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Aug 4, 2020 16 tweets 3 min read Read on X
Ich nehme diesen Artikel für einen erneuten Thread über #Präsenzlehre und wie das Konzept der #Digitalisierung
da rein passt. zeit.de/2020/32/digita…
Der Artikel ist von Elisabeth Heinemann und @janinefunke und wirft einen sehr optimistischen Blick auf die Erfahrungen mit Corona, denn im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Unis die Digiralisierung der Lehre gewuppt haben.
Der Artikel attestiert der klassischen Hochschullehre bereits vor #COVID19 ein Auslaufmodell gewesen zu sein, wobei sich das im Artikel mE vor allem auf rein oder vornehmlich einseitige Formate bezieht.
Natürlich gibt es da Unterschiede zwischen den Fächern - das wird nur allzu oft gegen dieses Bild ins Feld geführt. Es stimmt: viele Dozierende haben die Vorlesung bereits weiterentwickelt. ABER, es gibt sie nach wie vor: Vorlesungen, die vor allem durch Monolog bestimmt werden.
Es ist ein wenig schade, dass der Artikel aufgrund der Kürze nur an der Oberfläche kratzen kann. Wir brauchen noch mehr Tiefgang. Da stecken viele gute Idee drin, z. B. dass eine Lehre der Zukunft stärker die medialen Potenziale aufgreifen und anwenden muss.
Podcasts in der Lehre zB - hier gibt es sicher best practices. Wir sollte die aufbereiten um die Potenziale, die da in der bösen digitalen Welt schlummern sichtbar zu machen!
Andererseits müssen wir ein kritisches Auge auf die Ressourcen haben. Kritisch in zwei Richtungen: kritisch gegenüber dem Argument, dass es zu viele Ressourcen frisst und kritisch gegenüber dem Argument, dass sich hier Ressourcen einsparen lassen.
Bei jeder massiven Veränderung gibt es Unkenrufe: Dass da Gefahren lauern und alles umgesetzt wird. Dass es nicht klappen kann und nichts passiert. Ich sehe viele Gründe zuversichtlich zu sein, denn die Strukturen, die jetzt brechen, stützten sich großteilig durch Tradition.
Das wache und kritische Auge auf die Ressourcen ist gerade deswegen so wichtig: Die Hierarchien der Universität sind gut dafür geeignet Druck von oben nach unten weiter zu geben. Ich rechne damit, dass wir das im kommenden Semester noch deutlicher sehen werden.
Die Organisation von Personen, die Reformen für ihre Universitäten wollen ist daher ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Transformation der Universität und mit Organisation meine ich nicht den Mittelbau, sondern eben alle Bereiche der Universität.
Manche mehr, manche weniger, aber Personen, die einer Veränderung der universitären Arbeitsstrukturen abgeneigt sind, gibt es leider in allen Bereichen.
"wer nicht mitzieht ist ein Bremser" wird kommen bzw. ist schon da. Es gibt diese Bremser*innen, aber wenn Änderungen auf den Rücken der Schwächsten im System (Lehrbeauftragte, befristet Beschäftigte, Arbeiter*innen) ausgetragen werden muss gebremst werden.
In der Wissenschaft kam die Kraft des ausklingenden Semesters zu 90% von befristet Beschäftigten - Personen mit auslaufenden Verträgen, die ihre berufliche Zukunft riskieren für eine Veränderung, die dringend erforderlich ist. Diese Personen verdienen mehr Unterstützung.
Entfristung kann mE aktuell nicht das Hauptthema sein, aber mehr Mitsprache an Veränderungsprozessen, verlängerte Vertrafslaufzeiten und mehr Raum zum Experimentieren (sowohl in der Lehre als auch in der Leustungsanerkennung) kann aktuell unter dem Strich nur pos. Effekte haben.
Wenn das gesichert ist, wird es einfacher fallen, das Offensichtliche zu erdulden: selbst wenn die MWKs in die Bresche springen, werden wir über Jahre ungewohnten Belastungen, halbgaren Hochschuldidaktik und uneingespielten Arbeitsabläufen begegnen. 👌
Ich entschuldige mich übrigens für die zahlreichen Tippfehler und schiebe es auf meine dicken Finger

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May 23, 2021
Was ist die Aufgabe des Geschichtsunterrichts?
Zur Aufgabe des #Geschichtsunterricht s gab es kürzlich einen guten Thread von @An_Koer . Ich lese gerade dt Curricula des GU, die ja einen guten Blick darauf geben, was es da so für Zielvorstellungen gibt. Hierzu mein Thread.
Vorweg einen kurzen Verweis auf einen Text von Andreas Körber, der mich überhaupt dazu gebracht hat mir die Curricula anzuschauen: pedocs.de/volltexte/2012…. Hier schaut er sich die Curricula von Hamburg und Niedersachsen an.
Read 41 tweets
Sep 25, 2020
Ein kleiner Thread zu E-Mail Signaturen als Tool des #changemanagement s👇TL;DR: Wenn eine Einrichtung es nicht schafft eine E-Mail-Signatur zu entwickeln, die für alle funktioniert & auch von allen verwendet wird, kann sie auch ihr Leitbild in Ablage P legen.
E-Mail Signaturen sind auf dem ersten Blick furchtbar langweilig. Die wenigsten werden sagen, dass sie unwichtig sind, aber wenn man anfängt mit Leuten darüber zu reden, spricht man auch schnell über die ganzen anderen & wichtigeren Sachen, die noch erledigt werden müssen.
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Aug 11, 2020
Nun ist ja bald/bereits Schulanfang & ich lese Texte, die aufrechnen wie viele Monate die Kinder lerntechnisch bereits hinterherhinken. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir aufhören über "die Kinder" zu sprechen und mal die Diversität der Betroffenen in den Blick nehmen. 1/x
Von der aktuellen Lage sind nicht "die Kinder" betroffen, sondern bestimmte Kinder, die unter aktuellen Bedingungen ERHEBLICH schlechter lernen können als andere: Kinder aus Familien, bei denen die Eltern lerntechnisch nicht unterstützen können und Kinder ohne Hardware für HS 2/x
Das sind in der Regel diejenigen, die ohnehin schon erhöhten Förderbedarf haben. Wenn die jetzt nicht gesondert behandelt werden, wird die Leistungsschere noch größer, also sie ohnehin bereits ist. 3/x
Read 12 tweets
Jul 20, 2020
Habe in den letzten Wochen mit Lehrenden und Personen aus dem Wissenschaftsmanagement unterschiedlicher Unis über ein weiteres #Onlinesemester gesprochen. Kein repräsentative Umfrage, aber ein paar sehr einhellige Meinungen. Thread 👇
Erstmal die schlechten Nachrichten: das #Onlinesemester hat Kapazitäten gefressen - bei Lehrenden, Studierenden und im Management. Ist für mich schwer zu sagen, wer krasser betroffen war - wir wurden unterschiedlich getroffen. Meine Tendenz ist: die Studis traf es am Heftigsten.
Das liegt vor allem an der wirtschaftlichen Lage. Für viele Studierende die jobben ist von einem Tag auf den anderen ohne Aussicht auf Perspektive die Finanzierung weggefallen. Hinzu kommt, dass Kurse teilweise stark unterschiedlich aufgebaut wurden. Flexibilität an allen Enden.
Read 32 tweets
Jun 29, 2020
Nochmal als Überlegung aus meinem gestrigen Thread: was wäre, wenn die Produktion von Frontalkursen massiv ausgebaut würde. Gäbe es Bestrebungen weniger Dozent*innen zu beschäftigen? Bestimmt. Aber es wäre grundfalsch. Was sich ändert, ist das Tätigkeitsprofil nicht die workload.
Folgendes Szenario: Das Land Niedersachsen entschließt sich an allen Universitäten Online-BWL-Kurse anzubieten. Der Kurs "Mikroökonomik I" wird 15x produziert. Nun kommt das Bildungsministerium auf die Idee, dass hier vieles doppelt ist und 5 Produktionen auch genügen.
Wenn man die Umsetzung mal außen vor lässt, stellt sich die Frage, wie man sinnvoll mit der Frage der Redundanz umgeht - denn auch wenn sich die Kurse in Duktus und Inhalt unterscheiden gibt es natürlich Redundanz.
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Jun 28, 2020
Die Aufzeichnung von Kursen wird von einigen Lehrkräften gefürchtet. Das Bedenken: Unileitungen könnten aufgezeichnete Kurse zur Kürzung von Mitteln einsetzen. Nicht ganz unberechtigt, aber rückwärts gedacht. Ein kleiner Thread #Digitalisierung
Das Horrorszenario in Kürze: die "Einführung in die spanische Sprachwissenschaft" wird 1x aufgezeichnet - danach ist das Lehrdeputat überflüssig, Stunden werden gekürzt. Möglich, dass Hochschulleitungen so denken, aber es wäre gleichzeitig auch sehr, sehr dumm. Here´s why:
Zunächst mal müssten sich Universitäten eingestehen, dass Frontalkurse schon immer redundant gewesen sind - es gibt bestimmt einige, auf die das zutrifft, aber sicher auch viele, bei denen das eben nicht der Fall ist.
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