Eine interessante Kolumne von @NikolausBlome, die mich zum Nachdenken gebracht hat.
Ich finde sie lesenswert, weil sie das Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Fortschritt und dem Aushalten der Rückständigkeit Einzelner beleuchtet.
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Auch wenn ich nicht allem zustimme: Wir müssen uns gesamtgesellschaftlich die Frage stellen, an welchen Stellen wir die Grenze dessen ziehen, was sagbar, was aushaltbar, was hinnehmbar ist.
Demokratie bedeutet eben auch Pluralismus, Vielfalt und Meinungsverscheidenheit.
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Was dem Text fehlt ist der kurze Hinweis, dass in unserer Gesellschaft immer schon die Rückständigen den Ton angegeben haben. Diejenigen, die die Furcht vor dem Neuen, dem Anderen, dem Fremden geschürt haben. Das gilt ja nicht nur für die CDU und Friedrich "Leitkultur" Merz.
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Auch die auflagenstärkste Zeitung gehört dazu oder Sicherheitsorgane, die nun feststellen, dass von den vielen Menschen dort einige rückständig und manche gar menschenfeindlich sind.
Und das wiederum ist das Problem. Dass die Grenze so leicht zu überschreiten ist.
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Und dabei verstehe ich ja sogar die Furcht vor dem Anderen, die Furcht vor Schwarzen, Schwulen, Linkshändern und Vegetariern. Die Furcht davor, dass das eigene "althergebrachte" und "normale" Leben plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt der Gesellschaft steht.
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Oder dass die Anderen eines Tages auf die Idee kommen würden, "uns" genauso zu behandeln, wie "wir" "sie".
Nun ja, es gilt noch einiges weiterzudenken. Vielleicht ist das aber auch einer der wesentlichen Schieflagen unserer aktuellen Debattenform.
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Dass Vielfalt & Freiheit für alle Seiten bedeuten muss, dass man sie allen anderen Seiten zugesteht. Dass Rückständigkeit genauso legitim ist wie Fortschritt, solange beide nicht in Menschenfeindlichkeit umschlagen. Solange weder Millionäre noch Ausländer erschossen werden.
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Lest den Text und schreibt mal in die DruKos, was Eure Gedanken dazu sind.
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Es gibt gesellschaftliche Themen, die wichtig sind. Und es gibt gesellschaftliche Themen, die Aufmerksamkeit erregen. Das muss nicht beides dasselbe sein.
Ein Thread zum Kindesmissbrauch in der evangelischen Kirche.
Ich habe für @DIEZEIT @christundwelt einen langen Text über den Kindesmissbrauch in der evangelischen Kirche geschrieben. Über das institutionelle Versagen der @EKD. Über die Entwürdigung der Betroffenen. Über den Schutz der Täter. Über die jahrzehntelang verschleppte Aufklärung.
Ich halte den Umgang mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche für ein überragend wichtiges Thema. Gleichzeitig frage ich mich, warum wir nicht leidenschaftlich(er) darüber reden.
Ein kurzer Nachtrag zum Tweet mit der "Gestapo-Nachfolgeorganisation" sowie meiner juristischen Auseinandersetzung mit @jreichelt (Ex-BILD) und @ZaraRiffler (WELT). Mittlerweile gibt es eine gerichtliche Würdigung der Berichterstattung über mich. Und die ist nicht uninteressant.
Der dpa habe ich gesagt, dass mein Tweet "Mist" war. Daran hat sich für mich nichts geändert. Der Tweet war eine unsachliche, verkürzte und polemische Antwort auf einen unsachlichen, verkürzten und polemischen Tweet eines Polizisten gegenüber einem demokratischen Politiker.
Das kann man anders und vor allen Dingen besser machen. Als langjähriger Internet-Bewohner weiß ich, dass der ironische Spiegel in sozialen Medien nicht funktioniert. "Der Klügere gibt nach" hieß es von meiner tamilischen Großmutter. Das hätte ich beherzigen und nachgeben sollen.
Ich würde Rudis Ökonomie-Thread gerne mit einigen Erkenntnissen aus der deutschen Unternehmenslandschaft ergänzen.
In deutschen Unternehmen - insbesondere im Personalbereich - fehlt es schlichtweg an Kompetenz, das Problem des Arbeitskräftemangels überhaupt zu überblicken.
Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen, dass es gerade in HR/Personal an strategischer Weitsicht, an Innovationsfreude und an Gespür für Vertrieb und Werbung mangelt. Substanziell mangelt. Das war immer schon ein Problem, ist nur nie so aufgefallen, wie heute.
Man hat in Teilen noch immer das Bild im Kopf, wie die ankommenden Gastarbeiter in Busse gestopft und anschließend hinter dem Werkseingang ausgekippt wurden. Wenn die Arbeiter dann freudestrahlend und dankbar in die Fabrik hineingeströmt sind, hat man das Tor wieder zugemacht.
Dieselben Journalisten, die Lisa Eckharts antijüdische Witzchen und Dieter Nuhrs antisemitische Andeutungen verteidigt haben, ziehen die Grenze der Satirefreiheit nun bei einer Karnevalsrede, in der Friedrich Merz aufs Korn genommen wird. Weil Grüne und Linke applaudiert haben.
Nächstes Jahr wieder brav „WE REMEMBER!“-Schildchen in die Kamera halten. Und bei der nächsten Reichsbürger-Razzia mit Clown-Emojis reagieren, weil Nazis einfach nicht so schlimm sind, solange sie die eigene Zeitung kaufen.
Man könnte eine gesamte Kolumne darüber schreiben, wie dieselben Leute, die die „Pflicht zu beleidigen“ als Freiheit propagieren, nun beleidigt reagieren, weil ihr politisches Idol zersägt wurde. Und zwar fast ausschließlich mit Dingen, die er auch noch selbst gesagt hat…