Thread by @AndreasKemper

Neoliberal oder erbkonservativ? Ich habe schon häufiger Hayekanismus als Neoliberalismus bezeichnet. Das ist falsch. Zumindest eine bestimmte Spielart des Hayekanismus ist nicht marktradikal, sondern erbkonservativ.

Der Begriff "Neobliberalismus" stammt von Alexander Rüstow, einem ehemaligen Sozialisten, der aufgrund der Stalinismus dem Markt eine höhere Priorität einräumte als Verstaatlichungen von Produktionsmitteln.

Ich bin selber Sozialist, also kein Verfechter des Marktes. Die Marktideologie setzt den "Homo oeconomicus", das markt-rational denkende Subjekt voraus. Ein Marktradikalismus müsste also ein Marktsubjekt gewährleisten:

Marktsubjekte müssten natürlich eine Existenzsicherung haben, die ihre Martkteilnahme gewährleisten, ihnen müsste auch die Angst genommen werden, diese Teilnahmeposition zu verlieren, da dies ihre Markt-Rationalität nehmen würde.

Die Markt-Logik würde also ein bedingungsloses Grundeinkommen, eine marktunabhängige Sicherheit als Grundlage voraussetzen.
Zudem müssten andere Marktverzerrungen eliminiert werden: Trustbildungen, generationenübergreifende Vermögensanhäufungen, Korruption usw.

Genau um solche Positionen stritten sich vor siebzig Jahren Alexander Rüstow, auf den der Begriff Neoliberalismus zurückging, mit August von Hayek.

Marktradikalität würde eine hundertprozentige Abschaffung von Erbschaften voraussetzen. Geld müsste - marktradikal gedacht - individuelle Leistung repräsentieren, sonst nichts.

Dem Hayekanismus geht es allerdings nicht um "individuelle Leistung". Es handelt sich um eine neofeudale Ideologie, was sich schon an den Namen der in Österreich geborenen Ludwig Mises und August Hayek zeigt.

Obwohl das Adelsaufhebungsgesetz 1919 in Österreich das "von" abschaffte, benutzten Mises und Hayek, sowie ihre Anhänger das "von" bis zu ihrem Lebensende (1970er/90er Jahre) bzw. bis heute weiter, statt freudig-bürgerlich das feudale "von" auf dem Adelsmisthaufen zu entsorgen.

Dieser Hayekanismus ist nicht neoliberal, sondern erbkonservativ. Es geht um die Sicherung und Vermehrung des ererbten Vermögens. Entsprechend sind die Anzeigen in Hochglanzmagazinen wie Tichys Einblick oder eigentümlich frei geprägt von Vermögensverwaltung und Goldhandel.

Dieser Erbkonservatismus bzw. die Erbradikalität ist nicht nur fixiert auf monetäre Vermögenserhaltung, sondern zugleich familistisch orientiert und setzt in der Bildungspolitik auf Privilegierung des Nachwuchses.

Entsprechend geht der Erbkonservatismus auch mit einer rassenhygienischen Ideologie der klassenbezogenen Vererbung von Intelligenz einher. Er verbindet sich dergestaltet auch leicht mit völkischen Ideologien des "nationalen Erbes" und der rassenbezogenen Vererbung von Intelligenz

Menschen ohne Erbe werden in ihrer Bildungs- und Bewegungsfreiheit eingeschränkt.
Dies alles hat mit Liberalismus und Freiheit nichts zu tun. Der Hayekanismus ist antiliberal und marktwirtschaftsfeindlich.

Der Hayekanismus wäre bereits lange eine tote Misthaufen-Ideologie, gäbe es nicht reiche Erben wie August VON Finck, der die Ideologien Ludwig VON Mises und August VON Hayek mit Hilfe seines Milliarden-Erbe protegiert.