Warum ich mit dem Einsatz von Homöopathie im Nutztierbereich hadere. Ein Thread über Tierschutz, Schmerzbehandlung & Tiersignale aus meiner praktischer Erfahrung & Gedanken zur Trends in der Tierbetreuung.
Homoöpathie ist ein Bereich, um den Tierärzte im Klein/Hobbytierbereich nicht mehr herumkommen & auch für den Nutztierbereich "verlockend" verkauft wird: Man kann damit AB senken, praktisch keine Nebenwirkungen, billig, keine Wartezeiten & der Tierbetreuer kann es selbst anwenden
Neben der Wirksamkeitsfrage, die in der persönlichen Betreuung dann zur Glaubensfrage mutiert, ist das größte Problem das "schadet nicht zusätzlich" versus dem "wir probierens erstmal natürlich/homöopathisch" - die Gesetzgebung gibt das aber "erstmal" nicht her:
Vermeiden von Leiden, Schäden & Schmerzen steht nämlich nicht nur in den 5 Freiheiten zum Tierschutz - sondern auch in unserem TierschutzGESETZ (keine Verordnung!) - durch eine rechtzeitige & geignete Behandlung, Diagnose (dürfen nur Tierärzte stellen) & Schmerzbehandlung.
Eine Tabelle aus UK - bei der Priorisierung von Tierschutzproblemen führt nämlich die in der Häufigkeit als Tierschutzmangeln die unzureichende Behandlung mit NSAID - als entzündungs- und schmerzhemmenden Mitteln (das sind keine Antibiotika). Es heißt nicht "sich gesund-leiden":
Und das ist zum Haareraufen: Es laufen tatsächlich Leute draussen herum, die nicht nur "erstmal" mit Homöopathie hantieren, sondern auch noch von einer (wissenschaftlich unbelegten!) Schmerzwirksamkeit schwafeln. Nein, nein & nochmal NEIN! Wird dieser Vet im Gerichtsfall auch..?
Aber auch, von Bachblüten bis Globuli gegen Verhaltensstörungen! Problem - häufig stecken dahinter manifeste genetische Programmierungen & Haltungsdefizite, Fütterungsfehler.. Und ja auch bei angebissenen Ohren & Schwänze benötigen Ferkel wirksame! NSAIDs & nicht Zuckerkügelchen.
Was ist denn mein Problem, wenn die Leute das "zusätzlich" geben? Es ist ein Focus Problem - wenn ich glaube, das ich was "Gutes fürs Tier getan habe" - werden tw. in einem Ausweich-Alternativ-Meideverhalten wichtige/wirksame Maßnahmen "erstmal weggelassen". Das mehr Arbeit macht
So, nun zum großen Aua: Das ist ein Panaritium, ein entzündetes, infiziertes Zehenklauengelenk hier mit aufbrechendem Kronrand. Und ja ich hab erlebt, dass das stolze Tierbetreuerinnen mit Arnica C30 behandelt haben. Im Ernst. Und von (eingebildeter) Verbesserung redeten.
Und Realität: Wie gut können Tierhalter bisher die Lahmheiten & Schmerzen einschätzen? Hier aus Prae-Ri, einer Studie bei Rind: Viele (Betriebe = Punkte) unterschätzen die Lahmheitsinzides, viele Betriebe mit über 20 % lahme Tiere (roter Kasten). Viele Hausaufgaben...!
Ursachen für Betriebsprobleme ist leider häufig: Schlechter Saufkomfort/Hitzestress, schlechte Silage (hier im Bild Thermografieaufnahme Grassilage mit Nacherwärmung/Fehlgärung), Überbelegung, schlechte Klauenpflege, genetische Fehlentwicklungen... lösbar mit Zuckerkügelchen?
Mir wird heiß & kalt bei solcher Werbung, dass eine "Agrarwende" mit Globuli zu tun hat. Ich verbinde das tw. mit tierschutzrelvanten Behandlungen: Die Tage in Facebook - Spülung einer durch Geburt aufgerissenen Scheide der Kuh mit in Schnaps aufgelösten Globuli !? ARRGH!
Es geht nämlich nicht darum Antibiotika um "jeden Preis" einzusparen", sondern die Tiere so gesund zu bringen (= weniger Leid!), dass man Behandlung nicht braucht. Denn der Beleg das Ökokühe "gesünder" = weniger krank sind klapp halt so gar nicht: orgprints.org/31846/1/Produk…
Die Streuung zwischen den Betrieben ist gewaltig: Meine Meinung - erst wenn man wirklich auch gute fachliche Praxis umsetzt (macht Arbeit, kostet Zeit, Geld/Diagnostik, Platz & auch mal Mut Futter wegzuschmeißen) - "kann" man Globuli einsetzen. Wenn man sie dann noch braucht.
Ein Wort als Frau & derzeit leider unter Volllmedikation NSAIDs: Es ist ein Unding, Pflegesehnsüchte mit "Eigendiagnosen" und Globuli an anderen auszutesten bei wirklich entzündlichen, schmerzhaften Erkrankungen an Klauen & Euteren & Schwänzen, da es ein Schmerzgedächtnis gibt.
Und: Schmerzen bei einem Beutetier, das instinktiv Schmerzen & Handicap "versteckt" ist schwieriger als bei einem Hund. Die neuen "grimace scales" Schmerzgesichter helfen und bekommen in unserer App Fitforpigs einen eigenen Themenbereich:
Oder auch hier: Das nutze ich für Tiersignaltrainings beim Rind. Manchmal etwas schwierig, wenn man veröffentlichte Fotos in Twitter & Facebook sieht und sich fragt - ist diese Kuh wirklich "zufrieden" oder nur im "Schmerz zurückgezogen"?
Und zum Abschluss - die Königsklasse an Gesundheit ist: Spielverhalten. So soll & kann das sein, ein Video von einem Freund, der auch ohne Glaubuli mit viel Invest in Wissen, Mangement, Futter, Wasserhygiene & Genetik tolle Kühe wie dieses Mädel hat :-).
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The last days i was added to a "agrar-troll/lobbyist"-list. And now there is the question - is it a bad thing to work with farmers & love my job? While it is "in" to blame them for climate change, animal abuse or using pesticides? A thread about the challenge our farmer & future.
This year we had a training for animal welfare & undocked pigs for teacher at agrar school - and they are worrieng about the future and the frustration of our young farmers. They work so hard, it is a big thing to run a farm, they see the mountain of requirements & pressure.
When i have animal signals trainings and i talk to the young farmers - they feel like this pic i took from facebook. The love their home, the farm, the work. They work with high-tech & high-education level. But they feel: Will it be ever enough? Will there be acceptance for us?