Thread by @meich287

Ende der ersten Quarantäne. Ich möchte meine Erlebnisse und Erkenntnisse mit dem #twitterlehrerzimmer teilen. Vorab: Die Klassen, um die es geht, sind 1:1 ausgestattet, wobei ich überzeugt bin, dass vieles (wenn nicht alles) auch mit Smartphones gemacht werden kann. /1

Das soll nun aber keine Belehrung mit erhobenem Zeigefinger für KuKs sein. Es ist einfach ein komplett subjektiver Rückblick. Es ist mir noch deutlicher geworden, wie diese Situation alles verändert und wie wenig ich Präsenz vor meinen Klassen nachdrücklich vertreten kann. /2

Es war klar, dass der Tag kommen wird. Wenn man dann aber abgeschottet mit den SuS in einem Raum steht, wird einem trotzdem ziemlich mulmig. Einige SuS waren in Tränen aufgelöst und hatten Angst ihre Großeltern, Eltern (teilweise Risikopatienten) anzustecken. /3

Eine Schülerin sagte: „Warum müssen wir uns denn eigentlich diesem Risiko aussetzen, Herr Meier? Wir haben doch im März und April gezeigt, dass wir das auch im Fernunterricht können. Die Lehrer müssten das doch nun auch gelernt haben.“ Das bringt mich zu den Erfahrungen. /4

Es gab keinen gestreamten Unterricht (befinde ich für unnötig). Einmal pro Woche gab es eine gemeinsame, verpflichtende Videokonferenz, damit wir gemeinsam die Planung besprechen und uns generell mal absprechen und austauschen konnten. /5

vorher in einem geteilten Dokument gesammelt (ist das dieses sinnfreie simultane Tippen?). Der Witz dabei: Die SuS, die Fragen in das Dokument geschrieben haben, wussten in 90% der Fälle… /6

Schon die Antwort, wenn sie in die VK kamen und haben es dort den anderen Anwesenden, die eine ähnliche/gleiche Frage hatten, erklärt. Der Name wurde im Dokument zur Frage ergänzt und meistens hat dann jemand aus der Klasse im Vorfeld bereits mit dem SoS gesprochen /7

Ansonsten lief alles über asynchrone Kommunikation. Ich muss dazu sagen, dass meine Klassen gewohnt sind in dieser Form offen zu arbeiten. Die Kommunikation läuft auch im Normalbetrieb viel über Fotos und asynchron. Hierzu noch eine wichtige Anmerkung /8

Waren alle absolut zuverlässig? Nein. Musste man manchen hinterherlaufen und penetrant schreiben? Ja. Waren alle „Lösungen“ perfekt? Nein. Aber trotzdem konnte ich mit allen irgendwie Kontakt halten. Sind das Situationen, die im Präsenzunterricht auch vorkommen? Klar. /9

Auch das Seniorenheim – Projekt läuft weiter. Geteiltes Dokument, man trägt sich ein (schon wieder sinnfreies simultanes Tippen), geht in die Produktion, lädt die Sachen in die Gruppe, markiert es im Dokument, wartet auf Rückmeldung und überarbeitet gegebenenfalls. /10

Zusammengefasst bin ich wahnsinnig stolz auf meine Klassen, egal ob ebenfalls in Quarantäne oder vor Ort. Zudem wären das System und unser Ablauf nicht so, wenn wir das nicht innerhalb der Klassen gemeinsam besprochen und verbessert hätten. /11

Beispiel: Freiwillige Videokonferenzen mit geteiltem Dokument vorab war nicht meine Idee, sondern kam von der Klasse und es hat sich bewährt. Was will man mehr. Aber was mich eigentlich zu diesem Thread veranlasst hat, ist die weinende, zitierte Schülerin von oben. /12

Reflektiere ich das, wird mir bewusst, dass ich meine komplett subjektive Antwort dieses Tages nur wiederholen kann. „Ich weiß es leider selbst nicht, das sind nicht meine Regeln. Ich weiß, dass wir das anders können und auch gemeinsam schaffen würden.“ /13

PS: Mir ist die Problematik der Betreuung gerade jüngerer SuS als auch SuS aus prekären Verhältnissen durchaus bewusst. /14