Thread by @janeksteitz

5 Monate haben @AgoraEW, @stiftung2grad & @rolandberger mit 17 Industrieunternehmen diskutiert, welchen pol. Rahmen die Industrie braucht, um bis spätestens 2050 #klimaneutral zu werden. Einige persönliche Eindrücke und Ergebnisse des Dialogs im Thread 👇

Initiiert wurde der Dialog als Reaktion auf die Diskrepanz zwischen Klimaschutzzielen und tatsächlicher Industrie-/Klimapolitik der BuReg: Klimaneutralität bis 2050 auf der einen Seite, schleppender Ausbau EE und große Unsicherheiten in Bezug auf zB H2 auf der anderen Seite /2

Was für einige neu sein wird: Große Teile der Industrie stehen hinter dem Klimaneutralitätsziel der BuReg und viele haben selbst ambitionierte Klimaziele. In den Unternehmensteckbriefen im Anhang des Politikpapiers können diese nachgelesen werden /3 bit.ly/3ulFnBO

Warum stockt die Dekarbonisierung der dt. Industrie dann? Im Wesentlichen aus zwei Gründen: 1) Viele dt. Industrieplayer konkurrieren auf dem globalen Weltmarkt mit Produzenten aus zB China, die weniger Klimaregulierung unterworfen sind… /4

& daher billiger produzieren können. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, werden EU-Player deshalb teils von zB CO2-Preis & Energieumlagen befreit. Das verringert den Transformationsdruck. Und 2) Viele CO2-arme Schlüsseltechnologien haben heute keinen Business Case @McKinsey /5

Was die Situation für die hiesige Industrie noch herausfordernder macht, ist die Tatsache, dass andere Staaten jetzt massiv in die Dekarbonisierung heimischer Industrien investieren. Das Rennen um int. Technologieführerschaft hat begonnen. Außerdem haben… /6

konventionelle Anlagen oftmals Lebensdauern von 30+ Jahren. D.h. überspitzt, dass jetzt nur noch in klimaneutrale Anlagen investiert werden darf, wenn Klimaneutralität bis 2050 Realität werden soll. Die Industrie hält das für möglich, aber nur mit massiver Mithilfe des Staats. /7

Was genau sollte die Politik also tun? Zentrales Ergebnis des Dialogs ist, dass die Transformation der Industrie hin zu Klimaneutralität entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette angereizt werden muss. Dazu gehört der massive Ausbau Erneuerbarer Energien, … /8

Reform der Abgaben/Umlagen, wettbewerbsfähige Stromkosten, zB mittels eines dynamischen Benchmarks int. Industriestandorte, & der schnelle Aufbau von H2- & Kreislaufwirtschaft. Außerdem müssen eine CO2-Infrastruktur aufgebaut und CCU/S-Technologien skaliert werden. /9

Einigkeit besteht auch darüber, dass höhere CAPEX/OPEX CO2-armer Schlüsseltechnologien durch Carbon Contracts for Difference massiv gefördert werden müssen. Kritisch hingegen sehen Teile der Industrie einen Grenzausgleichmechanismus... /10

Aus Sicht der Industrie muss ein CBAM sorgfältig vorbereitet werden und existierende Schutzinstrumente sollten während einer Prüfungs-/Pilotphase eines CBMAs fortbestehen, um Carbon Leakage zu verhindern. Diskutiert werden in der Industrie außerdem… /11

Gestalt/Umfang staatl. Maßnahmen zur Steigerung der Nachfrage nach klimaneutralen Produkten, darunter zB grüne Produktlabels, Abgaben auf Endprodukte nach CO2-Gehalt, nachhaltige öffentl. Beschaffung oder Quoten für CO2-arme Materialien. /12

Neu dürfte auch die Forderung sein, Klimaneutralität stärker ins Zentrum des Regierungshandels zu rücken & ressortübergreifend zu verankern. Um die Industrietransformation zu beschleunigen, fordern die Projektpartner ein Klimaschutzsofortprogramm zu Beginn der nächsten LP. /13

Mein Fazit: DE hat die Chance, erfolgreicher & klimaneutraler Industriestandort zu bleiben/werden. Dafür muss die Politik deutlich ambitioniertere Industrie-/Klimapolitik betreiben. Das Rennen um Technologieführerschaft wird nicht in 5 Jahren, sondern jetzt entschieden. /END

@P_Graichen @UtzTillmann @schaefer_berlin @kaulmartin @mmkleiner @AgoraEW @Stiftung2Grad @RolandBerger @PhilippaSigl