Man führt sich viel zu selten vor Augen, wie absolut niederschmetternd und wirklich GROTESK die Situation ist, in der wir uns in Sachen #Klimakrise befinden - Thread.
So gut wie alle ernstzunehmenden Klimawissenschaftler*innen auf der ganzen Welt warnen seit Jahrzehnten vor den Folgen der Klimakrise, die - wenn nicht gebremst - das Ende der menschlichen Zivilisation wie wir sie kennen bedeuten wird.
Seit Jahrzehnten kann sich weder die internationale Staatengemeinschaft noch die Europäische Union oder die Bundesregierung zu Maßnahmen durchringen, die auch nur IM ANSATZ ausreichend wären, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern.
Die pessimistischsten (!) Berechnungen der Expert*innen treten eine nach der anderen ein: Schmelzende Permafrostböden & austretendes Methan, schmelzende Polkappen & steigender Meeresspiegel, brennende Wälder und nie dagewesene Dürren.
Es passiert alles vor unseren Augen.
Die Beiläufigkeit, mit der diese Nachrichten, von denen jede allein ihren eigenen Katastrophenfilm wert wäre, über die Mattscheibe flimmern, offenbart eine kollektive kognitive Dissonanz, die ihresgleichen sucht (dazu gleich mehr).
Und was machen wir? Stoßen mehr CO2 aus als je zuvor, vernichten Regenwald schneller als je zuvor, kaufen mehr große Autos als je zuvor, fliegen mehr als je zuvor, verbrennen weiter Kohle, bauen eine neue Gaspipeline aus Russland, wollen Verbrennungsmotoren subventioneren uswusw.
Währenddessen müssen sich sich renommierte Wissenschaftler*innen wie @rahmstorf oder @TerliWetter, die (wie Schellnhuber sagt) in Anbetracht der Lage eher noch zurückhaltend als alarmistisch kommunizieren, von einigen Chefredakteuren als "Aktivisten" verunglimpfen lassen.
Aber es ist ja noch viel absurder:
Eine 15-jährige Schülerin setzt sich alleine vor das schwedische Parlament und entfacht damit die vermutlich größte Klimadebatte im öffentlichen Raum, die es jemals gab. Alles was sie tut, ist die Erkenntnisse der Wissenschaft zu kommunizieren.
Sie sagt, natürlich vollkommen zu Recht, "I shouldn't be up here". Natürlich sollte sie nicht, eine Krise von diesen Ausmaßen sollte nicht v. jungen Menschen in den Fokus der Welt gerückt werden. Sie sollte DIE Priorität für jedes politische Handeln sein.
Die daraus hervorgegangene Bewegung, getragen von jungen Menschen, die in ihrer Verzweiflung und dem Kampf um Aufmerksamkeit freitags nicht zur Schule gehen, um auf die Dramatik der Lage aufmerksam zu machen, erlebt eine neue Dimension von Hass (nicht nur im Netz):
Angeführt von (vor allem) jungen Frauen, die für ihr politisches Engagement Mord- und Vergewaltigungsfantasien von erwachsenen Männern ernten.
Bitte kurz wirken lassen. Wir haben uns an diese Nachrichten gewöhnt, aber das kann + darf niemals Normalität sein.
Erwachsene Männer ergötzen sich öffentlich daran, wie niederträchtig sie sich gegenüber teils minderjährigen Frauen äußern.
(Welche destruktive Kraft problematische Männlichkeitsbilder auch in der Klimadebatte entfalten, darüber könnte man ein Buch schreiben).
Was wir sehen, ist eine Umkehr der politischen Vernunft. Die jüngere Generation mahnt die ältere und Teile dieser älteren Generation verfallen in infantile Verhaltensmuster zurück: Fridays For Hubraum, "Fuck Greta!" - Sticker auf der Stoßstange, "darauf erstmal ein Steak!" usw.
Politiker, die zur Lösung dieser Krise NICHTS beitragen und darüber hinaus NICHTS BESSERES ZU TUN HABEN, als öffentlich wie Vorschüler darüber zu unken, wo Aktivist*innen mal im Urlaub waren und ihnen Namen wie "Langstreckenluisa" anheften.
Diese grundelede Debatte darum, wer mal auf einen Regenwurm getreten ist oder ein Handy besitzt gipfelte darin, dass die vermutlich effektivste Klimaaktivistin der Welt tatsächlich auf einem fucking SEGELBOOT den Atlantik überquert hat, um an einer Klimakonferenz teilzunehmen.
Diese Attacken auf Personen & der Fokus auf ihre Gewohnheiten sind so offensichtlich Nebelkerzen, die nur dazu dienen, sich nicht mit der Problematik & ihren Lösungen auseinandersetzen zu müssen, dass man diesen Herren eigentlich jede Eignung für politische Ämter absprechen muss.
Dass von dieser hochkomplexen Thematik, die (ob es gefällt oder nicht) einen grundlegenden und vielleicht nie gesehenen Umbau aller Lebensbereiche erfordern wird, am Ende außer "HABECK WILL DAS SCHNITZEL VERBIETEN!!!" nichts mehr übrig bleibt, ist, in einem Wort: 1 Armutszeugnis.
Diese Katastrophe ist von so biblischen Ausmaßen, dass kognitiv anscheinend für viele einfach Schluss ist. Sie können (oder wollen) sich nicht vorstellen, was passieren wird. Und das ist der springende Punkt, darum der Rückzug in die Trotzphase:
Ein ähnliches Phänomen wurde im Zusammenhang mit Corona und Verschwörungserzählungen beschrieben (weiß leider nicht mehr wo, darum ohne Link, Verzeihung):
Die Größe d. Krise & ihre Auswirkungen auf unsere Leben sind so groß, dass einige wortwörtlich nicht fassen können, dass es nicht eine ähnlich große Ursache dafür gibt. Dass u.U. eine Fledermaus (tbc) auf einem Markt in Wuhan dafür verantwortlich ist, dass mein Urlaub ausfällt.
Und diese Trotzphase bestimmt Politik: Tilman Kuban, Vorsitzender der JU, lässt sich dafür feiern, dass er das Recht auf Malle-Urlaub verteidigt. Florian Hahn von der CSU grillt aus Protest gegen die Grünen vor der Kamera Fleisch.
Ich kann schwer in Worte fassen, wie wütend mich Leute machen, deren professionelle Karriere in Teilen darin besteht, denjenigen, die sich mit aller Kraft dagegen stemmen, dass dieser Planet unbewohnbar wird, Knüppel zwischen die Beine zu werfen & sie mit Häme zu überziehen.
Dass die Menschen bei @Ende__Gelaende, @HambiBleibt, @ExtinctionR_DE uva. vor ihnen nicht just for fun und für sich selbst in Kälte und Regen im Matsch liegen und sich von der Polizei verprügeln lassen, sondern auf der Basis von belegbaren Fakten das Schlimmste verhindern wollen.
Ich finde es so absurd, dass den Menschen, die in Anbetracht der Situation am rationalsten Handeln und die Klimakrise zur politischen Priorität machen wollen, vorgeworfen wird, sie seien "weltfremd", "verblendet" oder handelten "ideologisch".
Wenn es doch mittlerweile so offensichtlich ist, dass ein "Weiter so" nicht mehr genügt und dass die Folgen nicht erst in 100 Jahren zu spüren sind, sondern heute schon massive Auswirkungen auf das Leben von Millionen Menschen haben.
Währenddessen muss in Berlin um jeden fucking Meter Radweg gekämpft werden, als gehe es um Leben und Tod - dass FDP, CDU und AfD sogar bei diesem verkehrszivilisatorischen Minimum in Fundamentalopposition gehen, zeigt, wie wenig begriffen wird, was die Stunde geschlagen hat.
Welche grundlegenden Einschnitte & Veränderungen auf uns warten, wenn wir die Klimakrise endlich ernsthaft angehen, darüber haben wir noch gar nicht wirklich angefangen zu sprechen.
Ich wünschte, ich hätte einen motivierenden, kämpferischen Schluss und eine zwingende Konsequenz aus dem oben Geschrieben. Aber heute bin ich nur müde. Und wütend. /Ende
Vielleicht doch ein leicht positiver Nachtrag:
Der Grund, warum (v.a.) erwachsene Männer Kinder und Jugendliche beleidigen, sich "Fuck Greta" - Sticker auf ihr Auto kleben und auf FFF-Demos mit "Ich fahre SUV" - Schildern gehen: Sie fühlen sich ohnmächtig.
Sie merken, dass sie die Deutungshoheit über die Klimakrise, die sie Jahre und Jahrzehnte als Sache von spinnerten Ökos abgetan haben, verlieren.
Sie merken außerdem, dass sie keine rationalen Argumente haben, also weichen sie ins Persönliche aus.
Es ist ein reiner Abwehrreflex, den man auch beim Thema Rassismus jedes Mal beobachten kann - ICH habe durch MEINE Denk- und Lebensweise (+Wahlentscheidung) womöglich dazu beigetragen, dass wir uns in dieser verfahren Situation befinden? Not possible.
Auch das greift die eigene Identität an - "wie kann das, was jahrzehntelang als richtig galt, plötzlich falsch sein? Und obendrauf erzählen das noch Kinder, was wissen die schon? Die sollen erstmal arbeiten gehen, dann sehen wir weiter" - haben wir alles schon gehört.
Und das ist schonmal ein Fortschritt, denn das wäre ja Schritt 3/4 in diesem Zitat (das anscheinend von Nicholas Klein stammt):
"First they ignore you. Then they ridicule you. And then they attack you (..). And then they build monuments to you" [aka you win]
Nachtrag 2: Diese und andere Reaktionen auf den Thread zeigen genau, was ich mit "grotesk" meine. Man stelle sich einmal vor, ein Meteorit raste auf die Erde zu, jemand würde sagen: "Ähm hallo, warum macht eigentlich niemand was?" & jemand antwortet das:
Die Wortmeldungen von Kevin Kühnert und Cem Özdemir sind weder originell noch mutig - vor allem aber sind sie zweierlei: opportunistisch und strategisch unklug. Warum? 👇
1. Behaupten beide, sie würden sich trotz eines angenommenen Nutzens der Gegenseite bzw. nicht aus taktischen Gründen nun zu Wort melden.
Das ist interessant, weil komischerweise gerade die letzte Landtagswahl vorbei ist und die nächste noch in weiter Ferne liegt.
Der Terror von Solingen war am 23.08. Queerfeindliche Gewalt und Stimmung gibt es das ganze Jahr.
Warum erst jetzt?
Wollen sie womöglich sich/ihre jeweiligen Parteien in diesem von Springer, Union und weiter rechts getriebenen Race to the Bottom aus der Schusslinie nehmen?
Diese peinliche Posse um Charlotte Merz offenbart übrigens vor allem die große Achillesferse der Merz-CDU: Medienkompetenz und Selbstironie - vom Chef bis zum kleinsten Parteisoldaten.
Natürlich ist es eine Petitesse gewesen, Lutz van der Horst zurechtzuweisen. Nicht sonderlich elegant, nicht sonderlich souverän, aber nun auch kein Anschlag auf die Pressefreiheit. Eher ein Ausdruck von mangelndem Medientraining. Aber von vorn:
Merz selbst und vor allem sein Team reagieren seit jeher extrem dünnhäutig auf schlechte Presse. Unvergessen die Exzesse seines Pressesprechers @realArminPeter, der jeden bösen Journalisten, der es wagte, den Chef zu kritisieren, auf Twitter anpöbelte.
Jetzt haben die konservativen Kasper das Spiel durchgespielt:
1️⃣ Einen Popanz aufbauen, der sonst niemanden groß interessiert
2️⃣ Eine Gefahr für unsere Gesellschaft konstruieren & einen identitätspolitischen Kulturkampf um unsere Freiheit daraus machen
3️⃣ Ihn dann verbieten 🤡
Orwellsch schon fast, dass sie ihre Libertas Bavariae dabei vor sich hertragen, die natürlich nie gefährdet war, weil es schlicht und ergreifend eine Lüge war, dass irgendjemand zum Gendern gezwungen wurde.
Diese Libertas Bavariae ist übrigens auch kein Toleranzbegriff, sondern Besitzstandwahrung, s.
Das passt also ziemlich gut. Mit Freiheit meinen sie immer nur die Freiheit, genau so zu leben, wie die selbst.br.de/br-fernsehen/s…
Anhand des gestrigen Theaters zur Cannabislegalisierung schauen wir uns mal an, wie die Union sich an politischen Debatten beteiligt und aus welchen Gründen sie das so tut, wie sie es tut.
#1: Die Unionsargumentation ist gesundheitspolitische nicht kohärent. Alkohol wird stetig verharmlost und dessen Konsum öffentlich glorifiziert (s. Bilder), andere Drogen vollkommen überzogen (und ohne Grundlage entsprechender Fakten) dämonisiert. Warum?
„Die Gegendarstellung“ von @Alex_Neubacher im Spiegel Nr. 6 zeigt gut, was passiert, wenn Journalisten ihr Handwerk vor allem darin verstehen, ihre eigene Weltsicht zu bestätigen (was für diese Rubrik im Allgemeinen und Neubacher im Speziellen nichts Ungewöhnliches ist). 1/x
„Da lacht die AfD“ ist die Überschrift und gemeint sind die vermeintlichen Fehler, die die Organisatoren der aktuellen Massenproteste gegen die AfD begehen.
Neue Mitglieder würden der Berliner AfD „die Bude einrennen“, denn, festhalten: In 3 Wochen im Januar waren es 63(!). 2/x
Ja Menschenkinder, das klingt ja erstmal gar nicht so viel für eine hochpolitisierte Stadtgesellschaft und ein neues Jahr, in dem womöglich auch unabhängig von der politischen Lage viele Leute eintreten (und viele alte bereits zum Jahresende 2023 ausgetreten sind). 3/x
Hallo alle, letzten Mittwoch war mein letzter Arbeitstag nach fünf Jahren in der Bundesgeschäftsstelle der Grünen und ich wollte dazu ein paar Sachen sagen.
td;dr: Guter Laden, schlechter Musikgeschmack, beste Leute.
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Also als erstes wollte ich meinen Kolleg*innen (hihihi und außen, hallo Blauhakentwitter) auch einmal öffentlich danke sagen. Wie viel Herzblut, Liebe und harte Arbeit ihr in dieses Projekt steckt, hat mich in dieser ganzen Zeit getragen. Nur Liebe für diesen Laden übrig. 🫶
Dann ein großes Dankeschön an den gesamten Bundesvorstand für die vertraute und enge Zusammenarbeit. Allen voran natürlich @emilybuening, deren Büroleiter ich wirklich außerordentlich gerne war und der ich so viel zu verdanken habe.