Die @unihh verbreitet eine "Studie" über den Ursprung der Coronavirus-Pandemie und zerstört damit wissenschaftliches Renomee einer Institution. Der @ndr und co. springen auf.
Was stimmt (geht schnell):
- China hilft bei der Aufklärung nach den Ursprüngen nur zögerlich bis schlecht mit.
- Wie genau das Virus aus welcher Quelle zum Menschen gelangt ist, weiß man bisher nicht.
Alles andere an dieser sogenannten Studie ist extrem unseriös.
- Der Autor ist Physiker (und darin vermutlich auch sehr kompetent). Mit Viren hat er vorher anscheinend nicht gearbeitet.
- Die Studie hat weder Theorie noch Methodik, es werden Behauptungen aneinandergereiht.
4/x
- Die Studie wurde nirgendwo publiziert, Researchgate ist quasi das wissenschaftliche Youtube.
- Angeblich ist die Studie interdisziplinär, der Autor ist aber alleiniger Autor und ich finde keinen Hinweis, dass hier nach Regeln irgendeiner Disziplin gearbeitet wurde.
5/x
- Quellenarbeit, systematische Inhaltsanalyse von Medieninhalten, alles wären okaye Methoden, nichts davon wird hier angewendet.
- Die Pressemitteilung der Uni suggeriert fälschlicherweise ein Peer-Review-Verfahren (wissenschaftlicher Begutachtungsprozess):
6/x
- Gleichzeitig markiert die Uni die "Studie" als Debattenbeitrag und räumt ein: "Sie liefert keine hochwissenschaftlichen Beweise, wohl aber zahlreiche und schwerwiegende Indizien"
- Zahlreiche Medien übernehmen die Pressemitteilung, u.a. der @ndr - Zauberwort "wohl":
7/x
Bei der @BILD ist die vermeintliche Studie gerade auf der eins (wen wundert das?). @BILDblog
Anscheinend hat keiner der JournalistInnen noch die Uni-Pressestelle die "Studie" gelesen. Man braucht keine zehn Minuten, um zu merken, dass das kein wissenschaftliches Produkt ist.
Beispiel: Es werden über direkt eingebundene Links Youtubevideos und Tweets verlinkt:
8/x
Woher ich weiß, dass man sechs Min. braucht, um die Pressemitteilung zu lesen und die Studie als Quatsch zu entlarven? Weil ich sie (wegen der Pressemitteilung) selbst erst geteilt habe.
Eine solche Verbreitung von Falschmeldungen ist eine Katastrophe für die Glaubwürdigkeit der Uni und der berichtenden Medien.
Einzige Erklärung: Keiner hat die "Studie" je gelesen. Das darf nicht sein, macht hier irgendjemand seinen Job?
10/x
Der weitere Ablauf ist klar:
1. @unihh distanziert sich 2. Verschwörungsfans sehen das als Beleg 3. Weitere sinnvolle (!) Diskussion über chinesische Kooperation bei der Suche nach Virus-Ursprung findet nicht statt
@ZappMM@DLFmedien@medienmagazin Falls ihr ein Beispiel dafür braucht, dass nicht nur doofe Opas in Sachsen auf Falschmeldungen und Quatsch reinfallen, sondern auch die Uni Hamburg und der NDR: There you go.
Und noch ein guter Thread zum Thema von @BMauschen:
Hier mal der Versuch eines Threads darüber, welche WissenschaftlerInnen der Universität Hamburg sich von der unseriösen Wiesendanger-"Studie" distanzieren (zufällige Reihenfolge).
Journalismus-Versagen: Dass die @bild heute die völlig unseriöse #Laborunfall-"Studie" der Uni Hamburg auf die Titelseite hebt, ist durch Fahrlässigkeit nicht mehr zu erklären.
Problem: Es ist nicht nur die @bild, die Wiesendangers zusammenkopierter Meinungsäußerung weiter Aufmerksamkeit verschafft.
Der @ndr-Beitrag ist weiterhin online. Letzte Aktualisierung: Gestern, 19.31 Uhr. Kein (!) Hinweis auf Kritik/Haltlosigkeit.
3/x
Beim @merkur_de ist aus vollkommen haltlos, unseriös und unter keinen Umständen wissenschaftlich immerhin "umstritten" geworden - in der Subüberschrift.
Bei @tonline begnügt man sich mit einem Fragezeichen hinter der Überschrift.
Die übliche Regeln bei der Arbeit: Auf den Fluren #Maskenpflicht, am Arbeitsplatz selbst nicht, dafür viele Plexiglasscheiben. Das lässt sich auch gut beobachten, wenn man in Hamburger Bürovierteln spazieren geht.
So sollen Tröpfcheninfektionen verhindert werden.
3/12
Problem: Es gibt ja noch Aerosole. Die verbeiten sich eher wie ein Dampf im Raum, gerade wenn wegen wenig Lüften und viel Heizen im Winter die Luft zirkuliert.
Das kann also ein Problem sein, wenn man nicht gerade ein Einzelbüro hat.