Thread by @kajakster

Wie wir unseren Zweitwagen abschafften. Ein (langer) Thread als Erfahrungsbericht. @kkklawitter #Autokorrektur #einautoweniger #onelesscar #mdRzA

Ausgangssituation: Zur Arbeit muss ich einmal quer durch das Ruhrgebiet. Undzwar von Süd nach Nord. Im Ruhrgebiet sind die Ost/West Achsen gut ausgebaut, Süd/Nord ist meist eine Katastrophe. Dies gilt für Auto und erst recht für ÖPNV. Daher lege ich den Weg mit dem Auto zurück.

Laut Routenplanung braucht man für die 28km 38 Minuten, die Realität sieht anders aus. Bereits durch durchschnittlichen Berufsverkehr verlängert sich die Fahrt auf 55 Minuten, unter 45 Minuten habe ich es nie geschafft. Von freier Fahrt kann keine Rede sein.

Der Arbeitsweg ist ehrlich gesagt stressig. Ich nutze ein Navi, um jeweils die aktuell schnellste Route zu fahren. Das klappt auch einigermaßen.

Anfang 2019: Ich werde zunehmend unzufrieden und suche nach Alternativen. Ich lasse einen Tracker bei meinen Autofahrten mitlaufen. Teilweise erreiche ich nur eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 28km/h, dabei liegen 12km Autobahn auf dem Weg.

Der ÖPNV ist leider keine Alternative. Die schnellste Verbindung dauert 1h43, inkl. 30min Fußweg. Eine Kombination aus Bahn und Rad benötigt 1h10 Minuten, die letzten 5km wären mit dem Rad zurückzulegen. Da kombiniert man die Nachteile von Rad und ÖPNV.

Blick auf das Rad. Routenplanung sagt 20km, 1h10. Immerhin genau so schnell wie ÖPNV/Bahn +Rad. 40km an Tag sind ein dickes Brett aber der Gedanke lässt mich nicht mehr los während ich mit dem Auto im Berufsverkehr stehe.

Ich optimere die gepl. Fahrradstrecke, am Ende sind es 22km, - dafür aber dank Fahrradtrassen fast autoverkehrsfrei. Und nur 5 Ampeln. Ich informiere mich über Pedelecs, mit einem SPedelec darf ich nicht auf der Trasse fahren, kommt daher nicht in Frage.

Das Lifecyclemag.de mit der Artikelreihe #einautoweniger zeigt mir, dass andere es auch schaffen mit dem Fahrrad, teils über noch längere Strecken zu pendeln.

5/2019 geht es los. Ich fahre drei Tage/Woche mit dem Rad. Tatsächlich brauche ich nur 55 Minuten.
6/19 Stadtradeln: ab jetzt jeden Tag Rad. In dieser Zeit habe ich durchgängig Muskelkater in den Beinen. Das Auto steht eigentlich nur noch herum.

12/19: seit 6/19 bin ich an 14 Tagen mit dem Auto zur Arbeit gefahren. Mittlerweile ist die Batterie leer, bei uns setzt zunehmend "Autoscham" aufgrund des dauerhaft auf der Straße geparkten Autos ein. Rückblickend hätten wir das Auto jetzt schon verkaufen können.

Mein Streckenrekord sind 48Min. Trotzdem brauche ich durch die Umziehzeiten länger als mit dem Auto. Aber ich schaffe es mit 0,5h Mehraufwand 2h Sport zu machen.

10/20 Das Auto wird abgeschafft. Der TÜV steht an, dazu stehen Reparaturen an. Es lohnt sich nicht mehr. Es ist in 2020 500km gefahren worden. Wir brauchen es nicht mehr. Trotzdem habe ich Anfangs das Gefühl Rad fahren zu müssen, und nicht mehr auf das Auto zugreifen zu können.

Mittlerweile habe ich das Gefühl aber nicht mehr. Es ist ein gutes Gefühl das Auto abgeschafft zu haben.

Die Kosten für ein Auto werden im allgemeinen total unterschätzt:

https://twitter.com/sapereaudeHH/status/1337190228373757956?s=19

Der Durchschnittsbürger arbeitet deutlich mehr als einen Monat, nur um mit dem Auto zur Arbeit fahren zu können. Verrückte Sache eigentlich. #Autokorrektur

Prüft einfach mal Eure Alternativen. Es gibt sie, und die meisten sind günstiger als mit dem Auto zur Arbeit zu fahren.