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16 Nov, 11 tweets, 2 min read
#Thread Social Media

Ich hab hier lang versucht, in irgendeinen Kreis zu passen. BDSM. Sexwork. Feminismus. Whatever.

Wollte politisch aktiv sein. Ein Aufklärungsaccount. Die Szene besser machen. Über Sex sprechen. Für andere eintreten.

Die Wahrheit?

Ich hatte nie das ~
..Gefühl, zu 100% zu passen. Es gab auch aus den Kreisen, zu denen ich gehören wollte, die ich unterstützen wollte, immer irgendwas auszusetzen. Es gab immer große Accounts, bekannte Menschen, die ich bewundert habe und vor denen ich einen guten Eindruck hinterlassen wollte.

~
Ein Eindruck, der in meinem Kopf so perfekt war, dass ich ihm nie gerecht wurde. Immer gab es etwas, das mir unangenehm war. Im Nachhinein peinlich. Etwas, das ich gern zurück genommen hätte. Gern anders formuliert hätte. Etwas, das meinem Anspruch an mich selbst nicht gerecht ~
..wurde.

Ich habe mich permanent selbst enttäuscht.

Und das Heftige ist: Man gewöhnt sich daran.

Man gewöhnt sich an den Zustand, immer ein klein bisschen falsch zu sein.

Und ich glaube, das ist ein Problem von Social Media. Ein Problem, dass den meisten nicht bewusst ist, ~
..eben weil sie daran gewöhnt sind. Und um noch ein bisschen mehr zu spekulieren (weil es bei mir so ist):

Ich glaube, ich bin nicht die einzige, die sich daran leichter und unbewusst gewöhnt, weil sie das Gefühl "nicht dazu zu passen" bereits kennt. Vielleicht zieht mich ~
Social media und gerade Twitter so an, weil ich das Gefühl vermisse, dazu zu gehören - nach einer Schulzeit mit großen Schwierigkeiten mit diesem Thema. Man akzeptiert vieles, das einem eigentlich nicht gut tut. Vieles, das man sich im realen Leben nicht ~
gefallen lassen würde. Weil man dazu gehören will. Richtig sein will. Gemocht werden will. Beliebt sein will.

Am Ende des Tages ist es als würde man Schuhe tragen, die einfach nicht richtig passen. Das geht schon eine Weile, man kommt auch voran, aber... irgendwann bekommt ~
..man Blasen. Und wenn man die zu lange ignoriert, dann muss man umso länger Pause machen, bis man weiter gehen kann.

Ich denke, ich lerne das alles so langsam. Nicht sehr schnell, aber immerhin. 🙃

Und der Witz ist: Wirklich wohl fühle ich mich, wirklich ich selbst bin ich ~
..meistens in kleineren Gruppen. In geschlossen safe spaces. Unter anderen Freaks. Anderen, die sonst nicht wirklich passen. Unter kinky Potterheads, die zocken und Malen nach Zahlen machen. Unter Nerds, die auch über Sex reden. Die manchmal Dosenbier trinken, manchmal guten ~
Rotwein. Die manchmal Heels tragen, manchmal Jogginghosen. Unter Menschen, die komplex sind. Nicht nur in einen Kreis passen. Die anders sind. Die nicht einmal in den kleineren Gruppen einen perfekten Platz finden. Menschen, deren Persönlichkeit zu anders ist, um in eine ~
..große und zu komplex, um in eine kleine Gruppe zu passen.

Und ich glaube, davon gibt es so viele, dass sie eine eigene, bunte, Mosaik-Gruppe sind - ob sie es wissen oder nicht. ♥️

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17 Nov
Aber im Fußball und anderen Bereichen, in denen Geld vorhanden ist, wird getestet und investiert.

Euch ist schon bewusst, dass ihr alle am Ende des Tages im Zweifel von diesen Menschen abhängig seid? Jeder, der einmal einen Menschen im Sterben begleitet hat, der mal in einem ~
Hospiz war oder einen Krebspatienten in seinem Umfeld hat, weiß, wie das abläuft. Dass das eine unmögliche Aufgabe ist. Dass es Formen von care Arbeit gibt, an denen der härteste DFB Vorstand brechen würde. Dass es keinen VW Manager gibt, auf den wir am Ende des Tages alle so ~
..angewiesen sind.

Dass die Regierung das nicht gebacken kriegt, war abzusehen. Aber in einer idealen Welt hätten spätestens jetzt alle kapiert, wie Ressourcen verteilt werden sollten.

Aber das tun wir nicht und ich bin einmal im mehr im Leben überrascht, dass ich enttäuscht ~
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19 Aug
Man sollte vermutlich auch öfter darüber nachdenken, woher die Dinge so kommen, die für uns heute selbstverständlich sind. Zum Beispiel:

#Woherkommteigentlich die Ehe?

Die Ehe wurde 1139 als Sakrament der katholischen Kirche eingeführt. Zu Beginn wurde sie hauptsächlich ~
als Instrument genutzt, um Dynastien zu vernetzen. Es durfte sich auch nur der verheiraten, der in der Lage war, eine Familie zu unterhalten, was über die Hälfte der Bevölkerung ausschloss.

Erst im Laufe des Mittelalters wurde die Ehe vom Instrument der Vernetzung zum ~
Wirtschaftsaspekt.

Frauen mussten Ehen eingehen, um überleben zu können. Für Männer war die Ehe erstrebenswert, weil sie Geld sparten und kostenlose Haushaltshilfen bekamen - die Aufgaben der Ehe waren natürlich christlich geprägt verteilt, also basierend auf katholischen ~
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