilt eine Austragepflicht.
Und wenn ich Kinder habe und meinen Partner verlasse, dann gehöre ich zu einer Armuts-Risikogruppe.
Wenn mein Mann nicht damit klar kommt; dass ich ihn verlasse, kann er mich ja umbringen und das ist dann nichtmal Mord.
Ich gehöre offenbar dem Mann, sonst würde das Konzept des Raubs ja nicht logisch sein.
berliner-zeitung.de/mensch-metropo…
Und wenn ich darauf hinweise, dass es nicht mit Humor zu tun hat, Femizid witzig zu finden, dann tun sich einige Kerle lieber mit Nazis zusammen als auch nur einmal Frauen zuzuhören, und ihnen womöglich recht zu geben oder sich gar zu entschuldigen.
Aber ich habe nicht vor, leiser zu werden, nochmal freundlich auf die positiven Seiten des Feminismus hinzuweisen. Im Gegenteil, ich werde die unerträgliche Feministin sein, die euch den Schlaf raubt.
Ich werde eure Witze scheisse finden, euch ausbuen, mich über euch lustig machen. Ich lass mir nicht erklären, dass ich Schuld an der Verrohung des Diskurses bin.
Ihr habt seit Jahrhunderten den Diskurs verkackt. Ihr habt eine System geschaffen, von dem ihr profitiert, in dem ihr nie Verantwortung für euer Handeln übernehmen musstet.
Ich glaube auch nicht daran, dass ich das Ende des Patriarchats noch erleben werde, aber ich bin die Erbse unter Euren Chauvi-Matratzen, die Euch zermürbt.
Und ich glaube, das ist viel effizienter als meine früherer Wellnessfeminsmus. Ich sehe wie sehr Ihr genervt seid, wie Ihr weit ausholt um zuzuschlagen. Es ist genau der Nerv, den ich treffen will.
Und vielleicht gibt es dann irgendwann mal einen der anfängt, sein Privileg zu sehen und die Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen.
Bis dahin
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