Ich stelle immer wieder fest, dass sich Leute mit Begriffen wie "Corona-Leugner" angegriffen fühlen, die damit überhaupt nicht gemeint waren. Das ist ein Problem. (Thread)
Wie bei jedem aktuellen Thema gibt es über die Corona-Pandemie verschiedene akzeptable Meinungen. Unter welchen Umständen ist ein Lockdown das kleinere Übel? Wo sollte man Masken tragen? Wann wird es eine Impfung geben? Darauf gibt es keine eindeutige bekannte Antwort.
Wer bei solchen Fragen eine Meinung vertritt, die nicht dem politischen Mainstream entspricht, darf natürlich nicht als "Esoteriker" oder "Corona-Leugner" angegriffen werden. Ich habe aber den Eindruck, dass viele Menschen genau solche Begriffe zu Unrecht auf sich beziehen.
Dann lese ich so etwas wie: "Nennt mich nicht Virenleugner! NIEMAND leugnet die Existenz des Virus, ABER man muss doch nicht allen Entscheidungen der Politik zustimmen!" Falsch: Erschreckend viele Leute leugnen die Existenz des Virus tatsächlich. Und genau um die geht es.
Die Wut im Bauch vieler wissenschaftlich denkender Menschen über sogenannte "Covidioten" kann man nur verstehen, wenn man sich ansieht, wie verrückt manche Theorien über Corona tatsächlich sind: Da gibt es Leute, die generell nicht an die Existenz von Viren glauben,
andere, die Impfungen für eine Methode halten, uns alle umzubringen, oder die Corona für eine Folge von 5G-Mobilfunknetzen halten. Das sind keine diskutablen Meinungen, das ist alles falsch, unmöglich, absurd und widerlegt. Und dagegen muss man vorgehen - auch mit harten Worten.
Das heißt aber nicht, dass sich davon dann Leute angesprochen fühlen sollen, die rational argumentieren, dabei aber vielleicht zu anderen Schlüssen kommen als die Mehrheit. Das ist ok! Leute - niemand greift euch an! Ihr dürft ungewöhnliche Ansichten haben, das ist gut so!
Wenn solche Leute dann zum Gegenschlag gegen das "wissenschaftliche Establishment" ausholen, das angeblich alle nicht-mainstream-Meinungen als Unsinn abtut, dann stellen sie sich selbst völlig unnötigerweise auf die Seite der Faktenleugner. Dafür gibt es keinen Grund.
Es geht nicht darum, ob man die politische Reaktion auf Corona zu 100% unterstützt, sondern ob man rational oder irrational mit dem Thema umgeht. Rational denkende Menschen sollten sich verbünden und eine klare Grenze zu den Virenleugnern und Impfgegnern ziehen.
Auch dann, wenn sie in manchen Punkten uneinig sind. Uneinigkeit über die politischen Konsequenzen, die man ziehen muss, ist in einer Demokratie völlig normal. Erwiesene Fakten leugnen hingegen nicht - und dagegen müssen wir uns gemeinsam wenden.
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Nein, auch wenn das noch so oft geteilt wird: Trump sagt nicht, dass man nach dieser Wahl nie wieder wählen soll. Man kann und soll Trump aus vielen Gründen ablehnen. Aber bitte bleiben wir bei der Wahrheit. Hier die ganze Rede (Thread) youtube.com/live/EK-2ciNXB…
Viral geht eine Rede, in der Trump sagt, man soll dieses Mal wählen gehen, in Zukunft sei das nicht mehr nötig. Ist das eine kluge Aussage? Sicher nicht. Ist das die Ankündigung, eine Diktatur zu errichten, wie es jetzt von vielen Leuten dargestellt wird? Nein.
In der oben verlinkten Rede kann man sich den Kontext anhören. Das ist bei Trump oft nicht besonders hilfreich, weil er mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Kindes oft alle paar Sekunden das Thema wechselt. In diesem Fall ist es aber wichtig.
Wenn wir von Klima-Kipppunkten reden, denken wir vielleicht an Grönlandeis oder Permafrostböden. Ich glaube, ein wesentlicher Klima-Kipppunkt ist die Präsidentschaftswahl in den USA. Wenn Trump gewinnt - wie soll es dann jemals globale Klimapolitik geben? (Thread)
Wir leben in dem Jahrzehnt, in dem entscheidende Weichen für das Weltklima gestellt werden, und damit für den möglichen Wohlstand im Rest des Jahrhunderts. Wenn ein CO2-Riese wie die USA in dieser heiklen Phase von einem Klimawandelignoranten regiert werden, ist das katastrophal.
Trump ist bereits in seiner ersten Amtszeit aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen. Jetzt planen seine Gefolgsleute auch noch massive Einschnitte in der Umweltbehörde EPA. Er feiert das Fördern von Öl und Gas. Da bleibt nicht viel Spielraum für Interpretation.
"Die jungen Leute sind für Energiesparen, aber dann scrollen sie selbst ständig am Handy rum!" Dieses Argument ist Unfug. Smartphones sind für unseren Energieverbrauch praktisch egal. Sehen wir uns das mal an. (Thread)
Die Kapazität eines Smartphone-Akkus wird meist in mAh angegeben (Milli-Ampere-Stunden). Ein großer Handy-Akku hat vielleicht 4000mAh. Das ist eigentlich eine etwas irreführende Einheit, weil das nämlich nicht verrät, wie viel Energie er speichert.
Energie ist Stromstärke mal Spannung mal Zeit. Stromstärke und Zeit ist in unserem Wert von 4000mAh schon drin. Wir müssen aber noch die Spannung dranmultiplizieren. Das sind beim Handy ca. 4 Volt. 4000mAh mal 4 Volt sind 16000mWh (Milliwattstunden). Also 16Wh (Wattstunden).
Das Abendland ist wieder mal gerettet! Der Wiener Michaelerplatz bleibt dominiert von Autos und Beton. Wo kämen wir denn hin, wenn dort Platz für Grün und Kinder wäre!
Eine interessante Fallstudie darüber, wie menschenfeindlich wir mit Raum in unseren Städten umgehen: (Thread)
Der Michaelerplatz ist ein prominenter Platz mitten in Wien. Dominiert wird er derzeit von einer kreisrunden Autostraße. Die Gebäude ringsum sind wunderschön, aber ein Ort zum Verweilen oder gar Hinsetzen ist er nicht.
Auch weil die Innenstadt klimabedingt im Sommer immer unerträglicher wird, wurden Pläne entwickelt: Mehr Bäume, mehr Grün. Wasserspiele, die für Abkühlung sorgen. Eigentlich eine völlig unambitionierte Mini-Reform. Keine Rede etwa davon, den Platz autofrei zu machen. Aber ok.
"Haha, in Mathe bin ich schlecht, aber das braucht ja niemand!" So etwas hat wohl jeder schon mal gehört. Ein paar Sätze darüber, warum ich Mathe-Feindlichkeit für gefährlich halte. (Thread)
Ich habe vorhin eine simple Rechenaufgabe repostet, die von vielen Leuten falsch beantwortet wurde. (Jemand gibt 80 aus, nimmt 125 ein, gibt 140 aus, nimmt 155 ein. Wie hoch ist der Gewinn?) Ich fand das bedenklich, das führte zu Diskussionen. Ich sollte das wohl erklären.
Klar ist: Es ist völlig ok, schlecht in Mathe zu sein. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen. Ich z.B. bin ziemlich unsportlich. Das ist auch ok. Wir haben völlig unabhängig davon alle das Recht, uns in unserer demokratischen Gesellschaft zu äußern.
Die europäische Überheblichkeit, wenn es um Wissenschaft & Technologie geht, ist erstaunlich. Man scheint es als Naturgesetz zu betrachten, in diesen Bereichen Weltspitze zu sein. Über das Szenario, technologisch überholt & abgehängt zu werden, denkt man gar nicht nach. (Thread)
Ich wurde gestern bei einer Podiumsdiskussion wieder damit konfrontiert: China werde in der Wissenschaft weniger erfolgreich bleiben als Europa, weil das Klima einer Diktatur schädlich sei für Kreativität und kritisches wissenschaftliches Hinterfragen, hieß es da.
Da ist schon etwas Wahres dran. Ich glaube auch, dass ein kreativitätsförderndes Klima, in dem Widerspruch erwünscht ist und Autoritäten hinterfragt werden, positiv für Wissenschaft ist. Daraus eine dauerhafte Überlegenheit abzuleiten, halte ich für naiv und gefährlich.