Auf den #BlackLivesMatterGermany Demonstrationen in Berlin haben die vielen klugen Schwarzen Redner*innen sich mehrfach explizit an weiße Menschen gewandt. Was ich von ihnen gelernt habe und gerne (vor allem an andere weiße Menschen) weitertransportieren würde. Thread.
Bevor es losgeht, 4 Dinge:
#1 Am Ende dieses Threads verlinke ich Twitter-Handles von Schwarzen Aktivist*innen, denen ihr alle folgen solltet und von denen es viel zu lernen gibt. Bitte aber: Nicht mit Fragen bombardieren, sondern selbst recherchieren (dazu später mehr).
#2 Ebenfalls werden Organisationen verlinkt, die man unterstützen sollte, wenn möglich finanziell.
#3 Das hier ist ein Ausschnitt eines seit Jahren stattfindenden Lernprozesses. Es ist möglich, dass Teile davon oder sogar alles falsch sind.
#4 Ich will mir natürlich nicht anmaßen, für irgendeine (oder anstatt irgendeiner) Schwarze(n) Person zu sprechen. Das ist der Versuch, die Stimmen derjenigen weiterzutragen, die sich am Wochenende auf eine Bühne gestellt und konkrete Punkte an weiße Menschen formuliert haben.
So kann man versuchen, Teil der Lösung und nicht Teil des Problems zu sein:
1 - Ressourcen teilen / zur Verfügung stellen:
Geld spenden (Organisationen am Ende verlinkt), Plattformen / Zeitfenster eigener Aufmerksamkeit teilen / abgeben (Panels, Meinungsbeiträge, Retweets)
2 - Gesicht zeigen:
Auf von Schwarzen Menschen organisierte Demos gehen + an Aktionen teilnehmen:
Es gibt u.a. regelmäßig #BLM- und andere antirassistische Demos, Versammlungen zur Umbenennung rassistischer Straßennamen, Petitionen gegen die Nutzung des n-Wortes uvm.
3 - Gegen Rassismus laut werden:
Ob der AfD-wählende-Onkel in der Familie, die unangebrachte WhatsApp-Nachricht im WG-Chat oder die rassistische Beleidigung in der U-Bahn. Nicht darüber hinwegsehen, nicht einfach nichts tun.
(Das ist nicht immer einfach. Man wird dafür selten Applaus oder Zuneigung ernten und das wird auch nicht jedes Mal klappen. Aber das sind die Situationen, in denen es darauf ankommt, dass jede*r von uns das in ihrem Umfeld tut, was sonst niemand tun kann)
4 - Bei uns selbst anfangen. Eine Rednerin am Brandenburger Tor hat vier sehr prägnante Punkte genannt:
1 Listen. Von Rassismus betroffenen Menschen zuhören.
2 Acknowledge. Ihnen ihre Erfahrungen und Lebensrealitäten zugestehen und sie nicht in Frage stellen.
3 Reflect. Eigene Denk- und Handlungsmuster hinterfragen.
4 Change. Diese Muster ändern.
(Punkt 4 ist ein lebenslanger Prozess. Wir sind in einer rassistischen Gesellschaft aufgewachsen und haben rassistische Denk- und Handlungsmuster verinnerlicht. Sich das einzugestehen tut weh und ist oft sehr unangenehm. Aber hier muss der Hebel angesetzt werden:
Rassismus ist keine Krankheit oder ein von irgendjemandem über uns gebrachtes Übel. Wir alle denken und handeln rassistisch.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Einsicht insbesondere liberalen Männern sehr schwer fällt).
5 - Nicht ständig BPOC fragen / Bestätigung suchen.
Es gibt Websites, Fachbücher und viel kostenlose antirassistische Bildungsarbeit hier auf Twitter, derer man sich bedienen kann.
Schwarzen Menschen unentwegt Fragen zu stellen ist faul und unfair. Warum?
Das bringt sie in folgende Situation:
Entweder sie lehnen das Gespräch ab (Stichwort "emotional load") und riskieren damit womöglich Unverständnis und sogar Ablehnung beim Gegenüber.
Oder sie führen dieses eine gleiche Gespräch zum tausendsten Mal.
Ein Gespräch, das Traumata & Schmerz hervorrufen kann und in 99% der Fälle gleich ausgeht: "Wieso, ist doch nur Interesse, wenn ich frage, wo du eigentlich herkommst / ich bin natürlich kein Rassist / derundder hat kein Problem wenn ich X oder Y sage".
Solche Fragen drücken eher Faulheit und Ignoranz als Interesse und Offenheit aus. Take it from someone who has done this way too often: Don't.
Am Ende ist die Antwort in 99% der Fälle: Hinterfrag dich selbst.
Zum Punkt Bestätigung: Natürlich ist es ein Schritt in die richtige Richtung, sich mit (internalisiertem) Rassismus zu beschäftigen, aber man kann nicht von einer Person, die Opfer von Rassismus ist, Applaus dafür erwarten, dass man an etwas so Selbstverständlichem arbeitet.
"Hallo ich arbeite daran, dass ich und mein Umfeld dich als gleichberechtigten Menschen sehen und behandeln und das auch verinnerlichen."
So formuliert - und nichts anderes sind rassistische Denkweisen ja - würde wahrscheinlich niemand ein Lob für diesen Satz erwarten, oder?
Im Gegenteil, die erste natürliche Reaktion wäre erst einmal ein "Fuck You, goodbye".
Das nicht als erste Reaktion auf unbeholfene Gehversuche auf diesem Terrain zu bekommen, ist schon ein großes Privileg.
Kritik, Korrekturen, Fragen sehr willkommen.
Hier noch eine unvollständige Liste kluger Menschen, von denen ich hier jeden Tag viel lerne und denen ihr unbedingt folgen solltet:
Die Wortmeldungen von Kevin Kühnert und Cem Özdemir sind weder originell noch mutig - vor allem aber sind sie zweierlei: opportunistisch und strategisch unklug. Warum? 👇
1. Behaupten beide, sie würden sich trotz eines angenommenen Nutzens der Gegenseite bzw. nicht aus taktischen Gründen nun zu Wort melden.
Das ist interessant, weil komischerweise gerade die letzte Landtagswahl vorbei ist und die nächste noch in weiter Ferne liegt.
Der Terror von Solingen war am 23.08. Queerfeindliche Gewalt und Stimmung gibt es das ganze Jahr.
Warum erst jetzt?
Wollen sie womöglich sich/ihre jeweiligen Parteien in diesem von Springer, Union und weiter rechts getriebenen Race to the Bottom aus der Schusslinie nehmen?
Diese peinliche Posse um Charlotte Merz offenbart übrigens vor allem die große Achillesferse der Merz-CDU: Medienkompetenz und Selbstironie - vom Chef bis zum kleinsten Parteisoldaten.
Natürlich ist es eine Petitesse gewesen, Lutz van der Horst zurechtzuweisen. Nicht sonderlich elegant, nicht sonderlich souverän, aber nun auch kein Anschlag auf die Pressefreiheit. Eher ein Ausdruck von mangelndem Medientraining. Aber von vorn:
Merz selbst und vor allem sein Team reagieren seit jeher extrem dünnhäutig auf schlechte Presse. Unvergessen die Exzesse seines Pressesprechers @realArminPeter, der jeden bösen Journalisten, der es wagte, den Chef zu kritisieren, auf Twitter anpöbelte.
Jetzt haben die konservativen Kasper das Spiel durchgespielt:
1️⃣ Einen Popanz aufbauen, der sonst niemanden groß interessiert
2️⃣ Eine Gefahr für unsere Gesellschaft konstruieren & einen identitätspolitischen Kulturkampf um unsere Freiheit daraus machen
3️⃣ Ihn dann verbieten 🤡
Orwellsch schon fast, dass sie ihre Libertas Bavariae dabei vor sich hertragen, die natürlich nie gefährdet war, weil es schlicht und ergreifend eine Lüge war, dass irgendjemand zum Gendern gezwungen wurde.
Diese Libertas Bavariae ist übrigens auch kein Toleranzbegriff, sondern Besitzstandwahrung, s.
Das passt also ziemlich gut. Mit Freiheit meinen sie immer nur die Freiheit, genau so zu leben, wie die selbst.br.de/br-fernsehen/s…
Anhand des gestrigen Theaters zur Cannabislegalisierung schauen wir uns mal an, wie die Union sich an politischen Debatten beteiligt und aus welchen Gründen sie das so tut, wie sie es tut.
#1: Die Unionsargumentation ist gesundheitspolitische nicht kohärent. Alkohol wird stetig verharmlost und dessen Konsum öffentlich glorifiziert (s. Bilder), andere Drogen vollkommen überzogen (und ohne Grundlage entsprechender Fakten) dämonisiert. Warum?
„Die Gegendarstellung“ von @Alex_Neubacher im Spiegel Nr. 6 zeigt gut, was passiert, wenn Journalisten ihr Handwerk vor allem darin verstehen, ihre eigene Weltsicht zu bestätigen (was für diese Rubrik im Allgemeinen und Neubacher im Speziellen nichts Ungewöhnliches ist). 1/x
„Da lacht die AfD“ ist die Überschrift und gemeint sind die vermeintlichen Fehler, die die Organisatoren der aktuellen Massenproteste gegen die AfD begehen.
Neue Mitglieder würden der Berliner AfD „die Bude einrennen“, denn, festhalten: In 3 Wochen im Januar waren es 63(!). 2/x
Ja Menschenkinder, das klingt ja erstmal gar nicht so viel für eine hochpolitisierte Stadtgesellschaft und ein neues Jahr, in dem womöglich auch unabhängig von der politischen Lage viele Leute eintreten (und viele alte bereits zum Jahresende 2023 ausgetreten sind). 3/x
Hallo alle, letzten Mittwoch war mein letzter Arbeitstag nach fünf Jahren in der Bundesgeschäftsstelle der Grünen und ich wollte dazu ein paar Sachen sagen.
td;dr: Guter Laden, schlechter Musikgeschmack, beste Leute.
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Also als erstes wollte ich meinen Kolleg*innen (hihihi und außen, hallo Blauhakentwitter) auch einmal öffentlich danke sagen. Wie viel Herzblut, Liebe und harte Arbeit ihr in dieses Projekt steckt, hat mich in dieser ganzen Zeit getragen. Nur Liebe für diesen Laden übrig. 🫶
Dann ein großes Dankeschön an den gesamten Bundesvorstand für die vertraute und enge Zusammenarbeit. Allen voran natürlich @emilybuening, deren Büroleiter ich wirklich außerordentlich gerne war und der ich so viel zu verdanken habe.