Thread by @DichJasmin

Schon wieder ein Thread.

Aber ich möchte mal was zu den sogenannten "Freierforen" im Internet sagen. Dauert auch nicht lange. Versprochen. 1/14

Wie für nahezu jedes Thema gibt es natürlich auch für unsere Kunden diverse Foren, in denen sie sich austauschen, Bewertungen abgeben, empfehlen, warnen, was eben so dazu gehört. Das ist auch okay so.
2/14

Diese Foren sind normalerweise auf anonymen ausländischen Servern gehostet und die Kommunikation erfolgt per Pseudonym. Auch das ist okay. In manchen Foren geht es eher seriös zu und auch wir Sexworker sind willkommen. 3/14

In anderen ist der Ton rauher und Sexworker unerwünscht.

Beiträge sind oft nach dem Schema, ich habe die und die besucht, die Bilder von ihr sind aktuell/eher schon etwas älter, das wurde gemacht, ich bin zufrieden/unzufrieden... Erfahrungsberichte eben. 4/14

Wir sind im Internet und Männer (gefühlt) unter sich. Also gibt es auch die wilderen Beiträge, wo jeder einzelne ein Superhengst ist, der es der eingeschüchterten Sexworkerin mal so richtig gezeigt hat. Sie will kein anal? Ich wiege 100 Kilo und liege auf ihr, haha! 5/14

Sie besteht auf Gummi? Ja, klar, lol! Hinterher weint die Sexworkerin gerne und die Männer klopfen sich grunzend virtuell auf die Schulter.

Tja, Leute. Weil Cis-Männer sich gegenseitig eher keine DickPics schicken, schreiben sich einige eben sowas. Nicht toll, aber naja. 6/14

Kann sein, dass da auch ein, zwei echte Kriminelle dabei sind, die eine reale Vergewaltigung beschreiben. Aber jede/r von uns weiß doch, wie man den Rest einordnen kann: Paulaner hoch zehn. Kann man lächerlich, ärgerlich oder zum Kotzen finden. Wie man mag. 7/14

Trotzdem bleibt unter dem Strich: So viele gnadenlose Superstecher gibts nicht.

An der Stelle könnte mein Thread zu Ende sein und man sich fragen, warum ich über sowas Offensichtliches schreibe. Aber es geht noch weiter. 8/14

Denn es gibt ja auch noch die sogenannten Abolitionisten, denen jedes Mittel recht ist, Sexwork in ein schlechtes Licht zu rücken und Kunden zu verunglimpfen. Also sind sie ebenfalls in diesen zweifelhaften Foren, suchen und screenshotten und... 9/14

...veröffentlichen die besonders widerlichen Beiträge in den sozialen Medien. Gerne mit Kommentaren, bei denen man sich fragt, wo eigentlich der Unterschied zwischen Aboli und Paulanervergewaltiger ist. Die Verachtung mit lustvollem Unterton ist die gleiche. 10/14

Tenor ist dabei: Das schreiben Freier, das ist echt.
Widersprechen dem Sexworker oder auch Kunden aus praktischer eigener Erfahrung heraus, so lügen diese natürlich, sind gekauft oder gehören zur sog. "Lobby", die nur Zuhälterinteressen vertrete. 11/14

Was ich sagen will: Ja, es ist jedem klar, wie man diese teilweise wirklich scheußlichen Beiträge einzuordnen hat. Ja, es ist klar, dass die Trollaccounts damit nur provozieren und Stimmung machen wollen.

Aber.

12/14

Aber: Sowas ist trotzdem willkommene Munition wenn es darum geht, die allgemeine Stimmung zu beeinflussen. Nicht umsonst haben sich einige Politiker, die sich nicht ständig mit dem Thema Sexwork befassen, u.a. davon schockieren lassen und fordern das Verbot des Sexkaufs. 13/14

Deshalb scrollt nicht nur augenwollend weiter, wenn ein solcher Aboli-Beitrag in einer Diskussion auftaucht, sondern meldet ihn (was in den Screenies phantasiert wird ist justiziabel), verlinkt auf diesen Thread, whatever. Lasst sie nicht die Diskussion weiter vergiften. 14/14

Und wer sich fragt, was Abolitionisten sein sollen:

https://twitter.com/sexworkpol/status/1232612100809379840?s=20

Jede/r will vermutlich Augen. Das da oben soll trotzdem eigentlich "augenrollend" heißen.

🙄

Ich wollte zeigen, wie solche Screenies aus den Foren einzuordnen sind, diese aber natürlich nicht verharmlosen.

@MadlenEmma hat das noch etwas vertieft, danke dafür:

https://twitter.com/threadreaderapp/status/1276409486954106881?s=20