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Kann es sein, dass COVID längst vorbei ist und die derzeitigen Zahlen nur an falsch-positiven Tests liegen? Das ist grundsätzlich kein dummer Gedanke, aber er ist trotzdem falsch. (Thread)
Kein Test ist perfekt. Manchmal werden Kranke nicht als krank erkannt (false negative) oder Gesunde für krank gehalten (false positive). Wenn eine Krankheit sehr selten ist und man positiv getestet wird, ist also noch lange nicht klar, ob man die Krankheit überhaupt hat.
Man weiß nur, dass einer von zwei unwahrscheinlichen Fällen eingetreten ist: Ansteckung mit seltener Krankheit, oder seltener Fehler beim Test. Was wahrscheinlicher ist, hängt von den genauen Zahlen ab. @maithi_nk hat das hier sehr schön erklärt:
Nun hört man oft die These: Nur wenige Prozent der Tests sind positiv - und das ist, was man alleine durch falsche positive Tests erwarten würde. In Wahrheit gibt es gar keine COVID-Infizierten mehr! Die gemeldeten Fälle sind ausschließlich false positives! Aber das stimmt nicht.
Wie hoch die false-positive Rate bei COVID-PCR-Tests ist, ist schwer zu sagen. Aber nach allem was wir wissen, ist sie sehr niedrig. Sie hängt stark davon ab, wie man den Test durchführt. Möglicherweise ist sie von Labor zu Labor unterschiedlich.
Aber ALLE positiven Fälle (oder einen Großteil davon) kann man sicher nicht mit Test-Fehlern erklären. Dafür gibt es einige gute Gründe: Wäre es tatsächlich so, dass die positiv getesteten Fälle nur auf Testfehler zurückzuführen sind,
müsste die Zahl der gemeldeten Fälle ein ziemlich konstanter Anteil der getesteten Fälle sein (über längere Zeiträume hinweg und über verschiedene Regionen hinweg). Das stimmt nicht. Die Krankheitsentwicklung hat eine deutlich erkennbare Struktur - geographisch und zeitlich.
In manchen Ländern hat man die Zahlen durch große Vorsicht fast auf null gedrückt - in Neuseeland zum Beispiel gab es schon im Mai kaum noch Fälle, trotz tausender Tests pro Tag. Das wäre unmöglich, wenn es eine hohe false-positive-Rate gäbe.
In vielen Ländern stiegen die Infektionszahlen, nachdem Maßnahmen gelockert wurden, unabhängig von der Zahl der Tests. Auch das widerspricht der False-Positive-These.
In Österreich wurde im April ein großer Stichprobentest durchgeführt, um die Dunkelziffer abzuschätzen - mit sehr wenigen positiven Fällen. Auch das wäre bei einer hohen False-Positive-Rate unmöglich.
Abgesehen davon kann man die False-Positive-Rate weiter senken, etwa indem man positive Proben mit einem anderen Test noch einmal überprüft. Ein deutsches Labor (Centogene) stellte fest, dass bei den allermeisten Proben auch der zweite Test positiv ist.
Also: Ja, es gibt immer Fehler. Je seltener COVID wird, umso größer wird die Rolle, die false positives spielen, in Relation zu echten Infektionen. Aber zu sagen, es gäbe nur noch (oder hauptsächlich) false positives, passt sicher nicht zu dem, was wir bisher wissen.
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