Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass die Corona-Pandemie endlich einen Schlussstrich unter pseudomedizinischen Blödsinn setzt, aber genau das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Im Folgenden ein paar Gedanken über Impfgegner, Alternativmedizin und falsche Toleranz.
Meine grundsätzliche These, dass die Alternativmedizin viel zu lange als harmlose Spinnerei toleriert wurde, wird in dem Satz „Wer Homöopathie sät, wird Impfgegner ernten“ sehr treffend zusammengefasst.
Die Toleranz von Alternativmedizin hat eine Spirale in Gang gesetzt, die wissenschaftliche Medizin abwertet und Pseudomedizin aufwertet. (Ein paar dieser Gedanken habe ich etwas ausführlicher im Interview mit der Bayerischen Staatszeitung erläutert. bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/…)
Der Barmer Arzneimittelreport konnte 2019 zeigen, dass Versicherte, die einen Homöopathie-Zusatzvertrag abgeschlossen hatten, auch besonders oft Impflücken aufwiesen. Spätestens das hätte aufrütteln müssen! Bei der Homöopathie geht es nämlich um weit mehr als „nur“ um die Kosten.
Wenn jetzt über Impfpflicht diskutiert wird, zeigt sich das von Karl Popper beschriebene Toleranz-Paradoxon. Die jahrelange Toleranz von intoleranten pseudomedizinen Ansätzen könnte nun dazu führen, dass das gewünschte Ziel nur durch Ausübung eines Zwanges erreicht würde.
Das Infektionsschutzgesetz regelt, wann dem Schutz der Gemeinschaft eine höhere Priorität als dem Recht des Individuums einzuräumen ist. Aber wenn wir in Zukunft nicht nur eine Durchsetzung, sondern auch eine grundlegende Akzeptanz von wissenschaftlicher Medizin haben wollen, ...
... muss sich der Gesetzgeber auch endlich von der falschen Toleranz für Pseudomedizin verabschieden. Die durch Lobbyarbeit gesetzlich verankerte Ausnahmeregelung zur Arzneimittelzulassung für die "Besonderen Therapierichtungen" muss endlich gestrichen werden.
Wer Impfbereitschaft fordert, darf kein Messen mit zweierlei Maß im Arzneimittelgesetz (AMG) tolerieren. Dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hier gar von "Wissenschaftspluralismus" spricht, gleicht einer Kapitulation.
PatientInnen und VerbraucherInnen müssen sich endlich wieder darauf verlassen können, dass alles, was sich Arzneimittel nennen darf, nach den gleichen wissenschaftlichen Grundsätzen geprüft wurde.
Es bedarf einer prospektiven und kontinuierlichen Aufklärung. Die Förderung der eigenen Gesundheitskompetenz, des wissenschaftlichen Denkens und des Erkennens von Fake News und Demagogie gehört in die schulische Grundausbildung.
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Falls Euch interessiert, wie so ein neuer SARS-CoV-2 Rapid Antigen Test funktioniert, ein kleiner Thread für Euch.
(Es folgen ein paar eklige Bilder.)
Zunächst ist auch beim Ag-Schnelltest neben der grundsätzlichen Indikation vor allem der richtige Zeitpunkt des Abstriches und natürlich die korrekte Durchführung wichtig. Wenn diese zB zu früh oder falsch erfolgt, hat ein negatives Testergebnis wenig oder gar keine Aussagekraft.
Wenn aber alles korrekt läuft, kann ein Antigen-Schnelltest helfen, infizierte Personen schnell zu erkennen und Ressourcen des Gesundheitswesens effektiver zu nutzen.
Sehr geehrter Dr. Behnke,
Sie behaupten, dass ich Auftraggeber für meine Homöopathie-Kritik hätte und suggerieren, dass ich dafür Gelder aus der Pharmaindustrie erhalte.
Wie lächerlich diese Unterstellung -gerade von Ihnen - ist, zeigt der Blick auf die Homöopathie-Lobby. (1/7)
Der Arbeitgeber von Dr. #Behnke ist die #CarstensStiftung. Die Carstens-Stiftung ist die mit Abstand größte Stiftung im Umfeld der #Homöopathie, das Stiftungsvermögen beträgt 9,2 Mio. Euro. Bisher (Stand 2018) wurden insgesamt 35 Mio. Euro für über 300 Projekte vergeben. (2/7)
Die #HomöopathieLobby besteht aus einer Vielzahl von Vereinen, Verbänden, Stiftungen und anderen Organisationen, die sich der Homöopathie verschrieben haben. Die #CarstensStiftung nimmt einen zentralen Platz ein. (Weitere Infos hier: homöopedia.eu/index.php/Arti…) (3/7)