In der #Psychoanalyse spricht man von einer Reaktionsbildung, wenn ein sozial unverträglicher Affekt durch sein vermeintliches Gegenteil verdeckt wird, z.B. ein aggressiver Impuls durch eine fürsorgliche Geste.
Der ständig wiederholte Satz "Man muss die Alten schützen",...
...gerade von Leuten, deren reales Agieren die Alten de facto gefährdet, darf psychoanalytisch zumindest Skepsis wecken: ob "schützen" hier nicht eine unbewusste Vertauschung für "opfern" ist. Manche haben das ja auch ganz unverhohlen so ausgesprochen (s.u.)...
Es gibt durchaus die gesellschaftliche Unterströmung eines "kapitalistischen Darwinismus", in der jeder, der nichts zur ökonomischen Produktivität beiträgt, letztlich keinen Wert hat. Meisterlich in Szene gesetzt in Becketts "Endspiel", wo die Eltern in der Mülltonne landen.
Natürlich kann man das nicht pauschalisieren oder einer einzelnen Person per se unterstellen. Aber der Aspekt sollte in der Debatte schon einmal benannt und reflektiert werden. Und man sich an Autoren wie Hannah Arendt erinnern, die diesen Zusammenhang reflektiert haben:
Ökonomisches Nützlichkeitsdenken, Entmenschlichung, Totalitarismus, Faschismus, Antisemitismus und die Ideologie der "überflüssigen Menschen", die den "reibungslosen Ablauf" der Gesellschaft stören. => "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft"
Psychologisch betrachtet sind Narzissten auch tragische Figuren: Das, was am meisten gefürchtet und mit Rücksichtslosigkeit verhindert werden soll, wird gerade dadurch herbeigeführt: eine verhasste, lächerliche Figur zu sein, die letztlich von den anderen verlassen wird...1/6
Aber auf dem Weg dahin wird so viel Destruktivität freigesetzt, dass Mitgefühl schwer fällt: eher das Spiel, Beziehungen oder ein ganzes politisches System zerstören, als das Gefühl zu haben, ein Verlierer zu sein. Die Beteiligten beginnen, sich selbst mit Hass anzufüllen..2/6
...und treten in die narzisstische Duell-und-Zerstörungs-Logik ein: Ich oder du. Und beginnen selbst, den Narzissten mit Hass und Häme zu übergießen, mit der er immer gerechnet hat und weshalb er denkt, nicht verlieren zu dürfen...3/6