Thread by @mirabilia7

Zur Feier der Tatsache, dass Museen wieder offen haben, habe ich mir heute eine Jahreskarte für die @Pinakotheken gekauft.

Da ich schon oft in der Alten Pinakothek war, habe ich mich heute mal nach dort abgebildeten Schwarzen Menschen umgesehen, weil: #BlackLivesMatter ⬇️

Nun ja. Sagen wir es mal so: ein Glück, dass bei den Heiligen Drei Königen traditionell einer, meist der jüngste, Afrikaner (neben einem Asiaten und einem Europäer, als Sinnbild für die drei Erdteile) ist. Und ein Gefolge dabei hat.

In Memlings „Sieben Freuden Mariens“ ist richtig was los. Beim Ritter auf dem braunen Ross bin ich mir nicht ganz sicher. In Brügge im späten 15. Jahrhundert gab es also genug Afrikaner, die Memling Modell stehen konnten. Wie das in Deutschland war? Ich weiß leider zu wenig.

Immerhin, der Heilige Mauritius bekommt von Matthias Grünewald ein Porträt, bei dem er mal im Mittelpunkt steht. Die „Alexanderschlacht“ im gleichen Raum habe ich gründlich angeschaut, aber sowohl Griechen als auch Perser sahen sehr weiß aus.

Die beliebten Genres - Bibelgeschichten (bekanntlich alles weiße Menschen), Mythologie, Porträts reicher Menschen gaben natürlich nicht viel Anlass. Reisende aus Afrika waren vermutlich selten.

Aber es heißt halt auch, dass ein Museum voller Alter Meister eine sehr weiße ...

... Angelegenheit. Während der transatlantische Sklavenhandel ab dem 16./17. Jahrhundert in Fahrt kommt, werden weniger Hlg Drei Könige gemalt.

Allein Rubens lässt sich nicht beirren. Schwarze Menschen sind in manchen seiner Bilder beiläufig dabei, ohne ...

... mythologisiert oder in einem spezifischen Status dargestellt zu sein.

Im Großen Jüngsten Gericht ist einer unter den Seligen - übrigens nicht unter den Verdammten, auch nicht im Höllensturz.

Die Alte Pinakothek ist nur eine, mitteleuropäische, Sammlung. Und ändern kann man die Malerei des 15.-18. Jahrhunderts nicht mehr, sie ist halt so.

Aber was macht es mit uns Museumsbesucher*innen, eine fast ausnahmslos weiße Sammlung von so großem Prestige zu durchwandern?

Und wacht es mit dem Museumspersonal, von dem sehr viele Schwarz sind?

Der “Mohrenkämmerer” (vielleicht mal ein Titelupdate, liebe @Pinakotheken?), der hier in exotischem Gewand von Philippus getauft wird, stammt von Pieter Lastman, und aus der Zeit, als die systematische...

... Abwertung afrikanischer Menschen durch den Sklavenhandel einsetzte. Er darf sich demütig taufen lassen. Das letzte Bild eines Schwarzen Menschen, das ich gefunden habe, ist das “Stillleben mit Mohr und Porzellangefäßen”, das wirklich erschütternd ist.

#MuseumsAreNotNeutral

Der junge Mann ist nur noch Staffage, Teil eines Stilllebens, als wäre er selbst nicht lebendig. Und Prestigeobjekt für seinen Besitzer und den des Gemäldes.

#BlackLivesMatter

Was mache ich jetzt als Besucherin, die dieses Museum liebt, damit, dass nur 31 Schwarze Menschen...

... zu sehen sind? Obwohl es offensichtlich in Europa genug gab, wie in dieser Sammlung hier belegt ist.

Vielleicht, sich wenigstens dieses Weißseins bewusst zu sein? Dass so das eurozentrische Bild des Menschen als grundsätzlich erst mal weiß verfestigt wird?

https://twitter.com/_drsang/status/1270274764507090945

Es war aber sehr schön, wieder da zu sein. Im #Museumsklo gab es Desinfektionsmittel und an der Kasse Gutscheine für das immer lohnende #Museumscafé.