1. @c_drosten untersucht in einer Studie die Ansteckungsgefahr von Kindern. Wohlgemerkt handelt es sich bei Covid-19 um eine neuartige Viruserkrankung.
2. Aus anderen Fachrichtungen melden sich Wissenschaftler mit Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen zu Wort. (u.a. @domliebl, @christoph_rothe) Soweit nichts erstaunliches.
3. Die @BILD ruft offenbar nach Aussage von Drosten bei seinem Team an und legt dem englischsprachigen Mathematiker Worte in den Mund, die einen Dissens im Team beweisen sollen.
4. Daraus wird zusammen mit den Twitter-Anmerkungen/Korrekturen (bzw. Ausschnitte aus Aufsätzen) der Wissenschaftlern ein Artikel unter dem Titel „Drosten Studie grob falsch“ vorbereitet.
5. @fpiatov schreibt eine Mail an Drosten und wirft ihm die zusammenhangslosen Zitate der Wissenschaftler vor mit der Aufforderung zur Stellungnahme innerhalb gerade mal einer Stunde.
6. Drosten veröffentlicht die Mail noch vor Veröffentlichung des Artikels. Allerdings lässt er die Signatur mit persönlicher Nummer stehen. Das halte ich für falsch. Drosten anscheinend auch, da er den Screenshot später löscht und durch einen neuen ohne Signatur ersetzt.
7. Der Artikel geht unter dem Titel: „Drosten Studie grob falsch“ online. Aus den wissenschaftlichen Anmerkungen, die die BILD offensichtlich von Twitter und Aufsätzen zusammengetragen hat, schlussfolgert sie (und offenbar nur sie!), dass die Studie grob falsch sein muss.
8. Mehrere zitierte Wissenschaftler melden sich und geben zur Kenntnis, dass a) sie nie Kontakt mit der BILD über den Artikel hatten und b) sie keinesfalls für diese Agenda herhalten wollen. Joerg Stroye richtet extra für die Distanzierung von BILD einen Twitter-Account ein. (!)
9. Es folgen eine Reihe von Tweets und Retweets von @jreichelt als Gegenangriff. Doch es bringt nichts. Es bleibt einsam um das Hause Springer. Zumindest hier auf Twitter.
Die Sache ist auf mehreren Ebenen bedenklich:
I Die BILD wildert in der wissenschaftlichen Welt herum und entnimmt die Aussagen, die für ihren Artikel passen. Eine Wiederspiegelung oder Einordnung der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung erfolgt nicht.
I Die BILD wildert in der wissenschaftlichen Welt herum und entnimmt die Aussagen, die für ihren Artikel passen. Eine Wiederspiegelung oder Einordnung der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung erfolgt nicht.
II Zitierte Wissenschaftler werden vor Veröffentlichung offenbar gar nicht befragt. Ihre Erwähnungen erfahren sie offensichtlich nur noch aus Social Media.
III Über den mutmaßlichen Anruf muss man denke ich nichts sagen. Das hat nichts mehr mit journalistischer Arbeit zu tun.
III Über den mutmaßlichen Anruf muss man denke ich nichts sagen. Das hat nichts mehr mit journalistischer Arbeit zu tun.
IV Auch die für die Anzahl und Komplexität der Fragen gestellte Frist zur Stellungnahme von einer Stunde ist wohl ein Witz.
V Generell prangert der fragwürdige Artikel mit der reißerischen Überschrift stundenlang auf der Startseite von BILD.
V Generell prangert der fragwürdige Artikel mit der reißerischen Überschrift stundenlang auf der Startseite von BILD.
Abschließend hat die BILD sich hier auf Twitter wohl deutlich blamiert. Allerdings sind wir hier auch ein stückweit isoliert. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung wird nur den Artikel gelesen haben. Das ist das eigentlich tragische an der ganzen Geschichte.
