Ich bin Lehrer und eigentlich ist morgen Brückentag, aber ich muss in die Schule. Ich fühle mich verarscht und im Stich gelassen. Ein kleiner Einblick in meine Gefühlswelt: (1) #twitterlehrerzimmer #corona #Eisenmann
Ich sitze hier und muss morgen, an einem Tag an dem ich eigentlich frei habe, in die Schule um Abituraufsicht machen zu müssen. Ich habe keine Kinder, keine Existenzängste, mir geht es gut und ich habe eigentlich wenig über das ich mich beklagen kann und dennoch geht es mir (2)
gerade nicht gut, denn seit Wochen Unterrichte ich ganz normal nach meinem Stundenplan. Jede einzelne Stunde habe ich gehalten und meine Schüler haben nicht weniger Stoff geschafft, als im Präsenzunterricht auch. Das liegt sicher daran, dass ich davor bereits online (3)
unterrichtet habe. Natürlich nicht komplett, aber ich habe die Vorteile von digitalen Möglichkeiten genutzt. Trotzdem musste auch ich mir Gedanken machen, wie man die Präsenzzeit, die interaktion mit den Schülern bestmöglich ersetzen kann. Es musste also eine Videokonferenz- (4)
Tool her. Natürlich muss jeder sich selbst darum kümmern, weil vom KM gibt es ja keine funktionierende Lösung. Dann noch den Datenschutz um den sich jeder kümmern muss. Naja haben wir geschafft, allerdings bedeutete es viel zusätzliche Arbeit, aber ich Unterrichte "normal". (5)
Da ich alles, was im Klassenzimmer so nebenbei geht, jetzt extra Kontrollieren bzw. Korrigieren muss, um meinen Schülern Rückmeldung zu geben, brauche ich für meinen eigenen Unterricht mehr Zeit als normal. Dazu kommt, dass viele im Kollegium nicht wissen wie sie online (6)
unterrichten können. Da ist man als "Experte" natürlich in der Pflicht und versucht so gut zu helfen, wie es geht, aber Deputat bekomme ich dafür nicht. Muss auch nicht unbedingt sein, ist ja meine Entscheidung. Generell gilt als Lehrer: Den Job gut zu machen, lohnt sich nicht(7)
Es gibt genug Kollegen, die die letzten Wochen lieber in der Sonne lagen, anstatt zu unterrichten, manche haben eventuell mal ein Aufgabenblatt per Mail geschickt. Jeder weiß es gibt diese Kollegen, aber ich habe das Gefühl es geht nur um diese Kollegen. Ich, wie viele andere (8)
Lehrer haben in den letzten Wochen alles getan, was wir konnten um zu Unterrichten, aber die Signale vom KM sind ein Schlag ins Gesicht. Zu erst verschiebt man die Prüfungen, weil die Schüler sich ja nicht hätten richtig vorbereiten können. Meine Abiturienten hätten noch genau(9)
2 Wochen Unterricht gehabt. Mit dem Stoff waren wir lange durch. Und Unterrichtet habe ich sie auch. Verschieben der Prüfung schreit allerdings: "Nein, hast du nicht." (Meine Abiturienten waren auch nicht glücklich dass das Abitur auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.) (10)
Dann wurde darüber gesprochen die Ferien zu kürzen, weil ja jetzt 3 Wochen schulfrei war. Hallo, wo war schulfrei? Ich hatte nicht frei. Nächste Idee: an Samstagen zu unterrichten und das Abitur(und andere Prüfungen)finden an einem Brückentag statt. All das sagt mir deutlich:(11)
"Du Idiot!Warum machst du überhaupt was. Schau doch mal bei den Kollegen, die liegen in der Sonne, die Bezahlung ist die gleiche. Die Gesellschaft denkt sowieso ich habe frei und das KM sagt ja auch,dass gerade kein richtiger Unterricht stattfindet und man nichts lernen kann(12)"
Dazu kommen noch Regelungen wie man darf keine Klausuren etc schreiben, Schüler dürfen nicht sitzenbleiben und noch mehr. Uns werden alle Handlungsmöglichkeiten entzogen uns wird nicht zugetraut selbstständig schülerfreundlich zu bewerten und gleichzeitig Schüler, die (13)
"abgetaucht" sind und Urlaub machen entsprechend zu bewerten. Es geht nicht mal darum, aber die Schüler, die jetzt was tun fühlen sich, wie ich gegenüber meinen nichtstuenden Kollegen. Man selbst tut, aber es gibt keine Konsequenzen (weder positiv noch negativ). Ich bitte das(14)
KM endlich, ignoriert die Lehrer die nichts tun und wertschätzt die, die motiviert sind und etwas tun. Sorgt dafür, dass die Gesellschaft nicht von schulfrei spricht, sondern davon, dass Homeschooling mehr arbeit ist. Sendet Signale die sagen: "Ja es ist möglich guten (15)
Unterricht zu machen, es ist möglich etwas zu lernen. Die Zeit ist keine verlorene Zeit, die man (in den Ferien) nachholen muss. ODER macht das Gegenteil, aber dann macht die Schule auch zu. Ohne homeschooling und dann lege ich mich auch in die Sonne, dann komme ich auch in (16)
in den Sommerferien in die Schule. Kein Problem. Aber beides geht nicht. Und deswegen sitze jetzt hier, muss morgen in die Schule und Aufsicht machen, was jeder könnte. Muss ja nicht unbedingt ein Lehrer sein anstatt mich morgen zu erholen um weiterhin guten Unterricht von zu(17)
anbieten zu können. Es geht nur um einen Tag, aber dieses verlängerte Wochenende hätte mir gut getan. Ich hätte nicht das ganze Wochenende nichts gemacht, so wie seit vielen Wochenende bereits nicht, aber ich hätte vielleicht morgen auch ein paar Stunden Sonne genießen können(18)
So verbringe ich meine Zeit halt in einem Klassenzimmer und sitze stundenlang rum. Länger als normal, weil viele Kollegen, die in einer Risikogruppe sind, keine Aufsicht machen können und dann gehe ich nach Hause und korrigiere ich die Unterrichtsaufgaben, die ich heute am(19)
Feiertag nicht geschafft habe. Nur um mich von Freunden und Bekannten fragen zu lassen, wie ich die schulfreie Zeit genieße und ob mir nicht langsam langweilig wird. Nicht mehr lange und ich fange an das Bild eines faulen Lehrers, der morgens recht und mittags frei hat als (20)
als erstrebenswert zu halten, denn es wird einem so anerzogen. Alle erwarten es sowieso von dir, also warum nicht die Erwartungen erfüllen, selbst dein Dienstherr erwartet ja nichts anderes.
