Heute vor 102 Jahren stürzte das Haus Habsburg. Das Ende der 'guten alten Zeit' war die Voraussetzung für Demokratie, Arbeiterrechte und Wohlfahrtsstaat. In Staaten mit gefestigter demokratischer Tradition würde man das jedes Jahr ausgiebig feiern. Bei uns nicht. 1/6
Ein unvollständiges best-of der am 12. November proklamierten Republik: Frauenwahlrecht, 8-Stundentag, bezahlter Urlaub, Arbeitslosenversicherung, Betriebsrätegesetz, Abschaffung des Adels, Verbot der Kinderarbeit usw. Trotzdem - oder gerade deshalb - galt die Republik ihren 2/6
Feinden als 'rotes Regime'. Das hatte auch Auswirkungen darauf, wie der 12. November als Tag der Republik in Erinnerung geblieben ist. In der Ersten Republik war er zwar staatlicher Feiertag, wurde aber nur von der Linken gefeiert. Der Austrofaschismus hat den Feiertag 3/6
abgeschafft. Nach 1945 wurde der Feiertag aus Rücksicht auf die ÖVP nicht mehr eingeführt. Ähnliches trifft auf Denkmäler zu. Das Denkmal der Republik an der Wiener Ringstrasse ist kein staatliches Erinnerungszeichen, sondern ein privates, es wurde von der Sozialdemokratie 4/6
und den Freien Gewerkschaften in Auftrag gegeben und bezahlt. Am 12. November legt dort bis heute nur die SPÖ Kränze nieder. Offenbar ist es auch nach 102 Jahren zuviel verlangt, dass der Fortschritt, den die Republik für 90% der Menschen bedeutete, über alle Parteigrenzen 5/6
hinweg anerkannt würde. So lange das so ist muss man uns allen denn auch noch über Twitter gratulieren: Hoch die Republik - Hoch unsere Republik! 6/6
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