Thread by @TimoKuentzle

#Pestizide sind wissenschaftlich betrachtet ein „notwendiges Übel“: sie killen Organismen u. haben so IMMER Einfluss auf die #Artenvielfalt. Aber sie sind eben AUCH notwendig, um GESUNDE Nahrung zu erzeugen. Diese Wahrheit sollte jede Redaktion aushalten.👉🏼addendum.org/pestizide/

https://twitter.com/TimoKuentzle/status/1299380825507721217

Die Gestaltung der #Fruchtfolge ist ebenso ein zentraler Bestandteil des Werkzeugkastens zur Schädlingsbekämpfung. Aber was bedeutet Fruchtfolge eigentlich? Und warum erkennt man laute Laien oft daran, wie sie den Begriff „#Monokultur“ verwenden? (Thread)

Monokultur bezeichnet die Praxis, bei der auf einem Stück Land über Jahre hinweg wiederholt dieselbe Kulturpflanzenart angebaut wird. Sie stellt den Gegensatz zur Fruchtfolge dar, bei der eine bestimmte Kulturpflanzenart nur alle paar Jahre auf denselben Acker kommt.

Was Laien meinen, wenn sie sich (aus ökologischer Sicht zu Recht!) über „Maiswüsten bis zum Horizont“ beklagen, sind meist #Reinkulturen. Bedeutet, dass zum Zeitpunkt x nur EINE Nutzpflanzenart auf dem Feld kultiviert wird. Reinkulturen sind im konv. wie im #Bio-Anbau Standard.

Ein Beispiel für eine Art Reinkultur (und zugleich für eine Monokultur) ist der häufig gemähte Englische Zierrasen, der in Hausgärten als Dauerkultur gepflegt und von Naturschutzexperten gerne als ökologische Wüste bezeichnet wird.

Der Gegensatz wäre die #Mischkultur, bei zumindest eine weitere Art auf demselben Feld wächst. Das lässt sich im Hausgarten leicht machen. In der LW: schwierig. Deshalb sind 100 Quadratmeter Bio-Maisfeld von oben betrachtet nicht von einem konventionellen Feld zu unterscheiden.

Sowohl Reinkulturen und erst recht Monokulturen begünstigen die Vermehrung von Schädlingen. Warum? Weil bestimmte Schädlinge oft nur bestimmte Pflanzen fressen. Je mehr davon in der Umgebung und je häufiger sie über die Jahre angebaut werden, desto höher der Schädlingsdruck.

Da Reinkulturen u.a. wegen der maschinellen Bearbeitung kaum zu vermeiden sind, ist die Fruchtfolge ein wichtiger Hebel. Fruchtfolgen können ENG oder WEIT sein. Bei einer engen Fruchtfolge kehrt dieselbe Art schneller auf den Acker zurück; zum Beispiel...

bei der 3-gliedrigen Fruchtfolge „Raps –Winterweizen – Gerste“ in jedem dritten Jahr. Bei einer weiten, zum Beispiel der 6-gliedrigen Fruchtfolge „Rotklee – Winterweizen – Winterroggen – Ackerbohnen – Wintertriticale – Hafer“ in jedem sechsten Jahr.

Fruchtfolgen sind so ein wichtiges Mittel zur Schädlingsbekämpfung. Anderes als in diesem Artikel suggeriert, können sie #Pestizide aber nicht gänzlich ersetzen. Sie helfen wenig z.B. bei Erregern, die über die Luft kommen. Od. bei v. Unkräutern. steiermark.orf.at/stories/306442…

Sehr weite Fruchtfolgen sind ein Kennzeichen der #Biolandwirtschaft. Aber auch Konventionelle gestalten schon immer Fruchtfolgen, wenn auch, je nach Betrieb, manchmal bedenklich enge. Echte Monokulturen sind aber (Stand meines Wissens) jedenfalls in Ö. und Süddeutschland selten.

Nicht zu vergessen: Landwirte können nur die Pflanzen anbauen, die nachgefragt werden und am Markt entsprechende Preise erzielen! Klar wäre es toll, würde die Landschaft mit Hanf, Lein oder Färberkrapp aufgelockert. Aber wer braucht's heute noch? de.wikipedia.org/wiki/Färberkra…

Zu Zeiten der rot-grünen deutschen Regierung wurde die massive Förderung von Biogasanlagen beschlossen. Die damalige Agrarministerin @RenateKuenast sah in den Landwirten schon die „Öl-Scheichs“ der Zukunft. --> rundschau-online.de/bauern-sind-di…

Die Landwirtschaft tat wie gewollt und baute Biogasanlagen. Sie stehen heute noch und werden meist (wie viele Nutztiere!) mit Mais „gefüttert“. Ist es wirklich fair, sich über „Maiswüsten“ zu beklagen, wenn diese nur die logische Folge aus Politik und Marktnachfrage sind?

Fazit: Fruchtfolgen sind ein enorm wichtiges Werkzeug. Sie sind aber ebensowenig Allheilmittel wie Pestizide, #Gentechnik od. irgend ein anderer Ansatz. #Landwirtschaft beruht auf komplexen Zusammenhängen. Die gehören ohne Polemik und in aller Ruhe besprochen.