Seit sechs Wochen steigen die Neuinfektionen in Deutschland an. Wenn wir darüber berichten, kommt oft das Argument: Das liegt nur daran, dass mehr getestet wird!
Warum es so einfach nicht ist und warum wir es wahrscheinlich mit einem echten Anstieg zu tun haben - kurzer Thread.
Warum es so einfach nicht ist und warum wir es wahrscheinlich mit einem echten Anstieg zu tun haben - kurzer Thread.
Ja, die Zahl der Tests hat deutlich zugenommen. Doch zugleich stieg auch der _Anteil_ der positiven Befunde deutlich an. Gerade ist er recht konstant bei knapp einem Prozent. 
Selbst bei konstanter Positivrate ist es kein gutes Zeichen, wenn die absoluten Fallzahlen steigen. Denn getestet wird meist auf Verdacht. Mehr Menschen mit Symptomen, mehr Risikobegegnungen, mehr Auslandsreisen -> mehr Verdachtsfälle -> mehr Tests -> mehr bestätigte Fälle.
Im Laufe der Monate hat das RKI die Teststrategie geändert. Zu Beginn der Pandemie waren nur wenige Tests verfügbar. Die hat man vor allem für symptomatische Fälle reserviert.
Inzwischen gibt es auch Reihentests in Einrichtungen und an den Grenzen. Wir testen also viele Leute mit einer niedrigen Infektionswahrscheinlichkeit. Und trotzdem ist die Positivrate tendenziell steigend. Die Dunkelziffer könnte derzeit sogar noch höher sein als im Frühsommer.
Ein weiteres Argument: Bei niedriger Prävalenz würden viele Falsch-Positive vorkommen Das leuchtet zunächst ein und ist mathematisch auch plausibel, hält aber einer praktischen Überprüfung nicht stand.
Wir haben mit den Laboren gesprochen. Die haben Mechanismen, mit denen sie Falsch-Positive nahezu ausschließen können. Zum Beispiel mit der Dual-Target-Methode: Eine Probe wird parallel auf 2 unterschiedliche Gensequenzen getestet, die beide charakteristisch für Sars-Cov-2 sind.
Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass eine eigentlich negative Probe fälschlicherweise als positiv gelabelt wird, bei 2% liegt, dann passiert das bei zwei unabhängigen Tests nur in 0,04% der Fälle. Also extrem selten.
