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Es waren Kaffeetischspekulationen und gutbezahlte soziokulturtheoretische Überlegungen zum #Reichstag und seiner neuen Kuppel, die Horst Bredekamp damals anstellte. Das Glas und das Nachuntensehen auf das Parlament, die Legislative, Norman Fosters Ansatz der transparenten
"Demokratie in Architektur" und die Symbolik, man stehe und laufe über dem Saal. Die spiegelnde Lichtleitung - die Sonne geht nicht von irgendeinem König aus oder dem Obrigkeitsstaat, nein, die Menschen checken mit ihrem Besuch und ihren Blicken im offenen Parlament diesen
Gesellschaftsentwurf der Herrschaft des Volkes. Und die Sonnenstrahlen auf den Wappen der Polizei sind nur Zeichen für den neuen Ausgangspunkt nach dem Zusammenbruch der DDR, weniger nach '45.
Das wird Bredekamps Interpretation der Glaskuppel natürlich nicht gerecht. Professoralen Zeichendeutern ist die Sprache bereits "Material" und "Stoff", nicht erst seit dem linguistic turn. Zeichen haben materiale Konstituierungsgewalt der Wirklichkeit. Der Reichstag als Symbol
kann aber nur kognitiv und praktisch Symbol werden. Der Schock der "Stürmung des Reichstags" durch Neurechte bestimmt diese Leute tendenziell zu Orientierten. M.a.W. sie erscheinen nicht als Unentschiedene. Die Generation, der Bredekamp angehört, hatte sich einst
von der Dekonstruktion des Nprgersozialen gelöst und kam wieder beim Symbolismus an, dem, der Gesellschaft macht. Auf der Nase tanzen nun die denen herum, die glaubten, Strahlenumlenkungen markierten eine geläuterte Demokratie, die wie alle anderen nin 1990 nur nebenbei
ein wenig globalen Handel betreibt. Nicht die Symbolik als solche ist bekämpfenswürdig, Nazis strotzen nur so von ihr. Die Enteignung der Zeichen durch die bildungsbürgerliche "Klasse" und der falsche Aufstand der Rechten für die Autorität von Nation und Gewaltherrschaft bilden
die "Kampfzone" von Signifikanten. Entgegen der Theorie vom Wirklichkeitsbildenden Zeichen und Code, muss immer (noch) differenziert werden in Praxis körperlich und Praxis signifizierend. Der "Sturm" in Berlin am 29. August bildet eine fuzzy Zone, in der symbolisch
vor-praktiziert wurde, was real werden soll im gebildeten Plan der Nazis. Darum ist das Bild/en Wirkliches konstituierend, ohne rein imaginär mehr zu sein. Die demokratistische Kuppel Fosters/Bredekamps gesitteter Blickkontrolle der Herrschaft wäre mit Nazis im Parlament
entwertet, *ist* also entwertet. Realkörper werden in Bredekamps Theorie des Bildakts vom Bild bereits vorgefertigt. Mit seiner Befürwortung der Reichtagskuppel hatte er (vor seiner ausformulierten Theorie) diesen Akt zum realdemokratischen Akt selbst erhoben. Die "Kampfkörper"
der esoterischen Rechten in Berlin ziehen diesen Übersprung Bredekamps aus dem Symbolpolitikverständnis des demokratischen Establishments heraus.
* nach 1990
** Dekonstruktion des Bürgersozialen
Xaver Schulz
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