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Apr 14, 2021 9 tweets 3 min read Read on X
Laut EU-Kommissar Hahn hat Österreich seinen Antrag für den EU-Wiederaufbaufonds Recovery and Resilience Facility nun doch schon abgegeben? (ec.europa.eu/info/business-…. Vorgestern hieß es, man sei mittendrin. Da bleibt einem der Mund offen. Ein Rant-Thread. #NextGenerationEU 1/n
Der Plan soll nämlich nicht nur einer der Regierung sein: Die Kommission hat die Staaten aufgerufen, mit Sozialpartnern und anderen Stakeholdern in einen *breiten politischen Dialog* zu treten, um den Aufbauplan vorzubereiten. Andere Staaten haben das genau so gemacht. 2/n
Immerhin geht es um Milliarden, die von der EU abzuholen sind. Griechenland hat eine Kommission eingerichtet unter der Führung eines Nobelpreisträgers, ihr Plan ist  300 Seiten dick – plus 500 Seiten wissenschaftliche Erläuterungen.  3/n
Portugal hat im ganzen Land digitale Seminare abgehalten und breit diskutiert, was eingereicht werden soll. Einen ersten Entwurf stellte Premier Costa öffentlich zur Diskussion. Er sagte: “Der Plan kann offensichtlich nur demokratisch und gemeinsam entwickelt werden.” 4/n
Und während andere Staaten schon vor Monaten fertig waren, hat Österreichs Regierung - eine E-Mail-Adresse eingerichtet: Unter mail@recover.austria.gv.at durfte man mit dem Salzamt fernschriftlich in Kontakt treten. 5/n
Nach Abschluss des "Prozesses" liegt der Plan nun in Brüssel - in Österreich ist er aber nicht öffentlich, wie ein Blick auf die dürre Website zeigt. 6/n oesterreich.gv.at/nachrichten/al…
Die größte Gefahr: Dass wir am Schluss Krempel einreichen, den wir sowieso gemacht hätten. Der positive wirtschaftliche Effekt des EU-Geldes wäre damit beim Teufel. Erste Tweets von Klimaministerin Gewessler deuten in so eine Richtung. 7/n
Dabei könnten wir das Geld gut brauchen: Allein das Nötigste, um die Klimakrise zu bekämpfen, kostet 16 Mrd. Wer Kinder im Homeschooling hatte, weiß, wie digitale Infrastruktur in Schulen ausschaut. Wer am Land wohnt, wie groß die Öffi-Lücke ist. Eine vergebene Chance. 8/n
Nachtrag: das @mom_inst hat das Papier nun vorliegen und erste Analysen veröffentlicht.

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Sep 28, 2023
Über Armut in Österreich weiß ich mehr, als ich wissen möchte. Ich bin in sie hineingeboren worden. Es hat lange gebraucht, bis ich darüber reden konnte.
Wenn ich erzähle, wie es da ist, wo ich herkomme, dann spürt mein Gegenüber, wie weit weg das von ihm und von dort ist, wo er aufgewachsen ist. Dann schauen wir beide in den Graben, der sich zwischen uns auftut. Und schweigen.
Meine Kindheit ist nichts Besonderes. Hunderttausende Kinder wachsen genauso - und schlimmer - auf. Doch die im Dunkeln sieht man nicht. Die, die in den schimmligen Wohnungen sitzen; die nicht heizen, die nicht täglich warm essen … die sieht man nicht. Armut macht unsichtbar.
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Mar 14, 2023
"Wer sich anstrengt, kann alles schaffen. Sie beweisen das doch: Vom Arbeiterkind zur Unirätin!" Meine Aufstiegsgeschichte wird oft zur Erfolgsgeschichte umgedeutet, entstellt beinahe. Eine Erfolgsgeschichte verdeckt die Machtverhältnisse und hilft mit, sie zu stabilisieren.
Eine Erfolgsgeschichte versteckt, dass niemand den Aufstieg allein schaffen kann. Und schließlich verdeckt sie den Schmerz derer, die sich hochbeißen. Aber auch derer, die das nicht schaffen. Weil sie es gar nicht schaffen sollen. Von diesem Schmerz will ich euch heute erzählen.
Mein erster Tag an der Uni. Ich hetze durch das Hauptgebäude auf der Suche nach dem richtigen Seminarraum. Jeder Stiegenaufgang ist immer der falsche. Das riesige Gebäude wird größer und größer. Auf jede Treppe folgt eine weitere. Ich finde nicht einmal den Seminarraum.
Read 10 tweets
May 31, 2022
Der Kindergarten-Freund hat Geburtstag. Auf den ersten Blick heißt das schnell ein Geschenk kaufen, und gut ist es. Auf den zweiten Blick heißt es: Arbeit. #mentalload
Zur Feier zusagen, planen, wie das eigene Kind da hin kommt, herausfinden, welches Geschenk Freude bereitet, selbiges besorgen, haben wir überhaupt noch Geschenkpapier, das schnell kaufen, alles einpacken, Rechnung aufheben, sicher ist sicher, Kind nachher wieder einsammeln.
Familienarbeit ist oft unsichtbar. Und wird meist von Müttern erledigt. Keine noch so gute Paar-Therapie, keine noch so gute Haushalts-App bewahrt Frauen davor, die Hauptlast der Familienverantwortung zu tragen.

Solange Mental Load unsichtbar ist, bleibt man damit recht allein.
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Apr 24, 2022
Ein Foto des neuen NYT-Chefredakteurs sorgt für weltweites Gelächter. Woher das Unbehagen wegen der Fotoinszenierung dieses mächtigen Mannes? Sie ist nach all unseren internalisierten Maßstäben schlicht falsch. 1/9
Wir alle inszenieren unser Geschlecht über viele Dinge: Frisur, Outfit, Make-up, Körpersprache - meist ohne darüber nachzudenken. Wie wir gehen, wie wir stehen, welche Pose wir für ein Foto wählen, drückt eben unbewusst auch aus: Ich bin eine Frau. Ich bin ein Mann. 2/9
Körpersprachlich gibt es Männlichkeits- wie Weiblichkeitszeichen. Weiblichkeitszeichen drücken zum Beispiel Unsicherheit oder Hilfsbedürftigkeit aus, Männlichkeitszeichen markieren Dominanz und Überlegenheit. 3/9
Read 9 tweets
Apr 6, 2022
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mir ist mulmig zumute. Mein Twitter ist voll von "Ok, Leute, das wird verdammt knapp"-Tweets. Klimaforscher:innen erzählen, dass sie "full blown panic attacks" hatten, während der letzte IPCC-Report vorgestellt wurde. 1/13
Dabei steht im IPCC-Report nichts Neues drin: Wir sind Lichtjahre von einer CO2-neutralen Welt entfernt. Wer kleine Kinder hat, muss in Betracht ziehen, dass sie einmal in einer um 3-4 Grad heißeren Welt leben werden: 2/13
Sidenote: Das dystopische Buch "Die Mauer" erzählt von den Kindern der Klimakatastrophe. Sie fragen die Elterngeneration: "Wer hat die Welt kaputt gemacht? Sie würden niemals zugeben, dass sie es waren. Und doch ist es direkt vor ihren Augen geschehen." 3/13
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Jan 24, 2022
Ja, @florianklenk hat Recht: Thinktanks brauchen mehr Transparenz. Umfassende Offenlegung ist bisher nicht üblich. Dass Thinktanks im öffentlichen Auftrag Studien erstellen, aber Auftraggeber, Inhalt, Titel und Kosten geheim bleiben, leider schon.
Wer “privat”, also von Banken, Versicherungen und Millionären finanziert wird, gilt weithin als unabhängig. “Private”, so höre ich, “dürfen machen, was sie wollen”. Im Land des milliardärsfinanzierten Schwurbler-TVs.
Als ich @mom_inst und @moment_magazin 2019 gegründet habe, wusste ich nicht, ob sich das ausgeht. Die ersten Leute habe ich an Bord geholt, ohne zu wissen, ob ich das langfristig finanzieren kann. Ich war mir sicher: Wenn ich nicht dran glaube, dann glaubt niemand dran.
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