Aus aktuellem Anlass ein Thread zu schöpferischer Zerstörung bei Schumpeter. Was ihn bereits in der 1. Auflage seiner "Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung" umtreibt, ist, dass "[d]ie Veränderungen _eines_ Preises prinzipielle Veränderungen _aller_ Preise nach sich zieht."
Innovationen führen zu Prozess, "der unaufhörlich die Wirtschaftsstruktur von innen heraus revolutioniert, unaufhörlich die alte Struktur zerstört und unaufhörlich eine neue schafft. Dieser Prozeß der ‚schöpferischen Zerstörung' ist das für den Kapitalismus wesentliche Faktum.“
Wenn Innovation Preise von Produkten/Maschinen/Dienstleistungen nachhaltig ändert, hat das Folge- & Rückwirkungen über jew. Branchen hinaus, triggert wieder neue Innovation, mit weiteren Folge- & Rückwirkungen: "eine Veränderung der Wirtschaft aus der Wirtschaft selbst heraus".
Ob Innovationen und mit ihnen verbundene Umwälzungen zu Wirtschaftswachstum oder Fortschritt führen, ist für Schumpeter keineswegs klar: "Und sehr hüten wir uns davor, statt von ‚Entwicklung’ von einem allgemeinen ‚Fortschritt’ zu sprechen."
Was hat das mit Pandemien und (Verlängerung) von Kurzarbeitsgeld zu tun? Einiges: Pandemien und staatliche Intervention beeinflussen Rahmenbedinungen schöpferischer Zerstörung. Sie schaffen Beschränkungen (Pandemie) und Freiräume (Kurzarbeit), die Innovationspfade prägen.
Beispiele dafür gibt es viele: Mazzucatos "Entrepreneurial State“, das japanische Top-Runner-Programm (futurepolicy.org/ecologically-i…) oder gezielte Forschungsförderung. Jüngst z.B. auch die viel stärkere Anerkennung digitaler Lehre an deutschen Hochschulen, induziert von den Corona.
Außerdem können Staaten (z.B. via Kurzarbeit) soziale Folgen wirtschaftlicher Entwicklung abmildern. Wer behauptet, das würde notwendigen Strukturwandel verzögern, mag das tun. Aber Schumpeters "schöpferische Zerstörung" kann dafür nicht als theoretisches Fundament dienen.
Ganz allgemein kann ich aber Schumpeter-Lektüre nur sehr empfehlen. Egal ob den frühen oder den späten Schumpeter, immer gut zu lesen, inspirierend und erstaunlich aktuell. #endofthread.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Vor ziemlich genau 4 Jahren habe ich auf der #rp19 gefordert, dass die Öffentlich-Rechtlichen online ihre "Sender-Silos" verlassen und zu einem öffentlich-rechtlichen Ökosystem werden: netzpolitik.org/2019/neues-aus…
Inzwischen ist einiges passiert. Ein Thread. 🧵1/8
In meinem #rp19-Vortrag hatte ich mich u.a. darüber lustig gemacht (ab 07:16: ), dass die Suche nach 'Tatort' in der ZDF-Mediathek zwar über 100 Ergebnisse und einige Dokus, aber keinen einzigen Verweis auf die Tatort-Krimis der ARD geliefert hat. 2/8
Etwa zwei Jahre danach haben ARD und ZDF angekündigt, ihren Mediathek-Unterbau zu einem gemeinsamen 'Streaming-Netzwerk' zusammenzuführen (netzpolitik.org/2021/neues-aus…), ein gemeinsames Login gab es damals schon länger (netzpolitik.org/2019/neues-aus…). 3/8
Der ORF soll im Zuge der Einführung einer Haushaltsabgabe auch mehr Möglichkeiten für Online-Angebote bekommen. Das ist mehr als überfällig und auch keine Gefahr für private Anbieter, wie ein Vergleich mit der Situation in Deutschland zeigt.
Ein Medien-Thread. 🧵 1/16
Auch jenseits notorischer Feinde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wie @oe24at fantasiert die private Konkurrenz in Österreich von "Gefahr für die Medienvielfalt" (heute.at/s/enthuellt-or…) und warnt "dass am Ende nur noch der ORF da ist" (derstandard.at/story/20001458…). 2/16
Mitteräcker (Standard) lässt sich sogar damit zitieren, dass ORF "zu einer Massenvernichtungswaffe für den österreichischen Medienmarkt werden könnte." Wenn die Berichterstattung in eigener Sache Lackmustest für Qualitätsmedien ist, dann scheitert der Standard hier ziemlich. 3/16
Der Fall Benko zeigt, warum nach Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung das "Realisationsprinzip" gilt - und warum es problematisch ist, wenn dieses Prinzip mit zeitwertorientierter Kreditvergabe unterlaufen wird.
Das Realisationsprinzip besagt, dass Gewinne erst nach tatsächlicher Realisierung ausgeschüttet werden dürfen. Das bedeutet, auch wenn Gutachten Immobilien einen Wertzuwachs bestätigen, darf dieser nach HGB/UGB nicht gewinnerhöhend berücksichtigt werden. 2/7
Erst wenn die Wertsteigerung realisiert wurde, z.B. durch Verkauf der Immobilie zu eben diesem Wert, dann wird dadurch der Gewinn erhöht und ausschüttungsfähig. 3/7
As a management scholar, I have always liked Dilbert cartoons, even using them for teaching purposes.
I mean, what could be a better illustration of Michael Power's "Rituals of Verification" and concepts such as decoupling than cartoons on ISO 9000 certification? 1/7
(In case you are interested in actual management research on ISO 9000 certification, Beck and Walgenbach investigated whether it was "Technical Efficiency or Adaptation to Institutionalized Expectations" in this @osofficer piece: journals.sagepub.com/doi/abs/10.117…) 2/7
Recurring themes in Dilbert are all kinds of management fads, dysfunctional corporate culture, management (of) stupidity and abuse of corporate power. 3/7
Alle hier kennen Godwin’s Law ("Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Nazi-/Hitler-Vergleich dem Wert Eins an." de.wikipedia.org/wiki/Godwin%E2…), aber ich finde andere "Laws" eigentlich viel hilfreicher.
Meine Top 3 als Mini-Thread🧵
#1 Hanlon’s Razor: "Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist." de.wikipedia.org/wiki/Hanlon%E2…
(Macht menschenfreundlicher, schützt vor Verschwörungstheorien.)
Jetzt haben wir, zusammen mit der Entscheidung, uns keine Förderung zuzuerkennen, eine Begründung erhalten. Ein wesentlicher Grund für die Ablehnung ist demnach der fehlende Fokus auf Grundlagenforschung. Das überrascht dann doch. 2/4
Grundlagenforschung ist kein Kriterium im umfassenden Kriterienkatalog (oenb.at/dam/jcr:690895…). Das Wort kommt in den Förderkriterien Null mal vor. Ein Kriterium ist hingegen "Anwendungsorientierung". Hier wird uns ein "starker Fokus auf Anwendungsorientierung" attestiert. 3/4